Innsbruck Informiert

Jg.2014

/ Nr.2

- S.59

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musste neben der Errichtung der Sportstätten (Olympiastadion, Bob- und Rodelbahn, Sprungschanze, Skistrecken)
sowie der eigentlichen Infrastruktur
(Olympisches Dorf) vor allem Baumaßnahmen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur in Angriff nehmen.

Der Südring
Die Stadt Innsbruck war verkehrstechnisch keineswegs auf den zu erwartenden Ansturm von ZuschauerInnen
vorbereitet. Vor allem fehlte es an einer
Umfahrung der Stadt im Süden. Der gesamte Durchzugsverkehr fuhr damals
noch mehr oder weniger durch die Stadt
hindurch. An Spitzentagen zwängten
sich an die 20.000 Fahrzeuge durch
die Stadt, davon entfielen mehr als die
Hälfte auf Durchgangsverkehr. Für die
Olympischen Spiele musste man mit einer vielfachen Steigerung rechnen. Um
diesen Missstand zu beseitigen, führte
die Stadt Innsbruck in ihrem Straßennetz 2,5 km Neubauten und 10,3 km
Ausbauarbeiten durch. Kernstück dabei
war der neu errichtete „Südring“ mit der
250 m langen Olympiabrücke, der nicht
nur die neu errichteten Kampfstätten
am sogenannten Tivoliareal (OlympiaEisstadion, Eisschnelllaufplatz) und am
Bergisel (Sprungschanze) mit dem olympischen Quartier in der im östlichen Teil
der Stadt gelegenen Reichenau verband,
sondern auch zukünftig die westlichen
und östlichen Stadtteile verbinden sowie eine Umfahrung der Innenstadt im
Süden ermöglichen sollte. Weitere Straßen wurden zu den Wettkampfstätten
in die Axamer Lizum sowie nach Seefeld
errichtet. Weiters wurde vom Bund als
Fernstraße die Brennerautobahn mitsamt der Europabrücke frühzeitig fertiggestellt.
Auch in die Eisenbahn als Zubringer
von BesucherInnen zu den Wettkampfstätten wurde massiv investiert.

Olympisches Dorf
Eine große bauliche Maßnahme bedeutete das Olympische Dorf. Galt es
doch, 200 Sportlerinnen und 1.000
Sportler sowie über 300 Funktionäre
und Kampfrichter in Innsbruck unterzubringen. Dafür entstand ein Olympisches Dorf an der damaligen östlichen
Stadtperipherie. Zwischen 1961 und
1963 wurden in Gestalt einer Wohnsied-

Bau des Südrings mit Olympiabrücke 1963

lung 8 zehn- bis elfstöckige Hochhäuser
mit insgesamt 689 Wohnungen von der
Stadt Innsbruck und drei privaten gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften erbaut.
Neben den SportlerInnen galt es auch
für die über 1.000 akkreditierten JournalistInnen am Innrain neben der LeopoldFranzens-Universität einen Neubau zu
errichten, der während der Wettkämpfe
als Pressezentrum, im Weiteren dann
zur Unterbringung der Chemischen Institute der Universität diente und nun vor
seinem Abriss steht. Dieser Neubau war
schon länger durch den Bund geplant
und wurde aufgrund der Winterspiele
vorgezogen realisiert. Zur Unterbringung der Presse wurde das sogenannte
Internationale Studentenheim in der Rechengasse erweitert. Auch dieses Vorhaben war schon länger geplant.

Finanzielles Defizit
Trotz des Umstandes, dass viele der baulichen Maßnahmen als schon geplante Bauvorhaben vorgezogen realisiert
wurden, stellten die Winterspiele rein
rechnerisch ein finanzielles Defizit dar.
Dies war auch manchen PolitikerInnen
bereits vor Beginn der Spiele bewusst.
Aber gleichzeitig gab es viele Profiteure:
Dazu zählten die einzelnen Tiroler Gemeinden der Olympiaregion, die einen
Anstieg der „eigenen“ Steuern, wie der
Gewerbe-, Getränke-, Ankündigungsund Vergnügungssteuern, verzeichneten. Daneben profitierte die heimische

Wirtschaft und damit auch die Bevölkerung des Landes durch die zahlreichen
Bauaufträge.
Dem finanziellen Defizit stellte man
die internationale Aufmerksamkeit, die
Tirol durch die Austragung der Winterspiele erlangte, sowie die Tatsache, dass
ein Großteil der Bevölkerung von den
Infrastrukturmaßnahmen nachhaltig
profitierte, gegenüber. So wurde zum
Beispiel das Olympische Dorf zur Deckung des dringenden Wohnbedarfes
für 9.000 BewohnerInnen herangezogen. Weiters bedeutete auch der neu errichtete Südring eine Entlastung für die
Stadt vom Durchzugsverkehr.
Auch Fortschritte im Technologiebereich ergaben sich für Innsbruck aufgrund der Olympischen Winterspiele. So
war es zum Beispiel seit 10. Jänner 1964
möglich, Direkttelefonate in die Schweiz
und in die Bundesrepublik Deutschland
zu führen. 1964 war eine solche Direktverbindung in Österreich ausschließlich
in Innsbruck vorhanden!
Diese Vorteile ließen die Kosten schlussendlich vertretbar erscheinen und auch
den Entschluss für die Austragung zweiter Olympischer Winterspiele in Innsbruck 1976 fassen. Das finanzielle Defizit
stand in der Bevölkerung eigentlich zu
keiner Zeit zur Diskussion, zu sehr waren
die TirolerInnen mit der Steigerung des
persönlichen Wohlstandes zufrieden.
Dies erklärt auch die große Akzeptanz
für die Olympischen Spiele in Innsbruck
vor, während und nach 1964.

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