Innsbruck Informiert

Jg.2014

/ Nr.1

- S.22

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p o l i t i k & s ta dt v e r wa lt u n g

innsbruck informiert nr. 1/2014

© e. reinisch

Filme wie
„Zersplitterte
Nacht“, bei dessen Premiere
im Metropolkino auch
ZeitzeugInnen
anwesend
waren, leisten
einen wichtigen
Beitrag zur Aufarbeitung der
Ereignisse 1938
in Innsbruck.

Erinnerungskultur:
Eine öffentliche Verantwortung
Der November 2013 stand in Innsbruck im Zeichen des Pogromgedenkens, das sich zum sechzigsten Mal jährte.
Die Veranstaltungen erinnerten an die Notwendigkeit, vergangene Ereignisse vor dem Vergessen zu bewahren.

L

aut Definition bezeichnet Erinnerungskultur „den Umgang des
Einzelnen und der Gesellschaft
mit ihrer Vergangenheit und ihrer Geschichte“ (Quelle: Wikipedia). Im europäischen Raum steht der Begriff in
erster Linie für die Erinnerung an die
Opfer des Nationalsozialismus und an
den Holocaust.
Eine öffentliche Verwaltung wie eine
Bundes- oder Landesregierung oder ein
Stadtmagistrat steht in der Verantwortung, die Erinnerung an die Vergangenheit aufrechtzuerhalten und für nachfolgende Generationen zur Verfügung
zu stellen. Dies beinhaltet das Aufstellen
von Denkmälern als Mahnmale an vergangene Ereignisse ebenso wie die Pflege
von Gedenkstätten und Gedenktafeln.
Diese Maßnahmen sind notwendig, für
eine umfassende gesellschaftliche Auseinandersetzung jedoch nicht ausreichend.
Durch die Archivierung von Informatio-

nen, deren wissenschaftliche Aufarbeitung und die öffentliche Dokumentation
sowie das Erzählen von Geschichte(n)
durch ZeitzeugInnen werden die Geschehnisse anschaulicher und bildhafter
und führen zu einem offenen Diskurs
über Geschichte sowie Vergangenheit.

Zeichen gegen das
Vergessen setzen
Anlässlich des Pogromgedenkens im November 2013 wurde ein dunkles Kapitel
der Innsbrucker Stadtgeschichte aufgeschlagen. Die Ereignisse von 1938 haben viele InnsbruckerInnen noch selbst
miterlebt, und auch hier ist es wichtig,
seitens der öffentlichen Hand spürbare
Zeichen zu setzen.
Die Stadt Innsbruck signalisierte 2011
und 2012 mit der Verleihung von Verdienstkreuzen an sechs ehemalige jüdische MitbürgerInnen die Bereitschaft
und ihr Anliegen, das geschehene Un-

recht gewissenhaft aufzuarbeiten und
einen Beitrag zur Versöhnung mit den
Opfern des Nationalsozialismus in Tirol
zu leisten.
In Bucherscheinungen wie „Die zweite Fremde“ des Innsbrucker Autors C. W.
Bauer, das im Mai im Rathaus präsentiert
wurde, machen subjektive Geschichten
die Ereignisse aufs Neue erlebbar. Über
die Schilderung des Lebensweges zehn
jüdischer Familien lässt der Autor die LeserInnen an deren bewegenden Lebensgeschichten teilhaben.
Auch über das Medium Film lassen
sich Ereignisse der Vergangenheit lebensnah darstellen. Die Produktion des
dokumentarischen Dramas „Zersplitterte Nacht – 9. November 1938, als die
Nacht am kältesten war“, der Ende Oktober dem Innsbrucker Publikum vorgestellt wurde, wurde mit Mitteln aus der
städtischen Kulturförderung „stadt_potenziale“ finanziell unterstützt. AS