Innsbruck Informiert

Jg.2013

/ Nr.11

- S.59

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© stADtArCHiV innsBrUCK (1)

psychischer zusammenbruch
eines bedeutenden lyrikers

Die Hohenburg bei Igls

Talent erkennt und ihn fördert. Trakl
wohnt mehrfach bei Ficker in Mühlau
und als Gast von dessen Bruder Rudolf
von Ficker auf der Hohenburg bei Igls.
Auch im September 1913 kehrt Trakl
von seiner Venedig-Reise über Salzburg
nach Innsbruck zurück und füllt diesen Aufenthalt mit ungeheurem poetischen Schaffen.

„Es wird alles im
dunkeln enden.“
Ficker ist es auch, der Trakl für eine
Lesung nach Innsbruck holt, wohl
auch aus Gründen der Besorgnis.
Trakl schreibt in einem seiner Briefe:
„Ich habe jetzt 2 Tage und 2 Nächte
geschlafen und habe heute noch eine
recht arge Veronalvergiftung. In meiner Wirrnis und all’ der Verzweiflung der letzten Zeit weiß ich nun gar
nicht mehr, wie ich noch leben soll.
[…] es wird alles im Dunkeln enden.“
Die Stellung Fickers als Förderer und
Vertrauter Trakls zeigt sich auch bei
den Vorbereitungen zur Lesung, er
legt in weiten Teilen die Auswahl der
Gedichte fest, Trakl selbst trägt fast
nichts dazu bei. Am 10. Dezember 1913
findet dann der vierte Autoren-Abend
des „Brenner“ im Musikvereinssaal

statt und Trakl liest zum einzigen
Mal öffentlich acht seiner Gedichte
vor: Die junge Magd – Sebastian im
Traum – Abendmuse – Elis – Sonja –
Afra – Kaspar Hauser Lied – Helian.
Er bestreitet den Abend gemeinsam
mit dem Dramatiker und „Brenner“Mitarbeiter Robert Michel, der aus
seinen Werken „Vom Podvelez“ und
„Die Häuser an der Dzamija“ liest. Der
Autorenabend ist sehr erfolgreich, obwohl, wie Josef Anton Steurer in einer
der größten Tageszeitungen Tirols,
dem „Allgemeinen Tiroler Anzeiger“,
vermerkt, Trakl „leider zu schwach,
wie von Verborgenheiten heraus“. Die
„Innsbrucker illustrierten Neuesten
Nachrichten“ berichten: „Georg Trakl
habe mit seinen geistvollen Gedichten reichen Applaus“ geerntet und
resümiert, dass der Abend „ein literarisches Ereignis für Innsbruck“ gewesen sei. Allerdings ist es für Ficker ein
Ereignis mit finanziellem Verlust, da
trotz umfangreicher Vorankündigung
nur wenige Zuhörer kommen. Infolge
erscheint keine einzige umfangreiche
Stellungnahme zu Trakl, einzig Ficker
selbst veröffentlicht einen „Brenner“Artikel, in dem er Trakls Lesung kommentiert.

Infolge der Generalmobilisierung meldet
sich Trakl im August 1914 als Militärapotheker im Ersten Weltkrieg, seine Einheit
wird Anfang September in Galizien stationiert. Seinem Einsatz bei der Schlacht
von Grodek folgt ein Zusammenbruch, ist
doch sein psychischer Zustand aufgrund
des Drogenkonsums, der inzestuösen
Beziehung zu seiner Schwester, sowie
beständiger Finanzprobleme schon seit
Langem äußerst instabil. Nach einem
missglückten Suizidversuch – seine Kameraden entrissen ihm die Pistole – interniert man ihn in der Psychiatrischen
Abteilung des Garnisonsspitals in Krakau.
Trakl verstirbt am 3. November 1914 um 9
Uhr abends an einer Kokainvergiftung,
die er wohl selbst herbeigeführt hat. Auf
Veranlassung seines Freundes Ludwig von
Ficker wird sein Leichnam 1925 nach Innsbruck überführt und auf dem Mühlauer
Friedhof bestattet. Weitere Informationen zum Nachlass Ludwig von Ficker und
Georg Trakl finden Sie im Brenner Archiv
(www.uibk.ac.at/brenner-archiv).

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