Innsbruck Informiert

Jg.2013

/ Nr.6

- S.59

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s t ad t geschich t e

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© Stadtarchiv Innsbruck (3)

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sogar noch einige Erstbesteigungen. So
seltsam es anmuten mag, Gsaller gründete doch tatsächlich eine Familie.
Man kann wohl annehmen, dass das
eher als eine reine Zufälligkeit anzusehen ist. Den Stellenwert der Familie in
Gsallers persönlicher Werteskala zeigt
sein schriftlich verfasster Lebenslauf
am besten. Auf fünfunddreißig mit der
Maschine geschriebenen Seiten nimmt
die Beschäftigung mit den Bergen den
überwiegenden Teil in Anspruch, berufliche Belange sind eingestreut, die Tatsache, dass er geheiratet hat, beschränkt
sich jedoch auf nur zwei Sätze, die zusammen knapp fünf Zeilen ausmachen.
Die Existenz seiner Tochter musste man
eher erraten und dann recherchieren.
halb derer überwiegend in der Kalkkögelgruppe. Seine Berichte erschienen
hauptsächlich in den „Mitteilungen und
in der Zeitschrift des Deutschen und
Österreichischen Alpenvereins“, in der
„Österreichischen
Touristenzeitung“
und in den lokalen Tageszeitungen.

Schicksal am Pflerscher Tribulaun
Gsallers bergsteigerische „Sturm- und
Drangzeit“ war relativ kurz und lag wegen einer Beinahetragödie nur zwischen
den Jahren 1871 und 1879. Ein Unfall bei
einer versuchten ersten Alleinbegehung
des Pflerscher Tribulaun am 1. August
1879 zog Folgen nach sich, die ihn als
Spitzenbergsteiger seiner Zeit in eine
hintere Reihe zurückdrängte. Eine tief
greifende gesundheitliche Beeinträchtigung verfolgte ihn durch sein ganzes
späteres Leben, Gsallers Bergfahrten
konnten sich aber immer noch in jeder
Hinsicht sehen lassen. Es gelangen ihm

Berge für alle erschließen
Carl Gsaller befasste sich auch stark
mit dem Bau von Gebirgswegen und
-steigen, dem Hüttenbau und mit dem
Bergführerwesen. Es war ihm ein sehr
persönliches Anliegen, die Erreichbarkeit der Bergziele einer breiteren Öffentlichkeit zu erschließen. So wurden
auf seine Initiative und Planung zahlreiche Anstiege neu- und ausgebaut sowie
Schutzhütten errichtet. Als Beispiele
werden hier der Gipfelanstieg auf den
Großen Bettelwurf, die Idee zur Anlegung des Steiges vom Bettelwurfeck zur
Bettelwurfhütte und deren Linienführung, verschiedene Jochübergänge in
den Stubaier Alpen sowie die Erkundungen für die Bauplätze der Franz-SennHütte, der Adolf-Pichler-Hütte und der
Starkenburger Hütte genannt.
1894 wurde Carl Gsaller die Ehrenmitgliedschaft beim Akademischen Al-

penklub Innsbruck verliehen. Dadurch
war der eher als Alleingänger bekannte Pionier des Alpinismus doch in einem Klub
gelandet. Auch die Sektion Innsbruck
des DuOeAV verlieh ihm 1921 die Ehrenmitgliedschaft. Eine weitere Ehre erfuhr
Gsaller durch den nach ihm benannten
„Gsallerweg“ in den Kalkkögeln.
Politisch dürfte sich Gsaller ziemlich
zurückgehalten haben, nirgends konnte
bei ihm eine besondere Hinwendung zu
großdeutschem Gedankengut bemerkt
werden, zu sehr hatten ihn vermutlich
die Pflichterfüllung im Beruf und der
Einsatz für „seine“ Berge in Anspruch
genommen.

Würdigung eines Lebenswerks
Es gibt keine Zeitzeugen mehr, die Carl
Gsaller noch persönlich kannten und
über ihn erzählen könnten. Dennoch
erlauben seine eigenen Aufzeichnungen
und Veröffentlichungen durch und über
ihn, ein abgerundetes Menschenbild zu
gewinnen. Er ist sicherlich zeitlebens
ein grundehrlicher und gewissenhafter
gestandener Innsbrucker Bürger gewesen, der bestrebt war, sein Bestes zu
geben. Streng und genau in der Pflichterfüllung, dürfte er an sich selbst und
seine Umgebung höchste Maßstäbe angelegt haben.
Als späte Würdigung seiner Leistungen darf nun im Jahr des 120-jährigen Bestehens des Akademischen
Alpenklubs Innsbruck das Buch „Carl
Gsaller, ein Bahnbrecher des Alpinismus“ eine Lücke in der Alpinen Literatur schließen. Das bei Wagner verlegte
Werk erschien als Band 48 der Neuen
Folge des Stadtarchivs Innsbruck.