Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.11

- S.3

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AmtsblattNr.12_
der den Zutritt zu den Arkaden, zum Aufbahrungsraum und zur Einsegnungshalle vermittelt. Diese bildet
den Mittelpunkt der Friedhofsbauten, weshalb sie reichen Schmuck durch Wandverkleidungen und Freskogemälde erhielt. Vom Säulengang, dessen östlicher Flügel
in eine Arkadenreihe von 6 Grüften mit 72 Nifchen
ausgestaltet ist, steigt man eine breite, mit Zypressen gesäumte Terrasse auf die Ebene des Friedhofes hinab,
dessen Mitte eine runde Zieranlage einnimmt, von der
die Wege zu den 20 Grabfeldern ausgehen. Für 2000
Der städtische Westfriedhof enthält derzeit folgende Grabstellen: Gräber ist Raum in diesem Friedhof, nur mehr 300 sind
heute frei verfügbar, doch besteht, abgesehen von der
Alter Teil:
Gelegenheit zur Einziehung von Gräbern infolge AbI n 151 Arkaden
1854 Grabstellen hievon 1812 befetzt 42 frei laufes der Velagsfristen, noch eine AusdehnungsmögI n 16 Grabfeldern 4307 Grabstellen hievon 4092 besetzt 215 frei lichkeit auf jenem westlich gelegenen Teile, der mit
Neuer Teil:
Gräbern der Soldaten belegt war, deren Gebeine in der
I n 55 Arkaden
676 Nischen
hievon 359 befetzt 317 frei an der Südseite des Friedhofes erbauten KriegergeI n 17 Grabfeldern 5576 Grabstellen hievon 4609 besetzt 967 frei dächtniskapelle aufbewahrt sind, welche die Namen
aller am Ostfriedhofe in den Jahren 1914 bis 1918 beProtestantischer Teil:
526 Grabftellen hievon 470 befetzt 56 frei erdigten Krieger enthält.
I m Durchschnitt der letzten Jahre wurden auf dem
Israelitischer Teil:
Westfriedhofe
rund 500 Tote, auf dem Ostfriedhofe
463 Grabstellen hievon 354 besetzt 109 frei
rund 80 Tote jährlich beerdigt. Es ist der Zeitpunkt
13 402 Grabstellen hievon 11.696 besetzt 1706 frei schon vorauszusagen, an dem der heutige Westfriedhof
Einer besonderen Beschreibung bedarf auch der Ur- nicht mehr hinreichen und zu neuer Planung, vielleicht
nenhain am Westfriedhof, dessen Grabplätze in vor- teilweise in Form eines Parkfriedhofes gegen Westen
stehenden Zahlen nicht enthalten sind. Hier können auf zu geschritten werden wird. Der größte Teil der erforverhältnismäßig kleinem Räume die Urnen oder derlichen Gründe ist bereits im Besitze der Stadt, mehAschenkapseln, welche die Feuerbestattungsanstalten an rere müssen noch im Wege des freien Ankaufes oder
die städtische Friedhofsverwaltung senden, beigesetzt allenfalls der Enteignung erworben werden. Die Friedwerden. Der hiesige Urnenfriedhof birgt 56 Nischen hofsverwaltung ist daher bestrebt, mit dem vorhandenen
I. Klasse für 112 Urnen, 48 Nischen I I . Klasse für 208 Raum hauszuhalten. Jahr für Jahr werden die FriedUrnen, 84 Nischen I I I . Klasse für 504 Urnen und end- hofbücher mit den Aufzeichnungen über die rund 15.500
lich 32 Erdgräber für 192 Urnen, zusammen also Raum Grabstellen des West- und Ostfriedhofes und die rund
für 1016 Urnen. Von den Parteien werden die Nischen 1000 Urnenplätze hinsichtlich des Ablaufes der RefervieI I. Klasse bevorzugt, die I. Klasse wegen des höheren rungszeiten und bei Turnusgräbern der 10jährigen BePreises selten gewählt, dagegen die Erdgräber bisher erdigungsfrist überprüft und die Gräber auf die ordentabgelehnt. Seit Bestand des Urnenhaines, d. i. seit liche Einhaltung überwacht, was oft zu umfangreichen
1929, wurden 64 Nischen von Familien belegt. Erwähnt Ausforschungen der Angehörigen der Toten Anlaß gibt,
sei noch, daß Urnenbeerdigungen auch in den großen besonders, wenn Familien im Verlaufe einer Reihe von
Friedhöfen unter Einhaltung der erlassenen Vorschrif- Jahren sich nach allen Richtungen, vor allem im Auslande, Zerstreuen. Gräber, die längere Zeit hindurch
ten zulässig sind.
Mit dem Zusammenschluß der beiden Vororte Wilten nicht ordentlich instandgehalten werden, zieht die Friedund Pradl gu einem Groß-Innsbruck im Jahre 1904 hofverwaltung ein. Durch Zeitablauf werden jährlich
waren auch die Friedhofsverhältnisse der beiden Ge- im Durchschnitt rund 400 Gräber zur weiteren Vermeinden gu regeln. Der Friedhof von Wilten, der vom wendung frei.
Die Grüfte in den Arkaden werden nur gegen BePrämonstratenserstifte Wilten als katholischer Friedhof
verwaltet war, verblieb als solcher dem Kloster Wilten. zahlung der festgesetzten Gebühren an Familien oder
Anders in der Pfarre Pradl, wo der im Jahre 1703 um Personenvereinigungen auf die Dauer des Bestandes
die alte Pradler Kirche angelegte und 1894 erweiterte des Friedhofes abgegeben. Der Preis richtet sich nach
Friedhof den Ansprüchen in Bezug auf Größe und Lage der Ausstattung der Gruft, ob sie als Erdarkade oder
inmitten des verbauten Gebietes bald nach der Vereini- mit Nischen ausgebaut ist. I n den Erdarkaden, von degung nicht mehr genügte. Schon 1909 entstand das erste nen 41 im alten Teile des Westfriedhofes vorhanden
Projekt eines neuen Pradler Friedhofes. Am 23. No- sind, werden die Särge ähnlich einem Freilandgrab in
vember 1911 faßte dann der Gemeinderat den Beschluß, die Erde gebettet. Die übrigen Arkaden, und zwar 110
den Entwurf des städtischen Oberbaurates Ing. Eduard im alten Teile und 24 im neuen Teile des WestfriedKlingler anzunehmen, auf Grund dessen dann in den hofes sowie diese des Ostfriedhofes sind zumeist mit je
Jahren 1912/13 der neue Pradler Friedhof oder, wie er 8 bis 18 Nischen zum Einschieben der Särge ausgestatspäter genannt wurde, der „Ostfriedhof" auf einem Ge- tet. Da die Arkadengebühren wegen der höheren Auslände von I k a 89a 01 in? entstand. Der Eintritt in baukosten immerhin beträchtlich sind, werden Grüfte in
diesen Friedhof erfolgt durch einen weiten Säulengang. neuerer Zeit bei der bestehenden Wirtschaftsnot von der
protestantischen und jüdischen Friedhofsteile ein Urnenhain, eingeteilt in drei Klassen, der die Aschenurnen
beherbergen soll.
I m Jahre 1933/34 mußte neuerdings zu einer kleineren Erweiterung des neuen Teiles des Westfriedhofes
geschritten werden, wobei durch Anschluß eines Geländestreifens von 39 a 00 m2 Platz für 602 Gräber gewonnen wurde. Desgleichen erfuhr der protestantische
Teil durch Hinzunahme eines benachbarten Rasenstreifens aus dem großen Friedhof eine Ausdehnung.