Innsbruck Informiert

Jg.2013

/ Nr.1

- S.59

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s ta dtg e s c h i c h t e

www.innsbruckinformiert.at

Mit der Nordkette verwoben
Das Bildnis zeigt Hilde Zach vor der
Nordkette bzw. in diese verwoben:
Über den hoch hinaufgezogenen,
prominenten Felsenwänden ist ein
schma­ler, blau-weißer Himmelstreifen
sichtbar. Die kantigen Grate der Gipfel
werden vom organisch geschwungenen
Haar unterbrochen. Die gelandschaftete Frisur berührt beinahe den oberen
Bildrand.

Gebirgslandschaft,
Gesichtslandschaft
Kräftiges Licht leuchtet die leicht in Untersicht wiedergegebene Dargestellte
stark aus: Das Helle kann so in die Epidermis felsenartige Strukturen zeichnen:
Wenn auch durch eine Kontur getrennt,
scheint sich so das Gebirge mit dem Gesicht zu verbinden – und umkehrt. Hat
dieser schonungslose Blick des Malers
das Modell nicht gestört? „Wer mich
kennt, weiß, dass ich nicht schmeichle.
Falten im Gesicht sind Ausdruck des Lebens“, antwortet Gotthard Bonell.

Beheimatung
Der Gebirgszug schafft eine starke geographische Verortung der Porträtierten:
Jeder Innsbrucker weiß, wo die Engagierte sich im Bild befindet, wem ihr Blick
gilt: Der Stadt und ihren Menschen.
Bonell bringt so die Identifizierung der
Bürgermeisterin mit der Tiroler Landeshauptstadt exzellent zum Ausdruck.

Vorbereitung,
Gespräche, Skizzen
Bei der Entstehung des Porträts war
Innsbrucks Bürgermeisterin 63 Jahre
alt – sechs Jahre Lebenszeit blieben ihr
noch: Frau Zach sprach mit dem Maler
über ihre Erkrankung. „Trotzdem war
sie immer guter Laune und äußerst zuvorkommend“, erinnert sich Bonell. Er
traf sich zur Vorbereitung des Gemäldes
einige Male mit Frau Zach, zeichnete
sie: „Für mich ist es auch wichtig, mit
dem Menschen zu sprechen“. Und weiter: „Hilde Zach interessierte mich als
Mensch. Bei der Gestaltung ihres Bildnisses ließ sie mich vollkommen frei arbeiten.“ Das ist nicht selbstverständlich,
denn: „Jeder, der sich porträtieren lässt,
hat geheime Wünsche. Wichtig ist es
aber, dass diese dem Künstler nicht aufgedrängt werden“.

Ganz nahe am Betrachter
Die erweiterte, überlebensgroße Büste
der Porträtierten füllt die Bildfläche, erzeugt dadurch eine starke Präsenz. Bonell zog die sehr volksnahe Protagonistin
extrem dicht an den Betrachter heran.
„Wichtig waren Hilde Zach die Natur
und die Berge. Und diese Elemente habe
ich ins Bild eingebaut“, erzählt Bonell.
Das Porträt ist so kein „Amtsbild“ – die
Bürgermeisterkette, das Stadtwappen
fehlen, Hilde Zach trägt eine Halskette
aus Perlen in Naturform – sondern ein
Bild des Menschen Hilde Zach. Bonell
bekennt: „Das Wissen um ihre Krankheit hat mich natürlich beeinflusst. Das
Porträt ist dadurch intimer, menschlicher geworden.“

Innsbruck im Blick
Hilde Zach scheint nachzudenken, ist
einen Augenblick entspannt. Die Gedanken um die Stadt und ihre Bewohner
laufen weiter, „sprechen“ aus den Augen. Die Augen weichen dem Betrachter
nicht aus, konfrontieren ihn mit den
Bemühungen der Charismatischen. Der
Mund ist geschlossen – doch hat es den
Anschein, dass bald Worte zu hören sein
werden.

Innsbruck im Blick: Der Blick Hilde Zachs
in ihrem Bildnis geht nach vorne, gilt der
geliebten Stadt und den ihr anvertrauten
Menschen.

und muss ihn erst herausfinden. Dazu
braucht es eine bestimmte Zeit der Auseinandersetzung mit dem Bild.“

Der Himmel ist oben
Im Bildnis ist Hilde Zach für immer
verbunden mit Innsbruck. Der Himmel
leuchtet schmal ganz oben. Trotzdem
berührt das Haupt der Dargestellten
das lichte Blau. Hilde Zachs Blick geht
jedoch nach vorne. Der Blick bleibt fragend. Denn: Der Himmel ist oben.

Modell und Maler im Dialog

Vor Ort

War Hilde Zach mit dem fertigen Bildnis einverstanden? Gotthard Bonell
dazu: „Bei meinen Arbeiten handelt es
sich ja nicht um das reine Abmalen der
äußeren Erscheinung einer Person. Es
sind zwei Menschen im Spiel: Maler und
Modell. Gemalt wird eigentlich der Dialog, der zwischen beiden entsteht, der
auch die künstlerische Form bedingt.
Das Modell kennt diesen aber nicht

Ab Februar 2013 wird der Verfasser in
Zusammenarbeit mit dem Innsbrucker
Stadtarchiv/Stadtmuseum interessierten InnsbruckerInnen das Porträt von
Hilde Zach im Bürgersaal des Alten
Rathauses vorstellen und es in Beziehung zu den dort vorhandenen Bildnissen ihrer Amtsvorgänger setzen.
Termine und Anmeldung auf
www.helmuth-oehler.at.

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