Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.2

- S.59

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s ta dtg e s c h i c h t e

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Kunst und Leben
Die Szene am Altarbild lässt an das Leben der Landesfürstin denken: Der hl.
Josef war ein betagter Witwer, der schon
Kinder hatte, als er sich mit der 12 bzw.
14-jährigen Jungfrau Maria verlobte.
Auch zwischen Anna Caterina und dem
Witwer und Vater zweier Söhne, Erzherzog Ferdinand II., bestand bei der
Vermählung ein beachtlicher Altersunterschied: Die Braut zählte erst 16 Jahre,
der Bräutigam war immerhin schon 53
Jahre alt.

Abb. 3: Anna Caterina Gonzaga setzte
ihre Vision in die Tat
um, stiftete in Innsbruck drei Klöster,
wurde Nonne. – Hans
Andre, Die Gründung
des Servitenklosters
durch Anna Caterina
Gonzaga und dessen
Zerstörung im
Zweiten Weltkrieg
(Detailaufnahme),
1947, Deckenfresko,
Innsbruck, Servitenkirche, Langhaus

Der Entschluss
Das Fresko über der Kirchenorgel (Abb.
2) ist dem Entschluss Anna Caterinas
gewidmet, Klöster in Innsbruck zu stiften. In schwarzer Witwenkleidung wird
sie von ihren beiden Töchtern Maria
und Anna begleitet. Die fromme Frau
schaut in einer Vision den heiligen Philippus Benitius, den Begründer des weiblichen Zweiges der Serviten.

Die Ausführung
Abb. 4: Die „Mutter der Schmerzen“ als Vorbild der fürstlichen
Witwe. – Hans Andre, Gnadenstuhl, 1953, Wandfresko, Innsbruck, Servitenkirche, Fassade

Im Deckenfresko des Langhauses (Abb.
3) erscheint die Klosterstifterin bereits
im Ordenskleid der Servitinnen. Die
von Hans Andre hier als ältere, etwas
verhärmt charakterisierte Frau war 1612
allerdings erst 46 Jahre alt. Mit der Hand
weist sie auf das von Engeln gestützte
Modell des Servitenklosters.

Innige Verehrerin
der Muttergottes

Innsbruck. Ihre sterblichen Überreste
befinden sich seit 1906 im Kreuzgang des
Innsbrucker Servitenklosters, wo in der
„Kunstkammer“ auch Objekte aus dem
Besitz der Fürstin versammelt sind. Aber
auch in der Servitenkirche gibt es Erinnerungen an die fromme Erzherzogin.

Die Dienerin Mariens
So beinhaltet das Gemälde „Vermählung Mariens“ am Hochaltar (Abb. 1)
eine Porträtfigur Anna Caterinas. Im
Zentrum des Bildes steht die Segnung

von Maria und Josef. Hinter der Jungfrau Maria – durch die Lichtregie hervorgehoben – erscheint Anna Caterina
als Mädchen. Angetan mit einem hellen Brokatkleid blickt sie zum Betrachter, hält eine brennende Kerze. Mit der
anderen Hand weist sie auf Maria. Die
Fürstin fungiert demnach als „Dienerin
Mariens“ – eben als Servitin. Gleichzeitig erfährt sie als Teilnehmerin der
heiligen Handlung eine Sakralisierung:
Anna Caterina galt ohnehin bald nach
ihrem Tod als „heiligmäßige Frau“.

An die Frömmigkeit Anna Caterinas
erinnert das Fresko an der Fassade der
Klosterkirche (Abb. 4): Gottvater hält seinen geopferten Sohn, zu dessen Füßen
kniet Maria voll Schmerz. Die südliche
Schmalseite des Kapellenerkers zeigt
das von sieben Schwertern durchbohrte
Herz der Mutter Christi. Damit sind zentrale Punkte der Frömmigkeit der Landesfürstin umrissen: Sie war eine große
Verehrerin der „schmerzhaften Muttergottes“, „im Dienste Mariens erreichte sie
einen hohen Grad der Vollkommenheit“,
fand dabei „Trost in allen Leiden“.
Bei einem Besuch der Servitenkirche
erzählen Kunstwerke von der hier vorgestellten, ganz besonderen „Innsbruckerin“: Sie entschloss sich vor 400 Jahren,
ihr Leben Gott zu widmen – und setzte
damit ihre Vision in die Tat um.

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