Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.2

- S.58

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S ta dtg e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 2/2012

A u s d e m S ta d ta r c h i v/ S ta d t m u s e u m

Innsbruck 1612: Eine Landesfürstin wird Nonne

Vor 400 Jahren, am 2. Februar 1612 (Mariä Lichtmess), erfüllte sich eine religiös ambitionierte Frau einen lang
gehegten Wunsch: Die junge Witwe des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II., Anna Caterina Gonzaga,
zog in ein von ihr gestiftetes Kloster in Innsbruck ein.
vo n Dr . H e l m u t h

Oehler

I

n Mantua erblickte am 17. Jänner
1566 eine principessa das Licht der
Welt. Ihre Eltern, Herzog Guglielmo
Gonzaga und Erzherzogin Eleonore,
Schwester des Tiroler Landesfürsten
Erzherzog Ferdinand II., gaben ihr den
Namen Anna Caterina. Die Prinzessin
erhielt eine umfassende höfische und
im Geist der Gegenreformation gehaltene religiöse Erziehung.

Abb. 1: Ganz nah der
Muttergottes wollte
Anna Caterina Gonzaga
sein. Am Gemälde des
Hochaltares der Servitenkirche assistiert sie der
Jungfrau Maria bei deren
Verlobung, ist somit
bildlich mit ihrem großen
Vorbild vereint. – Martin
Teofil Polak, Vermählung
Mariens (Detailaufnahme), 1626–1628, Innsbruck, Servitenkirche,
Hochaltarbild

Lieb und Herzensfreyd
Ihr Onkel Erzherzog Ferdinand II.
wollte sich nach dem Tod (1580) seiner
nicht standesgemäßen Gemahlin, Philippine Welser, wieder verheiraten. Die
zukünftige Braut sollte standesgemäß
sein – und nachfolgeberechtigte Söhne
zur Welt bringen. So die Wünsche des
Tiroler Landesfürsten. Seine Wahl fiel
auf Anna Caterina, die der Verbindung
nicht abgeneigt war. Mutter Eleonore
freute sich, dass sie bei Anna Caterina
eine „so merkliche lieb und herzensfreyd“ beobachten konnte.

Eheliche Pflichterfüllung
Im Mai 1582 traf Anna Caterina in
Innsbruck ein, die Trauung fand in der
Hofkirche statt. In den nächsten Jahren brachte die junge Landesfürstin
drei Töchter zur Welt – die diesbezüglichen Hoffnungen Ferdinands II. erfüllten sich daher nicht. In den folgenden Jahren führte Anna Caterina „ein
zurückgezogenes Leben unter häufigen
Uebungen der Frömmigkeit“. 1595 starb
Ferdinand II. Seine erst 29-jährige Witwe wählte die „Mutter der Schmerzen“
zum Vorbild, besuchte die Orte, „wo Maria den Sitz ihrer Gnaden aufgeschlagen
hatte. (…) Dort empfing sie oft außerordentlich große Gnaden und himmlische
Tröstungen“.

Stiftende fürstliche Witwe
In Innsbruck stiftete Anna Caterina
ein dem Servitenorden angehörendes
Doppelkloster für Frauen: Das ver-

© Dr. Helmuth Oehler (3), Stadtarchiv/Stadtmuseum

58

Abb. 2: Anna Caterina
Gonzaga – eine Fürstin
mit Visionen. – Hans
Andre, Verehrung des
heiligen Philippus
Benitius durch Anna
Caterina Gonzaga und
ihre beiden Töchter (Detailaufnahme), 1946/47,
Innsbruck, Servitenkirche, Wandfresko,
Rückwand

sperrte Kloster und das Regelhaus.
Weiters initiierte sie das Servitenkloster in der heutigen Maria-TheresienStraße (1614). Am 2. Februar 1612 war
es soweit: Anna Caterina zog in das
Regelhaus ein, einem Kloster für in
Ordensgemeinschaft lebende Frauen

ohne Ablegung strenger Gelübde. Am
1. Juli 1612 erfolgte der formelle Ordenseintritt mit Annahme des Ordensnamens Anna Juliana.

Der Tod der fürstlichen Nonne
1621 verstarb Anna Caterina 55-jährig in