Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.10

- S.14

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14

.Amtsblatt Nr.11

lich sei es, die Verdienste des Bürgermeisters um alle
städtischen Betriebe im einzelnen zu würdigen. Selbst
aus dem Kaufmannstande hervorgegangen, sei er von
Optimismus und Unternehmergeist durchdrungen wie
keiner und damit den Unternehmungen ein erfolgreicher
Führer geworden. Aber nicht nur die Werke als solche
habe er gefördert, auch jedem einzelnen Bediensteten
sei er Helfer, oft fogar väterlicher Helfer gewesen. Freudigen Hergens hätten alle seine Wahl zum Oberhaupt
der Stadt vernommen, freudig begrüßen alle ihren
Bürgermeister Franz Fischer, ihren guten, lieben, son^
nigen Bürgermeister.
Ueberrascht und erfreut dankte Bürgermeister Fischer
für die unvermutete Vertrauenskundgebung und die
herzlichen Beweise der Verbundenheit der städtischen
Bediensteten mit ihm. Konnten auch in den sechs Jahren seiner bisherigen Amtstätigkeit, von denen besonders die letzten in eine überaus schwere Zeit fielen, bei
weitem nicht alle Wünsche erfüllt werden, fo glaube er
doch, in seiner Amtsführung stets von gutem Willen
beseelt und von wahrer Menschlichkeit geleitet gewesen
zu sein. Das Bewußtsein, vom Vertrauen der städtischen
Angestellten- und Arbeiterschaft getragen und ihrer unverdrossenen Mitarbeit im Dienste der Stadt Innsbruck
gewiß zu sein, habe ihm die Kraft und die Ausdauer
gegeben, in sorgenschwerer Zeit auf seinem Posten auszuharren und fei für ihn mitbestimmend gewesen, die
Wahl zum Bürgermeister noch einmal anzunehmen.
Die Bediensteten aller Gruppen hätten ihm die Gefolgschaft auch dann nicht versagt, als er von ihnen schwerste
Opfer fordern mußte. Es dürfe die städtische Angestellt
ten- und Arbeiterschaft mit stolzer Befriedigung erfüllen,
daß sie dank ihres Opfersinnes und Verständnisses we-

sentlich dazu beigetragen habe, daß die wirtschaftlichen
und finanziellen Verhältnisse in der Gemeindeverwaltung bereits eine Wendung zum Besseren genommen
haben.
Unter Hinweis auf die bevorstehende Verbundlichung
der städtischen Polizei widmete Herr Bürgermeister
Fischer noch im besonderen der Schutzmannschaft, die in
einer Stärke von 96 dienstfreien Mann zur Kundgebung ausgerückt war, für die treue und vorbildliche
Pflichterfüllung in schwerster Zeit Worte der Anerken>
nung und appellierte an die Wache, sich mit der Stadt
Innsbruck weiterhin verbunden zu fühlen und ihrer
Bevölkerung nicht Strafer, sondern hilfsbereiter Freund
und Führer zu sein.
Sodann ersuchte der Bürgermeister die Versammelten, für die ihm dargebrachte Kundgebung
seinen aufrichtigen Dank und die Versicherung entgegenzunehmen, daß er sich wie bisher restlos in den
Dienst der Stadt Innsbruck stellen werde. Er mache
es sich zur Aufgabe, das in ihn gesetzte Vertrauen nicht
zu enttäuschen, in seinen Entschlüssen weiterhin Menschlichkeit Zu bewahren und ein treuer Diener von Volk
und Heimat zu sein. Zum Schlüsse bat Herr Bürgermeister Fischer die städtischen Bediensteten um ihr weiteres
Vertrauen und um ihre Unterstützung, um in gemeinsamer Arbeit für unsere Heimatstadt Innsbruck wieder
einen Platz an der Sonne zu erringen.
Am Abend des gleichen Tages wurde von der städtischen Arbeiterschaft an den Hängen der Innsbrucker
Nordkette, unterhalb der Sattelspitzen, das Stadtwappen und darüber die beiden Anfangsbuchstaben des
Namens des Bürgermeisters Franz Fischer in Feuerzeichen entflammt.

MM!^

Aufruf
zur Zeichnung von Jahresabonnements im Ftaöttheater
Der Herr Bürgermeister Fischer hat nachstehenden
Aufruf an alle Aemter, Firmen, Verbände, Private

erlassen:

E u e r Hochwo h l g e b o r e n !
Unser Theater hat seine Spielzeit mit einer hervorragenden Aufführung von „Boheme" eröffnet. Es tritt in diesem
Spieljahr in das 50. Jahr seit der Uebernahme des ehemaligen „K. k. und Nationaltheaters" durch die Stadtgemeinde.
Darum sollen alle Kräfte zusammenwirken, der Unwersitätsund Fremdenstadt Innsbruck das Theater und damit auch
das Orchester und das Musikleben zu erhalten.
Daß trotz der schwierigen finanziellen Situation der Gemeinde die ursprünglich beschlossene Schließung des Stadttheaters und Auflassung des städtisch subventionierten Orchesters wieder rückgängig gemacht wurde, hat seinen Grund
in dem Umstände, baß es fast keine kulturelle Stelle in unserer Heimatstadt gegeben hat, die nicht für die Weiterführung der derben genannten Kulturstätten interveniert hätte.
I m Hinblicke auf die Unzahl der Interventionen zugunsten
der Fortführung des Theaters und des Orchesters hoffe ich
bestimmt, daß sich nun breiteste Schichten der Mitbürger
daran beteiligen werden, um Theater und Orchester lebens-

fähig zu gestalten, damit diese Unternehmungen im kommenden Jahre nicht wieder vor der gleichen Situation stehen
wie in den letzten zwei Jahren. Die Gemeinde bringt Opfer
in einem Ausmaße, daß sie gerade noch verantwortet werden können. Den Rest müssen das Wirtschaftsleben und die
Bevölkerung, welche Wert auf gute Kunst und das Ansehen
der Heimatstadt legt, aufbringen.
Ich lade daher Euer Hochwohlgeboren ein. sich durch
Zeichnung von Abonnements an der Festigung der wirtschaftlichen Stabilität des Theaters zu beteiligen. Die Preise
für die Abonnements, welche die Theaterleitung bietet, sind
so niedrig gehalten, daß der Inhaber des Abonnements wohl
jederzeit in der Lage sein wird, die von ihm abonnierten
Plätze weiterzugeben, falls er sie nicht selbst ausnützen
sollte und damit einen großen Teil der von ihm bezahlten
Abonnementsgebühren zurückerhalten kann. Ich habe die
Ueberzeugung, daß das Theater — und damit das Kunstleben in Innsbruck wieder einen gewaltigen Aufschwung
nehmen wird, wenn durch die Einführung der Abonnements
wieder neue Kreise von Theaterfreunden gewonnen werden.
Ich hoffe bestimmt, daß auch Sie sich an dieser Aktion zur
Erhaltung unserer Kulturinstitute in Innsbruck beteiligen
werden, und werde mir erlauben, im Laufe der nächsten
8 Tage einen Beamten persönlich vorsprechen zu lassen, damit er Ihre Wünsche entgegennimmt und eventuell weitere
Aufklärungen gibt.

Franz Fischer.
Bürgermeister der Landeshauptstadt Innsbruck.