Innsbruck Informiert

Jg.2012

/ Nr.2

- S.48

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2012_Innsbruck_informiert_02
Ausgaben dieses Jahres – 2012
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
48

s ta dt l e b e n

innsbruck informiert nr. 2/2012

Risiken des Klimawandels:
alpS sucht nach Lösungen

Ü

ber drei Meter Schnee auf der
Nordkette, zahlreiche umgestürz­
te Bäume, Lawinenabgänge und
gesperrte Straßen hielten im Jänner ganz
Tirol und Vorarlberg in Atem. Während­
dessen versank Deutschland im Dauerre­
gen. Ein Normalfall? Wohl kaum.
Mit solchen Phänomenen, ihren Ursa­
chen und Auswirkungen beschäftigt sich
alpS, das Forschungszentrum für Klima­
wandel im Alpenraum. Das Team unter
der Leitung von Dr. Eric Veulliet erforscht
seit mittlerweile zehn Jahren die Folgen
des globalen Klimawandels für Gebirgs­
regionen. alpS entwickelt innovative,
marktfähige Technologien und Strategien
zur nachhaltigen Anpassung an den Kli­
mawandel und berät Entscheidungsträger,
Institutionen und Unternehmen.

Klimaerwärmung birgt
Risiken und Chancen
Inwiefern hängen die Wetterkapriolen im
Jänner 2012 oder das Hochwasser 2005 mit
der Klimaerwärmung zusammen? Eric
Veulliet: „Es muss keinen zwingenden Zu­
sammenhang geben, doch wenn die globale
Temperatur auch nur um ein Grad steigt,
dann bedeutet das, dass aus den Weltmeeren
sehr viel mehr Wasser verdunstet, welches in
weiterer Folge als Niederschlag fällt.“ In nie­
deren Tallagen kann dies mehr Regen brin­
gen, sodass das Hochwasserrisiko – auch
im Winter – ganzjährig ansteigt. Weiterhin
steigt die Schneefallgrenze, was häufiger zu
schwerem und nassem Schnee in mittle­
ren Lagen führt. Umstürzende Bäume und
Nassschneelawinen sind die Folge.

Die MitarbeiterInnen und Partner von
alpS suchen Lösungen im Umgang mit
derartigen Risiken. Anpassung heißt die
Devise, um kurzfristig mit den Folgen des
Klimawandels umgehen zu können. Ein
Beispiel ist das für die TIWAG und das
Land Tirol entwickelte Modell zur Erstel­
lung von Hochwasserprognosen für den
Inn, HoPi genannt.
Langfristig ist es vor allem wichtig, den
sparsamen und effizienten Energieeinsatz
sowie die Nutzung erneuerbarer Energien
zu fördern, um die Produktion schädlicher
Treibhausgase zu vermindern. In diesem
Bereich unterstützt alpS z.B. auch die Stadt
Innsbruck bei der Ausarbeitung des Inns­
brucker Energieentwicklungsplans (IEP).
Der Plan verfolgt das Ziel, bis 2025 eine Sen­
kung des Energieverbrauchs bei fossilen
Energieträgern um 44 % zu erreichen und
den Anteil erneuerbarer Energien um 27 %
zu steigern. „Der Klimawandel birgt auch
Chancen. Indem Tirol auf erneuerbare
Energien umsattelt, kann es Versorgungs­
sicherheit garantieren, die Wertschöpfung
im Land halten und der Kostenexplosion
bei fossilen Energieträgern entgehen“, so
Dr. Eric Veulliet, Geschäftsführer alpS.

Einflussfaktor Mensch
Wissenschaftliche Analysen der Klima­
entwicklung im Laufe der Erdgeschichte
haben ergeben, dass seit der Industriellen
Revolution die Erderwärmung kontinu­
ierlich zugenommen hat. „Eiszeiten und
Warmperioden hat es immer schon ge­
geben“, lautet eine gängige Ausrede. Dies
stimmt nur bedingt. Nach wissenschaft­

© alps

Bundespräsident Dr. Heinz
Fischer besucht
das alpS Zentrum
in Innsbruck.

alpS in Zahlen

• 2002 gegründetes Zentrum mit Sitz in
Innsbruck
• Außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit 75 MitarbeiterInnen
• Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft
• Realisierung von bisher knapp 100
Projekten auf der ganzen Welt
• Netzwerk aus über 1000 ExpertInnen,
100 Unternehmen und 40 wissenschaftlichen Partnern

Was kann ich tun?

• Wie kann ich meinen Energieverbrauch senken?
• Wie kann ich Benzin sparen?
• Woher kommt das Obst und Gemüse,
das ich esse?
• Wo werden meine Kleidung oder
Spielsachen produziert?
Allgemein gilt, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Auch durch kleine
Aktionen kann jede/r Einzelne einen
großen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

lichen Erkenntnissen wird der derzeitige
Klimawandel zu rund 80 % vom Menschen
verursacht und zwar durch die massive
Freisetzung von fossilem CO2.
Täglich verbrauchen die Menschen
weltweit rund 90 Millionen Barrel Öl, das
entspricht ca. 14 Milliarden Liter. Mit die­
ser Menge könnte man fast 90-mal den
Lanser See füllen – täglich! Dadurch er­
höht sich die CO2-Konzentration in der
Atmosphäre auf drastische Weise: Mittler­
weile ist sie schon um 50 % höher als in der
vorindustriellen Zeit und deutlich höher
als in der letzten Warmzeit. Alpine Räu­
me reagieren mehr als doppelt so stark auf
die Erhöhung der Treibhauswerte als der
weltweite Durchschnitt. In den letzten 100
Jahren ist die Temperatur im Alpenraum
um fast 2° C angestiegen. Bis zum Ende des
Jahrhunderts prognostiziert die Zentrale
Anstalt für Meteorologie und Geodynamik
Tirol einen Anstieg um weitere 3,5° C. „Die
Tiroler sind besonders naturverbunden.
Gerade deshalb ist es unsere Pflicht, bei der
Vermeidung von Treibhausgasen in Tirol
mit gutem Beispiel voranzugehen“, ist Eric
Veulliet überzeugt. EF