Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1955

/ Nr.11

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

striellen und gewerblichen Produzenten, die sich die
Schaffung von Arbeitsplätzen sowie den Nuf österreichischer Waren mit erfreulichem Erfolg angelegen sein
ließen, dem Beamten, dersichfür Nuhe und Ordnung
verbürgte und in Erfüllung seiner Pflicht schwere
Opfer auf sich nahm, und allen anderen.
Besatzungszeiten sind immer harte Zeiten. Aber ich
möchte hier feststellen, daß die Besatzung unseres Heimatlandes Tirol ihren Auftrag im Geiste der Loyalität erfüllt hat. I n unseren Sorgen haben mir bei ihr
Verständnis und die ihr mögliche Hilfe gefunden. Wiederholt ist sie in wichtigen Angelegenheiten als unser
Anwalt aufgetreten.
Dieser Platz dahier, im Süden von der Kirche begrenzt, in welcher der Mann vom Land Tirol, Andreas

Nummer 11

Hofer, der Sandwirt aus dem Passeier, seine letzte
Ruhestätte hat, lenkt un"ere Gedanken auch auf S ü dt i r o l. Ich möchte heute dazu nur sagen, das; uns die
letzte Erklärung des italienischen Außenministers, wonach die Bestimmungen des Pariser Vertrages mit
gutem Willen loyal verwirklicht werden sollen, mit
hoffnungsvollen Erwartungen erfüllt."
Nach der Rede des Landeshauptmannes intonierte
die Polizeimusikkapelle die Vundeshymne, während
zwei Polizeibeamte die rotweißrote flagge zum
ersten Male wieder im befreiten Innsbruck hochzogen.
I m Anschluß an diese Kundgebung am Nennweg hielt
der Tiroler Landtag eine Festsitzung, in der Landtagspräsident Obermoser die Bedeutung des Tages würdigte.

110 Jahre Innsbrucker Theater
Das bekannte lateinische Sprichwort „Inter
»iient IVlu8ae" besagt, daß, solange die Waffen lärmen,
die Musen der Gelehrsamkeit und schönen Künste
schweigen müssen. Es war daher selbstverständlich, daß
im Jahre 1946, als das Heulen der Sirenen, Sausen
und Explodieren der Bomben noch allen Innsbruckern
in den Ohren klang, das hundertjährige Bestehen des
heimischen Musentempels nicht froh gefeiert werden
konnte. Nun hat Theaterintendant Dr. Goritschan die
Idee, jene Feier nachzuholen — eine Idee übrigens, die
auch für eine eventuelle Nachholung der 1939 abgesagten 700-Iahr-Stadterhebungsfeier bereits erwogen
wurde —, glücklich in die Tat umgesetzt. Schon Mitte
Oktober wurde eine kleine Festschrift „110 Jahre
Innsbrucker Theater" ausgegeben, die ihre Lefer in
mehreren Beiträgen mit den Wechselfällen, die das
Theater seit seiner Eröffnung im Jahre 1846 erfahren
hatte, bekannt machen sollte. Ergänzend hiezu wird
eine in Vorbereitung befindliche Nummer der „Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Innsbruck" die
Theatergeschichte der Jahre 180? bis 1812 aufzeigen,
einer Zeitspanne, in der ähnlich wie im letztvergangenen Jahrzehnt das Theater mit einer fremden Besatzung, mit Finanz- und Veheizungs^orgen zu tun,
und überdies auch die Vozner Bühne mit zu führen
hatte.
Am 29. Oktober, vier Tage nach der Befreiung
Österreichs, fand die eigentliche Festfeier im jubilierenden Gebäude selbst statt. Eingeleitet von Darbietungen des städtischen Symphonieorchesters und einer
Ansprache Bürgermeisters Dr. Greiter. kam Georg
Fräsers „Gericht in Mantua" zur Uraufführung.
Bürgermeister Dr. Greiter gab eine Rückschau auf
die Geschichte des Theaters, das kaum hundert Meter

von jenem Theaterbau entfernt, der als der älteste im
ganzen deutschen Sprachgebiet gilt, in den Jahren
1845/46 errichtet worden war. Dankbar gedachte er
aller der Dichter und Komponisten, die hier zur Aufführung kamen, und der Schauspieler, die deren Werke
der lauschenden Zuschauermenge übermittelten, sei es
im Schauspiel, in Oper oder Operette. Auch ein Dank
an das Orchester und die treue Vesucherschaft wurde
ausgesprochen, sowie an jene stillen Mäzene, die als
Steuerzahler die Subuentionierung der Bühne immer
wieder ermöglicht haben und ermöglichen. Und den
Finger an die offenste Wunde des jetzigen Theaters,
nämlich die Unzulänglichkeit des Baues, legend, sprach
Bürgermeister Dr. Greiter die Hoffnung aus, daß beim
nächsten Jubiläum, etwa zur 125. Veftaudsfeier, doch
bereits ein modernisiertes Bühnenhaus zur Verfügung
stehen werde.
Die Wahl des Fraserschen Schauspieles für die Festaufführung war allein schon aus dem Grunde sehr
glücklich, weil dabei das patriotische Gefühl der Tiroler
begeistert wird. Welcher Tiroler möchte nicht schon ein
Stück sehen, in dem Andreas Hofer auftritt? Um so
mehr dürfte, solange noch das Lied „Zu Mantua in
Banden" landauf landab jedem Schulkind bekannt ist,
ein Spiel vom Gerichtsverfahren zu Mantua die einheimischen Zuschauer ergreifen und erregen. Ob die
vergleichende Anspielung auf den Prozeß Ehristi zu
Jerusalem, der sich doch wohl auf einer ganz anderen
Ebene bewegte, mehr oder weniger gut gewertet wird,
mag Ansichtssache bleiben. Die Darsteller taten ihr
Bestes, wie Hubert Ehaudoir, als italienischer Verteidiger Hofers, Vasevi, Hans Stöckl, als französischer
General Visson und der Meraner Laienspieler Hans
Nainer, als Andreas Hofer.
Dr. Schaoelbauer

Aus dem Gemeinderat
Am 13. Oktober 1955 trat der Innsbrucker Gemeinderat im Konzertsaal der städtischen Musikschule zu
einer ordentlichen Sitzung zusammen, die Bürgermeister Dr. Greiter mit Gedentworten für Erzbischof
Dr. Theodor Innitzer eröffnetei
„Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, haben
wir die traurige Pflicht, eines Toten zu gedenken. Es

ist Seine Eminenz Unioersitätsprofessor Kardinal Dr.
Theodor Innitzer, Erzbischof von Wien, der in den
letzten Tagen heimgegangen ist.
Sein Lebensweg überrascht" aus bescheidenen Verhältnissen, einfachster Leute Kind, führte ihn die,crWeg
über die Fabrik, das Gymnasium und die Universität
zur Seelsorge, an weltlichen Würden über den Uni-