Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.10

- S.13

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A«t«bl»UN».11.
Bevölkerung oft eine so ungezügelte und ungerechtfertigte
Kritik geübt wird. Man möge mir einen anderen Beamtenund Arbeiterkörper von der Größe des unfrigen sagen, in
dem die einzelnen Personen mehr Beherrschung in der Vertretung ihrer politischen Ansichten und mehr Verständnis
für die Maßnahmen der Regierung gezeigt haben als es bei
uns der Fall war. Man möge mir eine andere Stelle zeigen,
in der mit der gleichen Konfequenz Schuldige bestraft und
Dummheiten geahndet wurden wie bei uns, und ich werde
gerne mein vater veccavi sprechen. Unsere Aufgabe, meine
Herren, wird es aber immer fein, den wirklich treuen und
ehrlichen Diener für Heimat und Volk in Schutz zu nehmen,
den wirklich Schuldigen jedoch ohne Mitleid zu bestrafen.
Sehr geehrte Herren des Gemeindetages! Sie haben es
für gut befunden, die Gefchicke der Stadt Innsbruck, insoweit sie im Stadtrechte mit der Funktion des Bürgermeisters
verankert sind, in meine Hände zu legen. Ich bin Ihnen,
meine Herren, sowie der gesamten Bürgerschaft unferer
Stadt kein unbeschriebenes Blatt. Sie kennen meine Einstellung zu allen kulturellen und politischen Fragen, so daß
ich mich wohl damit begnügen kann, festzustellen, daß ich
mich immer freudig und stolz zu meiner religiösen Auffassung bekennen werde. Echte und wahre Gottesfurcht ist nach
meiner Meinung allein der Born, aus dem wahre und reine
Freude, aber auch Kraft gezogen werden kann, Disziplin zu
halten, Autorität zu wahren und schwere Aufgaben zu erfüllen. Ich bin weit davon entfernt, gegenüber anderen Bekenntnissen oder Auffassungen intolerant oder gehässig zu
sein. Nur in einem Belange kenne ich keine Konzession
und das ist in der religiös-sittlichen Erziehung der Jugend.
Die, welche nach uns einmal die Verhältnisse zu meistern und
das Recht haben werden, über uns Gericht zu halten, müssen
vor allem anderen jenes geistige Fundament in ihrem Denken und Fühlen bekommen, das sie befähigt, dereinst einmal

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über andere zu urteilen und zu verfügen. Niemals würde
ich es zugeben, daß die Schönheiten und Freuden, die die
christliche Religion in die Herzen der Menschen bringt, der
Jugend vorenthalten werden.
Der Herr Landeshauptmann hat in der Ansprache an uns
anläßlich der ersten Gemeindetagssitzung auf das Gelöbnis
der Mitglieder des Gemeindetages Bezug genommen. Ich
habe ihm versprochen, daß unser aller Ehrgeiz darin bestehen wird, daß wir uns von keinem unserer Mitbürger
in der Liebe zu unserem Vaterlande Oesterreich, in Arbeitswillen und Sorgfalt für unsere Heimat und Stadt übertreffen lassen.
Wir werden unser Amt mit jenem hohen Ernst, den
unsere Aufgabe verdient und unser Stadtrecht verlangt,
ausüben. Wir werden in gemeinsamer Arbeit nicht nur
bestrebt sein, die Finanzen der Stadt zu bessern und zu
festigen, sondern wir werden uns alle Mühe geben, um
unseren Mitbürgern durch unsere Tätigkeit neuen Verdienst und neuen Broterwerb zu schaffen. Wir werden
aber nicht nur für das leibliche Wohl unserer Mitbürger
besorgt sein, sondern werden auch mithelfen, wo immer
nur möglich, die kulturellen Belange unseres Volkes zu
heben und zu vertiefen. Wir werden zielbewußt und mit
aller Konsequenz alle Schlacken einer nach meiner Meinung abgeschlossenen Revolution aus dem Wege räumen
und uns ehrlich bemühen, wieder jene Volksgemeinschaft
zustande zu bringen, die einzig und allein Grundlage für
ein glückliches Gemeinwesen fein kann. I n diesem Sinne
weiß ich Sie. meine hochverehrten Herren Mitarbeiter,
mit mir einig.
Ich danke Ihnen nochmals für das Vertrauen, das Sie
mir gefchenkt haben und bitte um Ihre Mitarbeit zu gemeinsamer, rastloser Arbeit und Hingabe für unfere fchöne Heimatstadt Innsbruck, für unfer Vaterland Oesterreich!

Werdet Mitglied der Gemeinschastsbühne!
Vie Veöienstelen öer Htastgemeinöe
begrüßen öen Bürgermeister
Die Beamtenschaft des Stadtmagistrates, die Ange
stellten der städtischen Betriebe und die städtische Arbeiterschaft fanden sich am Samstag, den 5. ds., im Vorderhofe des Rathauses Zu einer eindrucksvollen Kundgebung zusammen, in der sie dem Bürgermeister und
bisherigen Regierungskommifsär Franz F i s c h e r aus
Anlaß seiner Wiederwahl ihren Glückwunsch darbrachten.
I n Vertretung des erkrankten Magistratsdirektors
gab Magistratsdirektor-Stellvertreter Dr. Anton Schuler namens der städtischen Bediensteten der besonderen
Freude und Genugtuung aller Ausdruck, daß Altbürgermeister und Regierungskommissär Fischer wiederum
zum Oberhaupt der Tiroler Landeshauptstadt gewählt
wurde und daß er trotz der Schwere und der Undankbarkeit der Aufgabe sich entfchlossen habe, die Wahl anzunehmen und auf dem Posten auszuharren, auf dem
er durch sechs Jahre unter schwierigsten Verhältnissen

als Bürgermeister und Regierungskommissär tätig war.
Bei diesem Anlasse dankte der Redner dem Bürgermeister für den in jahrelanger und zielbewußter Arbeit
durchgeführten Aufbau des Beamten- und AngestelltenKörpers der Stadt in allen seinen Teilen und auf allen
Verwaltungsgebieten der Gemeinde, ein Werk, das
allein heute den Beamten- und Angestelltenkörper der
Gemeinde befähigt, die ihm durch Verfassung und
Stadtrecht zugewiesene Aufgabe des ausschließlichen
Hilfsorganes des Bürgermeisters zu erfüllen; er
dankte ihm weiters für den besonderen Schutz, den er
den städtischen Bediensteten gegen die ungerechtfertigten Angriffe auf ihre Ehre und ihre Stellung stets mit
Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit angedeihen ließ.
Zum Schlüsse versicherte der Redner, daß die gesamte
Beamtenschaft und Arbeiterfchaft gefchlossen wie ein
Mann hinter ihm stehe und bereit sei, nach besten Kräften und bestem Können unter seiner Führung im Dienste
der Vaterstadt und Heimat zu arbeiten.
Namens der Angestellten und Arbeiter der städtischen
Unternehmungen schloß sich Direktor I n g . Paul Attlmayr den Glückwünschen des Vorredners an. Unmög-