Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.10

- S.12

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.Amtsblatt Nr.11

dauern, wenn nicht ein Ehrenbürgermeister Greil mit seinen
Mitarbeitern, die ja doch auch Parteipolitiker waren, in
guten Zeiten so viel Werte für ihre Heimatstadt geschaffen
und gesammelt hätten, die das Durchstehen ermöglichten?
Nein, meine sehr verehrten, nimmermüden Kritiker. Besonders ihr hinter dem vollen Maßkrug. Wir brauchen der
parteipolitischen Zeit keine Träne nachzuweinen. Wir können glücklich sein, daß sie überwunden ist und uns ein
Kanzler Dollfuß die neue Idee des Ständestaates geschenkt
hat. Aber wir wollen auch jener vergangenen Zeit gerecht
werden in der Erkenntnis, daß es einfacher ist, unter dem
Schütze der staatlichen Machtmittel Politik und Kritik zu
betreiben als in jener Zeit der politischen Wirrnisse seine
Haut schutzlos zu Markte zu tragen.
Der Winter steht vor der Tür und mit ihm auch die
Zeit, in der wir unseren armen Mitbürgern am meisten
helfen müssen und können. Ich begrüße es deshalb, daß
es endlich zur Konstituierung des Gemeindetages gekommen ist, auf das lebhafteste und freue mich mit Ihnen,
meine Herren, mit neuem Mut an immer neue Arbeit
zu gehen.
I n dem Bewußtfein, daß die schwierigsten Zeiten überwunden sind, daß die Aufwärtsbewegung der Ausgaben und
das Abwärtsgleiten der Einnahmen aufgehört hat, habe ich
die feste Ueberzeugung, daß es uns in gemeinsamer Arbeit
gelingen wird, die Verluste, die die Haushaltsführung in
den letzten Jahren erlitten hat, wieder auszugleichen. Wenn
unfere arme Heimat nicht wieder durch innen- und außenpolitische Ereignisse durchgeschüttelt wird, und die Besserung
der Wirtschaft sich hält wie im letzten halben Jahre, wird
es sicher gelingen, vor Ablauf von zwei Jahren eine ausgeglichene Rechnung zu haben.
Erlauben Sie mir, daß ich nun noch nach diesen Ausführungen meiner Mitarbeiter in den letzten schweren Jahren
gedenke. Mit Freude stelle ich fest, daß eine Reihe der Herren, die mir während meiner verantwortungsvollen Tätigkeit als Regierungskommissär als Beiräte zur Verfügung
standen, heute wieder vor mir im Gemeindetage sitzen. Ich
begrüße diese Herren auf das freundlichste, und freue mich,
ihren so wertvollen Rat weiterhin genießen zu dürfen. Manchen der bewährten Mitarbeiter aus der Vergangenheit habe
ich verloren, denen ich aber ein treues Andenken in Dankbarkeit bewahren werde. Sie mögen mir verzeihen, wenn
ich sie nicht alle namentlich anführe und nur einiger gedenke, die der Verwaltung der Gemeinde befondere Stütze
und Hilfe waren.
Herr Sektionschef I n g . Schober wurde auf verantwortungsvollen Posten nach Wien berufen, nachdem er durch
Jahre hindurch mit viel Geschick und Erfolg in der Gemeinde
sowohl im Baureferate als auch ganz besonders in der Leitung unserer Lichtwerke tätig war. Herr Kommerzialrat
Leitner, mein langjähriger Finanzreferent, hat sich gleich
meinem Mitarbeiter Dr. Greiter. einem bewährten Berater
in allen rechtlichen Fragen der Verwaltung, in seinen Privatberuf zurückgezogen. Diefen fowie allen anderen gilt
mein aufrichtiger und herzlicher Dank.

Dank an sie Beamten- unö Arbeiterschaft
Danken muß ich aber auch noch ganz besonders der gesamten städtischen Beamten- und Arbeiterschaft, allen voran
unserem tüchtigen und braven Magistratsdirektor Dr. Hans
Fankhauser, der mit mir das schwierige Problem der Verwaltungsreform, die doch mit so vielen schweren und undankbaren personellen Fragen verbunden war, durchgeführt

hat. Nur feiner Energie und unverrückbaren Konsequenz
habe ich es zu danken, daß innerhalb verhältnismäßig kurzer
Zeit diefes Werk, das ja die Grundlage für die ganze moderne Verwaltung, aber auch Sanierung der Gemeinde geworden ist, durchgeführt werden konnte. Besonders danken
muß ich aber auch der Personalvertretung unter Führung der
Herren Oberrechnungsrat Brenner, Magistratsrat Dr. Angerer und Gefällsauffeher Kotier. Mit diefen genannten Herren und den Vertrauensmännern der Angestellten und Arbeiter der städtischen Betriebe habe ich die schwere Arbeit
der Sanierung in erster Linie beraten und durchgeführt.
Für mich war in den Tagen der Sorge und der Not immer
das Bewußtsein, Verständnis bei den Vertretern der Arbeitnehmer der Gemeinde zu finden, ein Trost und Ansporn für
meine fo undankbare Arbeit. Wie fchwer die Opfer waren,
die die Beamten- und Arbeiterfchaft der Gemeinde in den
letzten Jahren bringen mußte, beweisen Ihnen, meine Herren, die Ziffern, die ich eingangs meines Referates vorgebracht habe, noch mehr bewiesen es aber mir die ungezählten Tränen, die in meinem Amtszimmer von Vätern und
Müttern vergossen wurden.
I n restloser Anerkennung muh ich auch aller Vorstände
der einzelnen Magistratsabteilungen gedenken. Magistratsdirektor-Stellvertreter Dr. Schüler hat das Fürsorgewerk
in einer ganz vorbildlichen Art organisiert und es zustande gebracht, daß durch Zusammenarbeit aller privaten
und konfessionellen Fürsorgeeinrichtungen mit jenen der
Stadt das unberechtigte Aufwenden allgemeiner Mittel nach
Tunlichkeit eingeschränkt wurde. Herr Magistratsrat Doktor Angerer, der die Vevmögensverwaltung und tne Rechtsangelegenheiten der Gemeinde betreut, Herr Magistratsrat
Dr. Böckle, der mit mir die Sorgen um das Finanzreferat ehrlich geteilt hat und unser junger, tüchtiger Jurist Dr. Oefner, sie haben mit den übrigen Leitern der
Magistratsabteilungen, Herrn Dr. med. Kapferer und Dr.
vet. Zoller gewetteifert in Erfüllung ihrer Pflicht. Unser
Baudirektor I n g . Konzert hat sich mit verbissener Wut in
seine neue Aufgabe, fparen statt bauen, zum Nutzen der Gemeinde restlos hineingefunden.
I n diesem Zusammenhange muh ich auch auf die hingebungsvolle Tätigkeit der Leiter der städtischen Unternehmungen zu sprechen kommen. Sie alle verdienen meine
vollste Anerkennung, denn besonders greifbar erwiefen
sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei kaufmännisch
geführten Betrieben.
Ich denke hier an die Städtifche Molkerei, die sich neue
Absatzgebiete schaffen mußte, was durch die Rührigkeit des
Direktors I n g . Tomann auch gelungen ist. Die Direktoren
des Gaswerkes, I n g . Söllner und Herr Martin vermochten
es trotz der Ungunst der Zeiten, der Bilanz dieses Werkes
ein nicht nur völlig neues, sondern auch überaus erfreuliches
Gesicht zu geben. Nicht nur Anerkennung, sondern Dank gebührt vor allem dem Herrn Direktor I n g . Attlmayr vom
Städtischen Elektrizitätswerk, der mit seinen finanziellen
Zuschüssen der Stadtkasse geradezu zum treuen Eckart
geworden ist. Es wurde viel gerade von der Direktion dieses Unternehmens verlangt, nicht zuletzt der große Blick
für das Gedeihen der ganzen Stadtwirtschaft, der das eigene
Unternehmen oft und oft verkürzte, trotzdem aber in feiner
heutigen mustergültigen Größe erhielt.
I n Kenntnis der völligen Hingabe an ihre Pflichten, die
Beamte und Arbeiter gerade in den schwersten Zeiten der
letzten Jahre immer gezeigt haben, in Kenntnis des wirklichen Geistes und der politischen Einstellung dieser meiner
Mitarbeiter tut es mir so leid, daß in manchen Kreisen der