Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.10

- S.10

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10

.Amtsblatt Nr.11
Ersparungen im Stadtbauamte

Am allermeisten eingespart wurde im Laufe der letzten
Jahre im Betriebe des Stadtbauamtes. Ganz abgefehen
davon, daß Abbaumatznahmen im weitesten Ausmaße, die
mitunter für die Betroffenen fast brutale Auswirkungen
hatten, getroffen wurden, wurde manche fehr wünfchenswerte
Verbesserung und Investition nicht bewilligt. Trotzdem wiederholt in den Tageszeitungen und in unzähligen. Zuschriften
an mich über die Sparmaßnahmen in der Straßenpflege
Beschwerde geführt wurde, konnte ich mich angesichts der
finanziellen Lage nicht entschließen, mehr zu bewilligen.
Auch in der Wasserversorgung konnten nur die unbedingt
notwendigen Instandhaltungsarbeiten gemacht und der seit
mehreren Jahren im Zuge befindliche Austausch von Wassermessern fortgefetzt werden.

leichtern, wird dank des Entgegenkommens des Sozialministeriums ohne besonderen Aufwand von Mitteln der
Gemeinde geschaffen werden.
Eine schwere Sorge machte mir schon im Laufe der letzten
Jahre der Bauzustand der Kriegsbaracken, in welchen noch
nahezu 2N0 Parteien untergebracht find. Eine Instandsetzung dieser Objekte in einem solchen Ausmaße, daß Gewähr für ein sicheres Wohnen auf mehrere Jahre geboten
wäre, würde einen Geldaufwand erfordern, der in keinem
Verhältnis stünde zu dem Zinsen- und Tilgungsdienst, den
ein Neubau für Ersatzobjekte erfordern würde. Ich habe
diesbezüglich bereits Verhandlungen begonnen und bin, wie
immer, bei der Sparkasse der Stadt Innsbruck auf volles
Verständnis gestoßen.

Der neue Arbeitsplan

Ein weiteres Projekt, welches im Schohe der Gemeindeverwaltung schon nahezu seit 15 Jahren beraten wird, ist
die Erstellung eines Kongreß- und Volksspielhauses in Innsbruck. Auch in dieser Frage sind die Verhandlungen mit dem
Bunde wegen Ueberlassung der Objekte und Gewährung
entsprechender Kredite in letzter Zeit ordentlich vorwärts
gekommen, so daß ich wohl in absehbarer Zeit auch den
Vauausschuß mit der Beratung dieser Frage beschäftigen
kann.

Ich hoffe, mit diefem kurzen Bericht eine kleine Einführung in die Sorgen und Schmerzen der Gemeindeverwaltung gegeben zu haben. Es erwartet Sie, meine Herren,
eine Unmenge Arbeit. Der Iahresvoranfchlag für das Jahr
1936 wird voraussichtlich in den nächsten Tagen fertig werden, fo daß ich denselben dem Finanzausschüsse zur Durchberatung vorlegen kann. Der Bauausfchutz wird seine reichliche Arbeit ebenfalls im Rahmen des Voranschlages für
1936 finden und ganz besonders dvrin, was die Etadtgemeinde, ohne Geld aufwenden zu können, für das nächste
Jahr in die Wege zu leiten hat, um Arbeitsbeschaffung^
Möglichkeiten zu erstellen. Es war leicht, meine Herren, in
der Zeit der Konjunktur die Arbeitslosigkeit zu lindern;
schwer, ja mitunter bitterschwer ist es, mit leeren Kassen
die Arbeit heischenden Mitbürger zu befriedigen. Wie Sie
wissen, meine Herren, habe ich im Jahre 1934 und 1935 im
Einvernehmen mit dem Beirate und mit Unterstützung des
Herrn Ministers für soziale Verwaltung eine ziemlich großzügige S i e d l u n g s a k t i o n d u r c h g e f ü h r t . Die Erwerbslosensiedlungen am Eieglanger und in der Ulfiswiese
haben sich überaus segensreich gezeigt. Das Sozialministerium hat der Gemeinde weitere 40 Siedlungsstellen bewilligt, die noch Heuer in Angriff genommen werden, wenn
es gelingt, die hiefür notwendigen Gründe für die Bauausführung freizustellen. Der Aufwand, den die Gemeinde
durch Baureifmachung und Zurverfügungstellung der Gründe
tragen mutz, ist kein verlorener. Er wird im Laufe der Jahre
wieder rückfließen und damit nicht nur der Gemeinde Ent-,
lastung bieten, sondern auch das Bewußtsein geben, in
schwerer Zeit notleidenden Mitmenschen in der denkbar
schönsten und besten Art geholfen zu haben.
Auch die Fortsetzung der sogenannten Mittelstandssiedlung wird dankbare Aufgabe und Sorge des Ausschlusses sein. Diese Siedlung, die zwei Zwecke verfolgt:
1. Den Gewerbetreibenden und Arbeitern Arbeit und
Verdienst zu verschaffen und 2. «den Wohnungsmarkt zu er-

Auch die Mitglieder des Rechtsausschusses erwartet viel
und wichtige Arbeit. Die Geschäftsordnung für den Gemeindetag und verschiedene andere, für den Betrieb der Gemeinde wichtige Fragen sind einer baldigen dringenden Erledigung zuzuführen.
Auch der Ausschuß für Kultur. Wirtfchaft und Sport
wird fein großes Matz an Arbeit zu erfüllen haben, denn
gerade in wirtfchaftlich fchweren Zeiten heißt es. sich doppelt regen, um nicht unterzugehen.
Die schwierige finanzielle Lage und die außenpolitischen
Verhältnisse ermöglichten der Stadtverwaltung in den letzten drei Jahren keine wie immer gearteten Matznahmen zur
Belebung des Wirtschaftslebens. Wenn wir fehen, welch
staunenswerte und erfolgreiche Anstrengungen unfer Nachbarland Salzburg in der letzten Zeit gemacht hat, um die
Ungunst der Wirtschaft zum Besseren zu wenden, wenn wir
die Erfolge, die dieses Land in diesem Bestreben gehabt hat,
betrachten, sehen wir erst recht deutlich die Notwendigkeit,
im gleichen Schritt zu marschieren. Es wird Aufgabe dieses
Ausschusses sein, alle Probleme zu beraten, um im Einklang
mit den finanziellen Möglichkeiten alles zu tun, um der
Gefamtwirtschaft zu Hilfe zu kommen. Ich möchte in diesem
Zusammenhange nur einige Fragen streifen:
Die Durchführung der ^I8-Wettkämpfe 1938 wurde,
wie Ihnen, meine Herren bekannt ist. wieder dem Tiroler
Skiverbande, mithin dem Lande Tirol und der Stadt
Innsbruck übertragen. Ich erinnere nochmals an das
fchon fo oft erörterte Doganaprojekt, an die Durchführung
von Kongressen und Volksfchaufpielen, ich erinnere, daß
die Ieit des 7NN-Iahr-Iubiliiums unferer Heimatstadt immer
näher rückt, ich verweise auf die Idee, ohne mich mit
fremden Federn fchmücken zu wollen, in Innsbruck eine
internationale Alpenlandausstellung durchzuführen, die
bestimmt geeignet sein würde, Iehntaufende von Fremden in unsere Stadt zu bringen und damit Arbeit und
Vrot zu geben.

Diese weitgehenden Sparmaßnahmen können auf die
Dauer nicht bestehen, wollen wir nicht durch Vernachlässigung der Anlagen zu Auslagen gezwungen werden,
die ein Vielfaches dessen erfordern würden, was eine
etwas großzügigere Instandhaltung als in letzter Zeit
erfordert.