Innsbruck Informiert

Jg.2011

/ Nr.7

- S.21

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p o litik & stadtv e r w alt u ng

© E. Hohenauer

Präsentierten die Ergebnisse
(v. l.): Vizebürgermeister Franz X.
Gruber, die Kommissionsmitglieder –der Historiker Univ. Doz. Dr.
Horst Schreiber, die Fachärztin
für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und Psychotherapeutin Dr. Doris
Preindl, der Experte im Zivil- und
Schadenersatzrecht em. Univ.-Prof.
Dr. Heinz Barta – sowie Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer.

Abschlussbericht der Opferschutzkommission

I

m Februar 2011 setzte die Stadt Innsbruck zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in städtischen Heimen
eine eigene Expertenkommission ein.
Nun werden 56 Personen entschädigt. Mit
der Einrichtung einer eigenen Kommission übernahm Innsbruck österreichweit
eine Vorreiterrolle. „Die Stadt Innsbruck
nimmt in besonderer Weise die Verantwortung wahr“, so Bürgermeisterin Mag.a
Christine Oppitz-Plörer. Die Aufsicht der
Heime liegt nämlich nicht in der Zuständigkeit der Stadt Innsbruck, sondern in

und 25.000 Euro. Die Höhe wurde von
der Opferschutzkommission festgelegt.
Therapiemöglichkeiten werden ebenfalls
gefördert. Sollten sich noch weitere Opfer melden, so werden diese von der gleichen Kommission behandelt.

Systemische Gewalt
Die Kommissionsmitglieder führten
mit jedem Opfer persönlich ein ausführliches Gespräch. „Es wurde sehr effizient
und umfassend gearbeitet“, bestätigt
Sozialreferent Vizebürgermeister Franz

und Jugendlichen waren in den städtischen Einrichtungen Pechegarten,
Mariahilfpark und Westendorf untergebracht. Besonders schwerwiegend waren die Misshandlungen in Westendorf,
damals eine Einrichtung für Buben zwischen zehn und 14 Jahren.
Demütigungen, Essen von Erbrochenem, Essensentzug und tagelanges Einsperren im Keller, Stehenlassen in der
Kälte, Aufhetzen der Kinder zur Gewalt
untereinander, sexuelle Übergriffe und
ähnlich schlimme Erfahrungen wurden

„Der Weg, den wir gegangen sind, ist der richtige. Es wurde
ein dunkles Kapitel der Stadt Innsbruck aufgearbeitet.“
Bürgermeisterin Mag.a Christine Oppitz-Plörer

der des Landes Tirol als übergeordnete
Behörde. „Es geht darum, den Betroffenen von offizieller Seite her Verständnis
entgegenzubringen“, so die Bürgermeisterin. Mit Geld könne man das erlittene
Unrecht nie aufwiegen. Als Geste wurden
die Opfer von der Stadtführung auch zu
einem gemeinsamen Treffen eingeladen.
Der Gemeinderat beschloss am 16.
Juni eine Abgeltungssumme von 850.000
Euro. Im Einzelfall sind es zwischen 5000

X. Gruber. Herausgestellt habe sich, so
berichtet Historiker und Kommissionsmitglied Horst Schreiber, dass in den
Kinderheimen systemische und systematisierte Gewalt vorherrschte und die
Kontrollorgane damals versagt hatten.
„Juristisch sind die Fälle verjährt“, erklärte Dr. Heinz Barta, zudem seien die
meisten Täter verstorben. Zwar liegen
die Taten Jahrzehnte zurück, die Betroffenen leiden aber bis heute. Die Kinder

von den Opfern geschildert. Viele Betroffene konnten sich aber trotzdem im Leben einigermaßen stabilisieren. „Die therapeutische Arbeit ist eine große Chance.
Es kann zur Genesung und Aktivierung
von neuen Kräften für eine aktivere Lebensführung kommen“, so Dr. Preindl.
Damit das erlittene Unrecht nicht in
Vergessenheit gerät, werden die Ergebnisse der Opferschutzkommission auch
in Buchform niedergeschrieben. EH

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