Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.10

- S.9

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Amtsblatt N r . 1 1 .
Die Etadtgärtnerei und Baumschule

Die Kindergärten und Iugendhorte

wurde in ihrem Betriebe bereits im letzten Jahre so weit
eingeschränkt, daß von einem gewerblichen Betriebe, der den
privaten Unternehmungen Konkurrenz bereitet, nicht mehr
gesprochen werden kann. Diese Unternehmung der Stadt
wird nur insoweit aufrecht erhalten, als sie für Betreuung
der öffentlichen Anlagen, der Gräber, die in der Erhaltung
der Gemeinde stehen und des damit in Verbindung stehenden Grundwechselbetriebes notwendig ist. — Das Ergebnis
der

blieben genau so wenig von den Sparmaßnahmen verschont
wie es alle anderen Verwaltungszweige über sich ergehen lassen
mutzten. Besonders schmerzlich war die Pflicht, die Kinderausspeisung und die Verabreichung von Gratismilch einzuschränken, weil ich weiß, wie wohltuend sich gerade diese
Darbietungen der Gemeinde ausgewirkt haben.

Verwaltung der Friedhöfe
ist leider ein von Jahr zu Jahr sinkendes. Hier drückt sich
am allerbesten die Tendenz zur Sparsamkeit und der Rückgang der Zahlungsfähigkeit breiter Bevölkerungsfchichten
aus. Die billigen Gräber und Beerdigungen müssen von der
Stadt vom Standpunkte der Fürsorge und Volkshygiene
behandelt werden, an denen wohl Zuschüsse notwendig, aber
keine Einnahmen möglich sind. Da Beerdigungen der teuren
Klassen oder Grabreservierungen auf längere Zeit und an
bevorzugten Plätzen jetzt zu den Seltenheiten gehören, ist
es begreiflich, daß der noch im Jahre 1932 aktive Betrieb
der Friedhöfe im laufenden Jahre einen Abgang von nahezu
20.000 8 bringen wird.
Die Erhaltung des Innsbrucker Stadttheaters,
welches sich als Kulturinstitut nicht von den Geschicken des
städtisch subventionierten Orchesters und teilweise auch des
Konservatoriums des Innsbrucker Musikvereins, trennen
läßt, war wirklich ein Kind großer Sorge in der letzten Zeit.
Ich war genötigt, die Mitglieder des städtischen Orchesters
auf 31. März 1935 künden zu lassen, da keine Aussicht bestand, die Geldmittel für die Fortführung des Theaters und
damit Vefchäftigung des Orchesters aufzutreiben. Es ist begreiflich, daß breiteste Schichten der Bevölkerung gegen
diese Maßnahme Sturm gelaufen sind und durch unzählige
Eingaben und Vorsprachen forderten, daß alles aufgeboten
werde, um dieses Institut deutscher Kultur in der Eüdmark
zu erhalten. Durch das Entgegenkommen der Bundesregierung war es möglich, den Betrieb des Stadttheaters bis zur
Beendigung der Spielzeit so weit auszugleichen, daß ich
mich im Einvernehmen mit dem mir beigegebenen Beirate
bereit fand, das Stadttheater auf eine weitere Saison dem
Herrn Direktor Kolkwitz zum Betriebe zu übergeben. Ich
hoffe, daß es noch möglich sein wird, eine weitere ausgiebige
Subvention von der Bundesregierung zu erhalten und
glaube auch, daß die im Gange befindliche Werbeaktion
für den Besuch des Theaters von solchem Erfolg fein wird,
daß die Möglichkeit der Weiterführung diefes Institutes
gegeben sein wird. — Von Interesse dürfte auch die Mitteilung sein, daß
die städtische Hausverwaltung
205 Objekte mit 1544 Wohn- und Mietparteien zu verwalten
hat. Die Bruttoeinnahmen aus diesen Mietobjekten betragen
8 1,025.785.—. Dabei ist nicht zu übersehen, daß von diesen
Objekten 29 sind, die als ausgesprochene Wohnungsfürsorgeobjekte geführt werden müssen, in welchen 244 Parteien
untergebracht sind und diese Parteien eine Gefamtbruttoeinnahme von nur 8 15.813.— jährlich bringen und mithin
im Komplexe der Häuferverwaltung eine ganz bedeutende
Passivpost darstellen.
"Von den in der Mag.-Abteilung V vereinigten Verwaltungszweigen habe ich Folgendes kurz zu berichten:

Auch für die Spielplätze und Sportanlagen
wurde genau so wie für den Herbergebetrieb weitestgehende
Sparfamkeit und Zurückstellung aller neuen Investitionen,
insoweit sie sich nicht aus dem Betriebe selbst decken ließen,
verfügt. — Ein besonders schwieriges Kapitel war
die Verminderung des Schulaufwandes.
Trotz aller Sparmaßnahmen sind die Beträge, die die Gemeinde für die Schule ausgeben mutz, fo bedeutende, datz
ernstlich an den Abbau mehrerer Klassen gedacht werden
mutzte. Der Abbau von 14 Klassen, wie er ursprünglich beabsichtigt war, mußte fallen gelassen werden. Damit wäre
eine Umschulung von mehr als 1000 Kindern verbunden ge- wesen, wogegen alle Kreise der Bevölkerung ganz entschieden Stellung genommen haben. Ueberdies wäre damit auch
das Schulwesen Innsbrucks auf eine Stufe herabgedrückt
worden, die einer Landeshauptstadt nicht mehr würdig ist.
Damit im Zusammenhang wären auch Investitionen notwendig geworden, die einen erklecklichen Teil der Einsparungen wieder aufgebraucht hätten. Es ist dank des Verständnisses der Landesregierung gelungen, für das laufende
Schuljahr jene Klassenzahl zu sichern, die alle Erzieher und
Eltern zufriedenstellen kann.
I m Jahre 1934 habe ich mit den Hochwürdigen Herren
Salesianern einen Vertrag wegen Führung des Siebererschen Waisenhauses, welches jetzt Sieberersches Jugendheim
heißt, abgeschlossen. Die Erfahrungen, die wir im abgelaufenen Berichtsjahre machen konnten, sind denkbar günstige.
Trotz der merklichen Ersparung, die dieser Vertrag der Gemeinde bringt, ist die Betriebsführung eine dankenswert
gute; fo gut, daß sich ein „Zug nach dem Waifenhause" bemerkbar macht, der leicht in der Lage sein könnte, die Ersparnisse der Gemeinde aus dem Vertrage wieder aufzuheben. — Wie fehr
die Ausgaben für die soziale Fürsorge
in den letzten Jahren gestiegen sind, mögen Ihnen folgende
Vergleichsziffern fagen. Ständige Unterstützungen hat die
Gemeinde im Jahre 1931 8160.000.—, für 1935 8 300.000.—
präliminiert. Für die Aushilfen in Geld und Speisemarken
1931 8 80.000.—, für 1935 8 190.000.—. Die Erziehungsbeiträge stiegen von 8 60.000.— auf 8 170.000.—. Der armenärztliche Dienst von 8 22.000.— auf 8 60.000.—, so daß aus
diesem Titel allein innerhalb dieser wenigen Jahre ein
Mehrerfordernis von 400.000.— 8 aufgewendet werden
mutzte.
Wie fehr sich die Zeiten zu Ungunsten der Gemeindeverwaltung auf diesem Gebiete ausgewirkt haben, möge die
einfache Feststellung beweisen, dah die Gesamtausgaben
der Gemeinde für die soziale Fürsorge im Jahre 1914
GK 1N5.NNN.— gewesen sind und diese Ausgaben auf
Grund der Entwertung der beträchtlichen Wohlfahrtsfonds, welche die Gemeinde hatte» und der Zunahme der
Inanspruchnahme der öffentlichen Fürforgetätigkeit und
der Abnahme der privaten Karitas auf mehr als Zwei
Millionen Schilling als jährliche Ausgabe angewachsen ift^