Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.10

- S.6

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.AmtsblattNr.11
so wie es im Jahre 1931 der Fall war, dann wird die Landeshauptstadt Tirols nach -wie vor ihren dominierenden
Platz in unserem Heimatlande Österreich einnehmen. Mögen nun einzelne Bestimmungen lauten wie sie wollen,
möge nun die Autonomie verbrieft sein oder nicht.
Die Hauptaufgabe des Gemeindetages
wird sein, weiter zu arbeiten an der Festigung der finanziellen Verhältnisse der Gemeinde. Erlauben Sie mir, daß ich
Ihnen über die Ereignisse der letzten vier Jahre kurz einen
Ueberblick gebe, damit Sie die Zusammenhänge der einzelnen Maßnahmen, aber auch den gegenwärtigen Stand der
Finanzen der Stadt ergründen können.
Die Vermögensaufstellung mit Stichtag 31. Dezember 1931
war folgende:
Gemeindeverwaltung, Schuld enstand 8 44,850.000.—.
Aktiven 8 121,700.000.—, so daß ein Reinvermöaen von
8 76,850.000.— verblieb. Unter Hinzurechnung der selbständigen Betriebe erhöhen sich die Passiven auf 8 66,500.000.—
und die Aktiven auf 8 164,700.000.—, so daß das schließliche Reinvermögen mit 8 98.200.000.— ausgewiesen wurde.
Die Vermögensaufstellung mit Stichtag 31. Dezember 1934
war folgende:
Gemeindeverwaltung, Schuldenstand 8 55,642.000.—. Aktiven aus Buchsorderungen, Vermögensanlagen, Mobilienwerte und Liegenschaften 8 118.642.000.—, so daß in der
Verwaltung der Gemeinde ein Reinvermögen von rund
8 63.000.000.— ausgewiesen wurde. I n dieser Vermögensrechnung sind die Stände der selbständigen Fürsorgefonds
und die in selbständiger Verwaltung stehenden Unternehmungen nicht mit inbegriffen. Werden diese dazu gerechnet,
so stehen buchmäßig einem Passwstande von rund 72 Millionen Schilling Aktiven von rund 156 Millionen Schilling gegenüber, so daß das schließliche Reinvermögen mit 84 Millionen Schilling ausgewiesen werden könnte. Diese bedeutende Verschiebung des ausgewiesenen Reinvermögens von
98,2 Millionen Schilling auf 84 Millionen Schilling hat
nicht in einer neuen Verschuldung ihre Ursache, sondern ist
in der Entwertung des Schillings begründet. Nur ein Betrag von etwas über 2 Millionen Schilling mußte im Schuldendienst neu ausgewiesen werden und dies betraf die von
der Stadtgemeinde aufgenommenen Darlehen für die Objekte, die mit bundesstaatlichen Wohnbauförderungsmitteln
gebaut wurden. Der Ausweis eines Vermögens von 84 Millionen Schilling wäre entschieden sehr erfreulich, doch ist
nach kaufmännischen Grundsätzen betrachtet diese Berechnung deshalb nicht richtig, weil sämtliche öffentlichen Gebäude, wie Schulen, Aemter und dergleichen, bei der Bewertung des Vermögens mit dem Bauwerte zur Zeit der Vermögensaufstellung angegeben waren und eben aus dem Umstände heraus, daß es sich vielfach um Objekte handelt, die
schwer oder gar nicht realisierbar sind, eigentlich Zu einem
unrichtigen Bilde verleiten.
Lewer hat sich dieses buchmäßig sehr erfreuliche, aber
auch in Wirklichkeit immerhin sehr schöne Bild der Finanzlage Innsbrucks im Laufe der letzten vier Jahre sehr zu
seinen Ungunsten verändert. Durch den gewaltigen Rückgang der Steuererträgnisfe, durch die Erhöhung der Ausgaben, hervorgerufen durch die Steigerung der sozialen Not
in unserem Gemeinwesen, durch die Entwertung des Schillings bei gleichzeitiger Entwertung unserer Liegenschaften,
durch bedeutende Erhöhung der Kaufkraft unserer Währung hat sich das Bild ganz dedeutend verändert. Nur
einige Ziffern möchte ich bekanntgeben, um damit deutlich
die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und der politischen

Ereignisse in Innsbruck zu illustrieren: Die Rückstände in
den finanziellen Verpflichtungen der Gemeinde zeigen seit
dem Jahre 1932 folgende Steigerung:
1931
8
94.000.—
1932 . . . . . . .
8 562.000.—
1933 . . . . . . .
8 1,433.000.—
1934
8 1,475.000.—
Der Rückstand des Jahres 1934 wäre (dank der weitgehenden Sparmaßnahmen, die in diesem Jahre ganz besonders eingesetzt haben) wohl niedriger gewesen als er
ausgewiesen wurde, wenn nicht über Empfehlung des Rechnungshofes zum ersten Male die laufende Gebarung mit
31. Dezember abgeschlossen worden wäre. Dies hat sich in
der Weise ausgewirkt, daß die Eingänge des Jänner und
Februar, teilweise auch jene des März, die in früheren Jahren noch, insoweit sie das Vorjahr betrafen, zur Abstattung
von Rückständen Verwendung gefunden haben, im Rechnungsjahre gänzlich auf das kommende Jahr herüber genommen wurden. Der größte Sprung der Ausaabenrückstände zeigt sich in der Zeit der stärksten Wirtschaftskrise,
Ende 1932 bis Ende 1933. Die Jahre 1931 und 1932 weisen
ganz gewaltige, außerordentliche, nicht vräliminierte Auslagen auf, die zum größten Teile in der Bezahlung des
Aufwandes für die Doppelhaupt- und Volksschule in Pradl
degründet sind. Entsprechend vorsichtige Präliminierung und
die Einschränkung des außerordentlichen Aufwandes brachten es mit sich, daß im Jahre 1933 nur mehr 240.000 8 als
Ueberschreitung des Präliminares errechnet wurden, obwohl noch für den Neubau der Schule in Pradl 238.000 8
ausgelegt werden mußten. Das Jahr 1934 zeigt bereits
eine außerordentliche Mehreinnahme von 63.000 8.
Das schwierigste Problem der Gemeinde
ist die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber der Schweizer-Franken-Anleihe, welche zur Konvertierung der in der
Konjunkturzeit aufgenommenen kurzfristigen Kredite für
die großzügige Investitionstätigkeit der Gemeinde verwendet wurde. Es wurden damals der Stadtgemeinde
8 35,983.750— zugezählt. Trotzdem bis heute bereits ein
Betrag von rund 1)4 Millionen Schweizer Franken getilgt
ist, steht die Anleihe mit mehr als 50 Millionen Schilling
zu Buch. Die Goldschuldenerleichterungsverordnung der
Bundesregierung vom 26. April 1933 brachte der Gemeinde
wohl eine Erleichterung im Zinsendienste von 6)4 auf 4 ^
Prozent, doch wirkte sich diese ErleichterunI wegen des
Rückganges des Schillingwertes in keiner Weise aus. Die
Verschuldung der Stadt sprang zu jener Zeit nur wegen
der Schillingentwertung um 11 Millionen Schilling in die
Höhe. Es war der Stadtgemeinde unmöglich, die hohen
jährlichen Tilgungs- und Iinsenbeträge aufzubringen, weshalb im Wege der vorübergehenden Aufnahme von Darlehen zur Erfüllung unserer Verpflichtungen gegriffen werden mußte. Eine kleine Erleichterung erfuhr die Gemeinde
durch die Bewilligung der Hypothekenanstalt, den Tilgungsdienst mit eigenen Papieren zu bezahlen, so daß aus diesem
Titel einige Einsparungen in den präliminierten Tilgungsbeträgen erzielt werden konnten. Durch Vorschüsse, welche
die Hypothekenanstalt für den Anleihedienst der Stadtanleihe gewährte, war es bis jetzt möglich, den Verpflichtungen den Besitzern der Titel gegenüber gerecht zu werden.
Wenn sich auch erfreulicherweise im laufenden Geschäftsjahre gezeigt hat. daß die Aufwärtsbewegung der unvermeidlichen Ausgaben und die Abwärtsbewegung der Einnahmen aufgehört hat, und eine Stabilität, die wieder kaufmännisches Kalkulieren zuläßt, bemerkbar ist, wird es doch