Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1955

/ Nr.1

- S.3

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Nlllnmer 1

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

erscheint ein Absatz des Schreibens, das Bürgermeister
Wilhelm l^reil am 5. A p r i l 191N an Erzherzog Engen
gerichtet! „ . . . Den warmen Anteil, welchen Eure
kaiserliche und königliche Hoheit an den Bedürfnissen
mid dein wirtschaftlichen Gedeihen des Volles nehmen,
die stete Bereitwilligkeit, iininer nnd überall helfend
nnd schützend einzugreifen, die warme Förderung,
welche Tie der Knnst nnd Wissenschaft jederzeit auge
deihen lassen, sowie I h r e mit wahrer Humanität ge
paarte edle Menschenfreundlichkeit haben Eurer Hoheit
die Herzen der ganzen Bevölkerung im Sturme er
obcrt. Der Eharakter des Tiroler Voltes ist mehr zu
rückhaltcud und es dauert oft lauge, bis das Vertrauen
erwacht nnd die Zurückhaltung sich in Liebe und An
hänglichkeit verwandelt. Aber Eure kaiserliche Hoheit
haben in kürzester Zeit den Schlüssel zum Herzen des
Volkes gefunden nnd mit warmer Liebe und treuer
Anhänglichkeit blickt die ganze Bevölkerung auf I h r e
Hoheit, nur von dem heißen Wnnsche beseelt, das; Gott
Sie beschützen nnd segnen möge immerdar und das;
Eure Hoheit die Gnade erweisen möge, auch ferner
höchstdcro Residenz in Innsbruck beibehalten zu wollen znni Jubel und zum Stolze der gesamten Bürger"
schaft." Die gleiche Gesinnung brachte auch der da
malige Innsbrucker Gemcindcrat zum Ausdruck, als
er uach erteilter Zustimmung des Erzherzogs die eben
in Anlegung begriffene Straße von der Kettenbrücke
zum Greisenasyl „Erzherzog-Engen-Straßc" benannte.
Z u den Tirolern kam Erzherzog Engen anch in der
Zeit des ersten Weltkrieges. Nicht selten führten ihn
seine Dienstwege nach Innsbruck, als er — zum Feld
Marschall emporgestiegen — das Kommando aller
österreichischen Trnppen der Südfront gegen I t a l i e n
übernommen und sein Hauptquartier in Bozen aufge^
schlagen hatte. Ebenso verbrachte der greise Feldmar-

Seite 3

schall seinen Lebensabend in Innsbruck. Das Hans
Nr. 1^5 in Ig"ls, wo er in stiller Zurückgezogen he it
seit den schicksalhaften Tagen des Jahres 19-15) in
bescheidenen Verhältnissen lebte, beherbergte ihn, bis
er sich Anfang Dezember 195»! znr Heilung einer
Lungenentzündung in die Behandlung des Landeskrankenhauscs begeben mnßte. Als er ans M e r a n , wo
der im 92. Lebensjahre stehende Feldmarschall Genesung snchte, die Todesnachricht einlangte, ging der
Name des großen Toten wie der <"ines gewesenen Lau
desVaters von M u n d zn M n n d durch die ganze Bevöl
ternng.
Der tiefen Volkstrancr entsprechend gestaltete sich
auch die Überführung des Leichnams nach Innsbruck,
dessen Anfbahrnua, nnd Beisetzung am 6. d. M .
Als am Dreiköuigstag in den Nachmittagsstunden
die leiblichen i"lbcrrestc des hochverehrten Erzherzogs
von der Kapelle des Tiroler Landhauses zur Propstes
nnd Stadtpfarrkirche St. Jakob geleitet wurden, waren zn seinen Ehren schähnngsweise rund 5l).0s)6
Tiroler spalierbildend in den Straßen, durch die sich
der Leichenzug langsam bewegte, erschienen. Um 7 l i h r
abends wnrde der Eichcnsarg in die Gruft unter dem
Hochaltar von St. Jakob, wo anch Erzherzog Engens
Ahn, M a x i m i l i a n der Dentschmeister, ruht, versenkt
und die Öffnung mit einem großen Marmorstein verschlossen. I n der Frühe des 7. Jänner wurde das
feierliche Requiem, zelebriert vom Großmeister des
Deutschen Ritterordens P. M a r i a n Tumler, unter
großer Assistenz in Anwesenheit der Vertreter des
Hauses
des österreichischen
Hochadcls, der Vertreter von Stadt und Land sowie
zahlreicher Andächtiger ans allen Kreisen der Bevölkerung abgehalten.
^ Eppacher.

Gemeinderat Rudolf Pfeffer
I n Eavalesc am 15. M a i 1891 geboren, absolvierte
Pfeffer das Gymnasinm in Bozen, machte nach abgclegtcr M a t n r a das Einjährig-Frciwilligcnjahr bei den
Tiroler Kaiserjägern, nm hernach in den Postdienst
einzntreten. Jedoch nicht lange durfte sich Pfeffer sei
ner Anstellung erfrencn, denn als 1914 der Krieg ausbrach, mußte er sofort zum M i l i t ä r einrücken, kam
an die Karpathenfront und mußte als Leutnant ein
Feldjägerbataillon nbernchmen.
Bereits zu Weihnachten l91 l war Pfeffer schwer
verwundet und am Hl. Abend wurde er in ein un
garisches Feldlazarett eingeliefert, nachdem man ihn
vorher zwei Tage anf einem zweirädrigcn Karren
bernmgeschlePPl hatte.
1915) wurde Pfeffer ans Grund seiner Verwundung
ans dem Militärdienste ausgeschieden, worauf er sich
wieder bei der Post znr Dienstleistung meldete. Seine
Einteilung, erfolgte im Nechnnngsdepartemeut der
Postdirekt ion Innsbruck,
A l s 1918 die Fronten zusammenbrachen, tonnte
man Pfeffer nnter jenen finden, die bestrebt waren,
eine Ordnungstrnppc anfznftcllen, nm das Hinterland
— soserne dies nötig sein sollte
von den zurückslu
tenden Trnppen zn schuhen. Glücklicherweise erwies
sich diese Vorsichtsmaßnahme aber als überflüssig.

I m M a i 1921 gründete Pfeffer seme Familie, die
all die Jahrzehnte her in geradezu beispielhafter Harmonie zusammenlebte.
Nachdem inzwischen Pfeffer die Gewerkschaft der
Postbedienstcten auf- und ausgebaut hatte und in
deren Pcrsonalvcrtretung seinen anerkannten Gerechtigkeitssinn walten ließ, wurde er, getragen von dem
Vertrauen aller jener, die ihn kennenlernten, am
27. M a i 1923 als Kanditat der sozialdemokratischen
Partei in den Gemcinderat der Landeshauptstadt
Innsbruck gewählt. Diesem gehörte Herr Pfeffer bis
zur Auflösung des Gemcindcratcs im Jahre 19N! an.
Während seiner Tätigkeit wirkte er in verschiedenen
Ansscl"üssen und Sektionen
ohne Unterbrechung in
der Finanzsektion der Ttadtgemeinde Innsbruck,
Wo immer der Verstorbene tätig war nnd mit wem
er anch in Berührnng kam, allseits begegnete man ihm
mit ganz ausgezeichneter Hochachtung, die sich Pfeffer
durch feine Sachlichkeit nnd das ihm eigene konziliante
Wesen erwarb.
Pfeffers Heimgang wird von allen, die ihn näher
kannten, tiefstens bedancrt nnd allgemeine Teilnahme
wendet sich seineu Hinterbliebenen zn.
Die Stadtgemeinde Innsbruck wird dem verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. H. Nntermüller