Innsbruck Informiert

Jg.2010

/ Nr.8

- S.45

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STADTGESCHICHTE
Die Bederlunger-Bank
Uber die Geschichte der Bankgeschäfte in Innsbruck
Leih- und Wechselbanken haben in Innsbruck als bedeutender Verkehrs- und Handelsknotenpunkt im süddeutschen Raum lange Tradition.
Um 1300 waren es florentinische Kaufleute, die auf Grund eines landesfürstlichen Privilegs in Innsbruck, wie auch in anderen Tiroler Städten, Banken betrieben. Im 15. Jh. findet man in Innsbruck aber keinen schriftlichen Hinweis mehr auf eine solche Bank.
Aus dem StadtarchiviStadtmuseum von Gertraud Zeindl
Erst 100 Jahre später sind größere Handelsherren - vor allem aber auch Juden — nachweisbar, die sich wieder mit solchen Geldgeschäften befassten. Doch dürften diese damaligen Darlehensgeschäfte kaum größeren Umfang erreicht haben. Denn man liest in einem Schreiben des Innsbrucker Stadtrates von 1545 folgende Beschreibung der finanziellen und wirtschaftlichen Lage der
Stadt: „Die Bürger der Stadt haben nur ein geringes Einkommen, sie betreiben keine besonderen Gewerbe, und es gibt dort keine Bergwerke, Jahrmärkte und auch keine Schiffslände. Die Stackt müsse sich allein von dem landesfürstlichen Hofe, den Beamten der Regierung und den fremden Reisenden erhalten, die Bürger hätten ihr ganzes Vermögen in ihre Häuser gesteckt und verbaut, um durch Vermietung von Wohnungen und Beherbergung von Gästen zu verdienen, infolge der Zeitläufe seien aber diese ausgeblieben. Die Handwerker hätten auch keinen guten Verdienst, und im ganzen sei die Stadt in ihren Einkünften sehr erschöpft und ausgemergek“ Ein wenig überspitzt dürften hier die Stadträte die wirtschaftliche Situation dargestellt haben, ging es doch um
die Erreichung eines Steuernachlasses. Dessen ungeachtet hatte die Wirtschaftskraft der Stadt im 16. Jh. abgenommen und somit auch die Notwendigkeit ausgiebiger Bankgeschäfte.
Die erste institutionell organisierte Bank in Innsbruck errichtete die Ti
roler Landesregierung im Jahr 1715. Diese so genannte „Banko“ stellte wohl eine Filiale der Wiener Stadtbank dar. Die ersten bankmäßigen Institutionen auf privater Basis entstanden erst im ausgehenden 18. Jh. Die Privatbanken bildeten gewissermaßen einen Ubergang zum heutigen Bankwesen dar.
Zu diesen zählte auch die Privatbank Bederlunger, die mit ihrem Gründungsjahr um 1790 aus dieser Periode die älteste private Wechselanstalt in Tirol ist. Ihren Sitz hatte die Firma „Bederlunger“ ab 1816 in der Her
zog-Friedrich-Straße 17, zuwor in der Seilergasse 3.
Durch eine Versteigerung im jahr 1816 gelangte das Stadthaus neben dem Goldenen Dachl in Besitz von Johann Bederlunger sen. Gleichzeitig mit dem Erwerb des Hauses aus der Konkursmasse des Tuchhänders Franz Hussl übernahm johann Bederlunger auch das Schnittwarengeschäft des Tuchhändlers. In diesem Schnittwarengeschäft wurden von Johann Bederlunger sen. neben
dem Tuchwarenhande auch die ersten Wechsel- und Darlehensgeschäfte abgewickelt.
johann Bederlunger war — wie schon sein Vater vor ihm — Handelsmann.
Sein Sohn johann jun. wurde am 7. Februar 1804 geboren und führte die Geschäfte seines Vaters weiter. Auch dessen Sohn, Heinrich sen. (geb. 6. Juli 1836), trat nach seiner Heirat mit Karolina Reiner in die Fußstapfen seines Vaters. Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich der Name der Firma von Johann Bederlunger auf Heinrich Bederlunger. Er war es auch, der 1860 dem Tuch warengeschäft ein eigenständiges Bankgeschäft hinzufügte.
Der Hauptgeschäftszweig der Bederlunger Bank war der Handel mit Manufakturen und der Geldwechsel. Bankgeschäfte im eigentlichen Sinn wurden bei Bederlunger erst sehr spät, nach dem Ersten Welckrieg, eingeführt. Das bedeutet, dass Spar- und
Kontokorrenteinlagen sowie Kontokorrentkredite bis 1918 nicht angeboten wurden.
Der Niedergang der Privatbank Bederlunger erfolgte in der Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit. 1929 musste Heinrich Bederlunger jun. (geb. 1. Juli 1866) die Bank aufgeben. Sie erfuhr ein ähnliches Schicksal wie viele andere Tiroler Kleinbanken in dieser Zeit, sie wurde von der Wiener Merkantilbank aufgesogen.
Das Haus Herzog-Friedrich-Straße 7/Hofgasse 2 wurde am 10. Oktober 193] versteigert. Aber noch heute wird dieses Gebäude als Bederlungerhaus bezeichnet.
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Werbeplakot für das Bonk- Blck auf das Bonk- und Wechselgeschäft von H. Bederlunger haus Bederlunger, um 1926. & Co, 1903—1906.
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INNSBRUCK INFORMIERT—AUGUST 2010
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