Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.10

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 10

schulrat Friedrich Jaeger, ehemaliger Gemeinderat
Einem tückischen Leiden erlag am N. Oktober d. I .
der ehemalige Hauptschuldirettor und Gemeinderat,
Herr Schulrat Friedrich Jaeger. Die leiblichen Überreste des Verstorbenen, der im 74. Lebensjahre stand,
wurden vom Trauerhause aus (Speckbacherstraße 25)
am städtischen Westfriedhof zur ewigen Ruhe gebettet.
Friedrich Jaeger erblickte am tt. März 1881 zu Hermersdorf bei Tetschen (Deutschböhmen) das Licht der
Welt. Nach Abschluß des Studiums an der Lehrerbildungsanstalt in Leitmeritz bekleidete er mehrerorts
den Posten eines Lehrers und kam dann über Marburg an der Drau im Jahre 1907 nach Innsbruck, wo
er eine Lehrerstelle für Mathematik an der damaligen
Bürgerschule erhielt. Als eifriger Verfechter der
Reform der Bürgerschule übernahm er zu Beginn der
Zwanzigerjahre die Direktion der K n a b e n h a u p t s c h u l e in der Leopoldstraße, einen Posten, auf dem
er bis zu seiner Pensionierung, die vor Ausbruch des
zweiten Weltkrieges erfolgte, überaus segensreich
wirkte. Einige Zeit oblag dem hervorragenden Schulfachmann auch die Leitung der Berufsschule für das
Bau- und Kunstgewerbe in dieser Stadt.
Der Deutsch-freiheitlichen Partei angehörend, wurde
der nunmehr Verstorbene am 15. J u n i 1 9 1 9 auf
vier Jahre in den Innsbrucker Gemeinderat gewählt.
Er betätigte sich in dieser Zeit als Mitglied des Ge-

sundheitsrates, der Thcatersektion, der Wohlfahrtssettion und des Stadtschulrates sowie als Mitglied des
Kuratoriums des Sieberschen Waisenhauses. 1 9 ^ ."l
aus dem Gemeinderat ausgeschieden, kehrte er 1 9 2 li
nochmals für kurze Zeit in denselben zurück.
I m besten Mannesalter stehend, zählte Schulrat
Jaeger auch zu den Abgeordneten des Tiroler Landtages. A l s großer Freund Südtirols erhob er in
Landtagssitzungen der Zwanzigerjahre wiederholt für
dessen Recht und Freiheit das Wort. Eine seiner Ausführungen nahm Mussolini zum Gegenstand einer
scharfen Erwiderung, die manchem Freund Südlirols
heute noch in Erinnerung sein dürfte.
Schulrat Friedrich Jaeger, der sich in Innsbruck
eines hohen Ansehens erfreuen konnte, zeigte sich stets
aufgeschlossen für alle guten und brauchbaren Steuerungen der modernen Zeit. Als Freund der W a gn e r - M u s i k liebte er die Kunst in hohem Maße und
übte dieselbe bis in sein hohes Alter. Gegen Ende
des aktiven Dienstes unternahm er noch eine Reise
nach Ägypten und Palästina. Nun ist er. einen Sohn
hinterlassend, knapp ein Jahr nach dem Tode seiner
Frau auch selbst in die Ewigkeit eingegangen.
Bürgermeister Dr. Franz Greiter widmete in der
Gemeinderatssitzung vom 14. Oktober dem Verstorbenen ehrende Worte.
W. Eppacher

Bergbau im verbauten Teil der Hungerburg?
Von I n g . Otto Engelbrecht.
Der Verfasser wurde im Jahre 1953 als Obmann des
Landcsvereins für Höhlenkunde in Tirol vom Bundesministerimn für Land- und Forstwirtschaft zum korrespondierenden Mitglied der Höhlenkommission im ssleichnamiqen
Bundcsministcrimu ernannt. (Amn, d. Schriftl.)
Wer als Waldwanderer oder als Pilzsammler den
Benzin- oder Ölwolken speienden Fahrzeugen der
Gramartstraße entrinnen w i l l , stößt oberhalb dieses
ehemaligen Erholungsweges in einem beschränkten
Streifen auf langgestreckte Mulden, deren Boden
meist als Mullagerplatz dient. „Alte Knappenlöcher
sind"s", erfährt der Wissensdurstige. M a n konnte früher vom Höttinger Graben her durch einen Stollen
oberhalb des Weges zwischen Gramart uud Höttinger
B i l d , rechts des Höttinger Baches, bis zu einem See
vordringen, der etwa 40 Meter unter dem Seehof lag.
Fragt man weiter, wird berichtet, daß man bei einigem Glück noch vor kurzem knpfer- und silberhaltiges
Erz in geringem Ausmaß gefunden hat. — Run ist
die Romantik der meist jugendlichen „Knappen" —
und das offene oder tapfer verhaltene Gruseln — endgültig im Osten des Höttinger Grabens vorüber," im
Interesse der Trinkwasserversorgung Hö"ttings wurde
auch das letzte größere Knappenloch mit einem „eisernen Vorhang" und einem kompakten Schloß verriegelt.
Besieht man andererseits die ersterwähnten M u l den auf der Hungerburg, vermißt man die Anschüttungen des tauben Gesteins, die in größerem Ausmaß von Schürfungen in der Rühe liegen müßten.

I m Höttinger Graben wurden jedenfalls die Abfallhalden abgeschwemmt und in den I n n getragen, wohin aber wären Gestein und Schotter auf dem Hungerburgplateau geraten? — Gewiß, es wäre denkbar,
daß hier nach dem Erlahmen des Bergbaues die oberflächliche Anschüttung zur Auffüllung der Schächte
und Stollen verwendet worden ist. Aber keine
mündliche Überlieferung oder keine Aufzeichnung gab
Aufschluß über solche Arbeiten! für immer schien
Dnntel über die Knappenlöcher ausgebreitet...
Nachdem im J u n i und J u l i die starten Regenfälle
ihr Ende gefunden hatten, wurde ich von einem
Grundbesitzer auf der Hungerburg verständigt, daß
in seinem Garten ein großes Loch entstanden sei und
es bestehe bei dem Nachrutschen des Terrains Gefahr
für Haus und Bewohner. Für einen Höhlenforscher
also Alarmstufe 1! — Die oberflächliche Nachschau
zeigte, daß der Einstieg eines einzelnen Menschen des
lockeren Materials wegen allzn riskant gewesen wäre.
I m Einvernehmen mit dem Hausbesitzer rief ich meine
beiden besten Forscher aus Scharnitz und füln"to dann
am 17. J u l i die Vefahrung durch.
Zwei Seile wurden an Bäumen und ^auüsäulen
derart befestigt, daß der Knoten genau über der M i l l e
des Loches lag. Das dritte Seil, mit dem einen Ende
an eine weitere Sanie gespannt, lief iiln"r M e i
Karabiner direkt in den Einstieg.
I m gewohnten Dülfersitz jeder Schachtbefahi>>,>^
gehl es gemächlich in die Tiefe. Nun kann man selicn,
weshalb das Loch entstand. Haltlos ist die 2,40 Meter