Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.8

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

lichen anderen Kulturstaaten mit Erfolg durchgeführt.
Da nun nicht alle Haushaltungen befragt werden
können, wurde, um einen verwendbaren Durchschnitt
zu gewinnen, eine Zufallsauswahl der Haushaltungen getroffen. M a n erwartet, daß diese Zufallsauswahl eine wirtliche Repräsentation der Grundgesamtheit gewährleistet. Aus dem Volkszählungsmaterial des Jahres 1951 wurde jede hundertste
Haushaltung der 40 Städte ausersehen, ein von der
Forschungsstelle zur Aufstellung volkswirtschaftlicher
Bilanzen zusammengestelltes und vorgedrucktes Haushaltungsbuch einen Monat zu führen. Die Forschungsstelle hat sich bereit erklärt, 100.— Schilling an die
Haushaltungsbuchführenden als Gegenleistung zu
bezahlen. I n Innsbruck trifft es rund 380 zu befragende Haushaltungen, also jeden Monat ca. 32.
Das 36 Seiten starke Haushaltungsbuch soll während eines Monates alle Ausgaben einer Haushaltung, gegliedert nach den verschiedensten Arten, aufnehmen. Hiefür find in diesem Haushaltungsbuch 84
verschiedene Spalten vorgesehen; vom Weißbrot bis
zum Speck, von der Milch bis zu den alkoholischen
Getränken, von den Rauchwaren bis zum Mietzins
und von der Bekleidung bis zu den Putzmitteln ist
alles erdenklich Mögliche angegeben. Auch für Arzthonorare. Kosmetikartikel, Schulgelder, Straßcnbahnfahrten, Kirchenbeiträge, Totoeinsätze und Spenden
sind eigene Rubriken vorgesehen, ja selbst einem Besuch in einem Nachtlokal oder den Ausgaben für
Briefmarkensammlungen wurde bei Zusammenstellung dieses Haushaltungsbuches Rechnung getragen.
Eine wesentliche Erleichterung zur schnellen Auffindung der richtigen Spalte bedeutet für den Haushaltungsbuchführenden das „Merkblatt für die Haushaltung", in dem sich ein alphabetisches Verzeichnis
der gebräuchlichsten Ausgabenarten mit den betreffenden Seiten- und Nummernangaben befindet.
Außerdem sind die einzelnen Spalten im Haushaltungsbuch in eine obere und untere Hälfte geteilt.
I n die obere Hälfte kommen alle jene Maren, die
gegen Barzahlung angeschafft wurden, in der unteren
hingegen sind die Waren einzutragen, die aus einem
eventuell vorhandenen eigenen Geschäft entnommen
wurden oder die als Geschenke oder als Entlohnung
oder Deputate in den betreffenden Haushalt kamen.
Es werden alle Ausgaben eingetragen, die im Laufe
eines Monats im Nahmen einer Haushaltung gemacht wurden. Für Haushaltungsangehörigc, die nur
einen Teil ihrer Einnahmen an den Haushalt abgeben, also Haushaltungsangehörige, die z. V. nur Kostgeld beisteuern, aber ihre übrigen Ausgaben für Bekleidung u. a. selbst bestreiten, oder Haushaltungsvorstände, die sich bei Ablieferung des Haushaltungsgeldes ein nicht geringes Taschengeld zurückbehalten,
über dessen Verbleib die besorgten Hausfrauen meist
nicht allzuviel erfahren, für alle jene ist auf einem
Sonderblatt über die Verwendung dieses Einkommens genau Buch zu führen. Damit aber nicht Familienstreitigteiten entstehen, ist es jenen Personen freigestellt, dieses Sonderblatt am Ende des Monats direkt dem Statistischen Amte abzugeben. Überdies ist

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es auch zulässig, sowohl das Haushaltungsbuch wie
auch das zugehörige Eonderblatt direkt dem Österreichischen Statistischen Zentralamt in Wien einzusenden, um den Innsbrucker Bearbeitern eine Einsichtnahme zu verwehren. Von dieser Möglichkeit Hut
aber bisher noch niemand Gebrauch gemacht.
I n den letzten vier Monaten, also im A p r i l , M a i .
Juni und J u l i , wurden im Rahmen dieser Konsum
erhebung 125 Haushaltungsuorstände vorgeladen,
um sie zur Mitarbeit zu gewinnen. 52 Prozent haben
der Vorladung nicht Folge geleistet. Die auf die Vorladung nicht erschienenen Haushaltungsvorstände
mußten in der Wohnung aufgesucht werden. Bei 20
Prozent aller Vorgeladenen war eine zwei- oder
mehrmalige Kontaktnahme notwendig, um sie zur
Führung des Haushaltungsbuches bewegen zu können. Insgesamt 80 Prozent führten dann ordnungsgemäß das Haushaltungsbuch. 18,4 Prozent haben
die Mitarbeit trotz aller Bemühungen aus verschiedensten Gründen abgelehnt. Bei diesen 18,4 Prozent
befinden sich die sogenannten „Unbequemen", die am
schwersten zu behandelnden Parteien. Um das Auswahlsystem nicht zu durchbrechen, darf kein Ersatz siir
einen ausgefallenen Haushalt genommen werden,
obwohl es viele gäbe, die gerne um die 100.— Schilling ein Haushaltungsbuch einen Monat lang führen
möchten. Es muß aber unbedingt der Anteil der nicht
mitarbeitenden Haushalte in engsten Grenzen gehalten werden. Wenn beispielsweise die Hälfte der angesprochenen Haushalte nicht mitarbeitet oder keine
verwertbaren Haushaltungsbücher abliefern würde,
bestünde zweifellos die Gefahr einer Verzerrung des
Endergebnisses. Das Verfahren der Zufallsauswahl
verlangt also, daß alle nur denkbaren Anstrenguugen
unternommen werden, um die ausgewählten Haushaltungen zur Mitarbeit zu bewegen. Dies bringt
aber mancherlei Schwierigkeiten mit sich.
I n Innsbruck arbeiteten in den Monaten A p r i l ,
M a i , J u n i und J u l i 1954 über 80 Prozent der Haushaltungen brav und fleißig mit, teils von der Prämie von 100.— Schilling angespornt, teils aber auch
aus eigenem Interesse," auch wollten sie nicht hinter
den Bürgern anderer Staaten, denen statistische M i t arbeit längst geläufig ist, zurückbleiben. Die drei
Sachbearbeiter, die in dauernder Verbindung mit den
Haushaltungsbuchführendcn stehen müssen, haben zur
Betreuung nnd Überwachung in diesen vier Monaten insgesamt 294 Besuche in Wohnungen und Betriebsstätten gemacht und konnten feststellen, daß
viele Hausfrauen schon ein Haushaltungslnich führen,
zwar nicht so genau aufgegliedert nach den verschiedensten Ausgabenarten, aber mit Bedachlnahme darauf, das meist niedrig bemessene Hanshaltungsgeld
richtig einzuteilen, und auch, um zu sehen, ob und wo
vielleicht doch noch ein Schilling eingosi-"alt werden
könnte.
I n vielen Fällen wurden die Bearbeiter der j ; o n sumerhebung als Freunde des Haushaltes aufgenommen," eine 70jährige Rentnerin mit einem Eintoin
men von ca. 450.— Schilling monatlich lwt sogar
einem Bearbeiter, nachdem sie sich erkundigt hatte,
was denn jener zusätzlich für diese oft außerhalb der