Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.8

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

klein 1 Vierer gegeben werden" heißt es in einem Ratsprowkoll
von 1537. Su bestimmte n. a, die Ratsinstniktion für den Stadtgerichtsdicuer Georg Sch>oaiger vom Aiigust 1.598. daß dieser neben
anderen Arbeiten die Maße uni) Gennchte auf dem Markt Zu überprüfen hatte und einen Anteil ans allen Pfächtungsarbcitcn zn
fordern berechtigt war. Schon nach der Errichtung der neue» Waage ini Waaghänsl befiehlt
Ferdinand I, der Stadt, die <^üter der R"odfnhrleulc an« dem bleich
ans der Fronwaage (unter Fronivaagc vrrslaild inaii eine Gcrichtswaage) abzuu"ägen nnd ihnen hiefür eine Bescheinig»»«. (Bollette)
auszuhändigen; die Fuhrleute hatten sich nämlich bei ihm über
das „ungleiche" Abwägen ihrer Waren zn Mühlbach beklagt. Es
findet sich in den ^nnsbrncker Ratsprotukollen unter dein 17. Februar 15<>2 eine Notiz, ans der zn ersehen ist, daß die Stadtvätcr
auch Nils der ^nnsbrnckrr Fronwaage nach dem Rechten sehen n,nßten: „Pan! Dym, Fronwäger: Dem ist der Dienst aufgekündigt.
Die Ursachen, daß ihm nicht zn vertrauen, daß er sich auch vielfältig üöerweint nnd sonst in allem nnflcißig ist."
Aus dem Jahre 1534 (30. ^uli) ist nns ein Ansuchen des Anns
Meitingcr erhalten, in welchem dieser uni die Verleihung der Stelle
eines Waagknechtes bei der nen errichteten M c h l w a a g e im
Rathanshöfl ersucht. Am 26, Oktober 1575 befiehlt Erzherzog Ferdinand, dliß der Stadtwäger das Getreide, welches zur Mühle
kommt, und das dafür rückgelicfertc Mehl getreulich abwiege nnd
die Resultate in ein .Uontroilbnch eintrage.
Um 1550 wird im Nathans die S c h m a l z w a a g c errichtet»
aus ihr wurden die Wägnngen von einem eigens dazn durch den Rat
bestellte» Schmcilzwäger durchgeführt. Das Schmalz wurde hieran
die Bürger der Stadt zn einem festgelegten Tarif abgegeben. Der
Schmalzverkauf gestattet uns einen interessanten Vergleich zwischen
dem heutigen und damaligen Wirtschafts- nnd Preisgefüge: Während der derzeit gültige Butterprcis ungefähr doppelt so hoch wie der
Schmalzpreis ist, mußte» im Jahre l<>83 die Banern ihre Butter
um acht Vierer niedriger verkaufen als man das Schmalz in der
Stadljchmalzwaage abgegeben hat! Diese Waage zählte seit Beginn
des 17, Jahrhunderts nicht mehr zu den städtischen Einrichtungen,
sondern wurde verpachtet. Ans ihr entwickelte sich später das sogenannte Schmalzgewölbe, eine Einrichtung, welche bis in das vorige
Iahrhnndcrt beibehalten wnrde.
Wir bereits erwähnt, wurden auch in Innsbruck bei der liberò
Prüfung der bei der öffentlichen Waage gebrauchten l^cwichtc Differenzen festgestellt. So wnrdcn 1545 die Stadtgcwichtc nicht gerecht
besuudcn, worauf der Rat beschloß zn Mühlen (-Mühlan) oder zn
Nürnberg ein „eingesetztes Gewicht von Ili Pfund" machen und zu
Hall pflichten zu lassen. Scheinbar hat sich der Rat dann doch für
Mühlen entschlossen, da am 17. Februar 1548 Grcgori Löfflcr zur
„Stadt Fronwach" einen von ihm gegossenen 254"/, Pfnnd (ungefähr 133.— k^) schweren Gewichtssatz geliefert hat.
Am 19. Juni 1652 stellt die Negierung an die Stadt das Begehre», wie iii Innsbruck eine Hen- und Grumctwaage aufgerichtet
werden könne. Es sei an dieser Stelle bemerkt, daß man früher nur
die gewöhnlichen gleicharmigen, doppclschaligen Balkenwaagen —
manchmal sogar in bedeutender Größe — und die Echucllwaagen
tannte. Die Balkenwaagen dienten zur genauen Abwaage und hießen auch Schlüssclwaagen, manchmal auch Eisen- oder Uupferwaageii, je nachdem die Waagschalen aus Eisen oder Kupfer bestanden.
Mit der Schnellwaage erhielt man eine beiläufige Übersicht über die
abznwägendc Ware, sie gab aber immer wieder zn Zerwürfnissen
zwischen itänfer und Verkänfrr Anlaß. So schreibt z.Beisp.der berühmte Prediger Abraham a Sanata lilara in seiner „Beschreibung
allerlei Gewerbspersoncn" über die Fleischer u. a. . . . man findet
anch wohl so Gewissenlose, die so geschickte Finger haben bei der
Schnellwaage, daß sie bei drei Pfunden allzeit eine Fleisch-Unze
ersparen, diese aber trägt ein halbes Pfund aus . . .

Lange vor der endgültigen Einführung des metrischen
Maßes nnd Gewichtes zeigte die Stadtverwaltung Ver-

Nummer 8

ständnis für die sich anbahnende neue Entwicklung und
veranlasse den Ankauf einer Zentesimal-Brückenwaage
bereits 1864. Zum gleichen Zeitpunkt wurden auch die
Wanggebühren nen festgelegt. Schon bald zeigte sich,
daß diese neue Waage den Ansprüchen, welche der Verkehr, insbesondere die Eröffnung der Eisenbahuen, an
sie stellte, nicht gewachsen war. So mußte diese Waage,
welche noch durch Auflegen von Gewichten bedient wurdc,
durch eine Laufgewichtswaagc erseht werden. Diese Waage
stand nicht mehr im Fleischbankgebäude, sondern wurde
am Ende der Museumstraße in der Nähe des Frachtenbahnhofes aufgestellt und konnte so den neu aufgetretenen
Bedürfnissen gerecht werden. Auch diese Waage war bald
nicht mehr dem immer stärker werdenden Lastantovcrkehr
gewachsen, sie wies nur eine begrenzte Wägefähigteit
(10 l,) auf und mußte infolge der starken Abnützung 1941
durch eine neue Straßenbrückeuwaage für 20 t Höchstlast
erseht werden. Allerdings gingen an dieser neuen Waage
die Kriegsereignisse nicht spurlos vorüber. I m Herbst
1944 wurde bei einem Luftangriff das Waaghaus zur
Gänze weggerissen, die Gnßsäulen vom Waagkopf abgerissen, der Waagkopf selbst lag unter den Trümmern,
die Waagbrücke wurde durch den Luftdruck hochgerissen
und diogonal verklemmt in die Waaggrubc zurückgeschleudert. I m Zuge der Aufräumungsarbciten wurden die
einzelnen Teile mehr oder weniger beschädigt geborgen
nnd 1946 mit den von der Herstellerfirma gelieferten
fehlenden Ersahteilen neu zusammengesetzt. Diese nur als
Provisorium anzusehende Waage mußte immer wieder
repariert werden und verursachte dadurch ständige Ausgaben. Es mußte daher ehestens darangegangen werden,
die alte schadhafte Waage durch eine neue zu e> scheu.
M i t Gemeinderatsbeschluß vom 7. März 195!! wurde
der Ankauf einer modernen 50 t-Rollgewichts-Straßcnbrückenvcrbundswaage mit zwei Waagbrücken genehmigt.
Die zwei hintereinander eingebauten Brücken (je 8 mal
3 m) können allein bis zu 30 t benüht werden und sind
mit einem gemeinsamen Hiollgcwichtsapparat verbunden,
wobei die Gesamtwägefähigkcit bei Beni"chung beider
Brücken 50 t, beträgt.
Da der Aufstellungsort der bestehenden Waage ans
technischen und vcrkchrsmäßigen Gründen für die neue
Waage als uugüuftig befunden wurde, mußte ein »euer
Plah vorgeschlagen werdeu. Nnd so wnchs in den
lehten Monaten auf dem Gelände des ehemaligen M ä n nerschwimmbades am Eude der Muscumstraße eine der
neuzeitlichsten öffentlichen Brückenwaagen Österreichs,
welche durch ein in modernen Linien sich emporschwingendes Dach geschüht wird.
So wurde durch die Initiative des städtischen Marttamtes, dem im Stadtgebiet u. a. auch die maß- und
gewichtspolizeilichen Agenden übertragen sind, ein Werk
errichtet, das für die zukünftige Enlwicklung vorausschauend gcplaut nnd für die Wirtschaft der ^tadt als
unentbehrliches Hilfsmittel geschaffen winde.

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