Innsbruck Informiert

Jg.2009

/ Nr.9

- S.45

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STADTGESCHICHTE

„Der Tharerwirt" - Ein Theater-Projekt
d e r KFO am Bergisel im J a h r 1918
B e r e i t s i m N o v e m b e r 1902 w u r d e v o m T i r o l e r Landesausschuss
b e s c h l o s s e n , i m Jahr 1909 e i n e J a h r h u n d e r t f e i e r z u m G e d e n k e n
a n d i e E r e i g n i s s e v o n 1809 a u s z u r i c h t e n .
Um dem heurigen Gedenkjahr, das
vor allem die Protagonisten der Landesverteidiger in den Mittelpunkt
stellt, eine weitere Facette hinzuzufügen, sei mit diesen Zeilen an ein in
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Josefme Justic
seinen Ausmaßen wesentlich kleineres
Ereignis erinnert, das sich im Jahr
1918 am Bergisel abgespielt hat.
Es war in den letzten Kriegsmonaten des Ersten Weltkrieges - auch
die Innsbrucker Bevölkerung war mit
den umwälzenden und lebensbedrohenden Folgen dieses Krieges konfrontiert - , als die Katholische Frauenorganisation (KFO) Tirol im August
und September 1918 eine W o h l t ä tigkeitsveranstaltung organisierte, deren Einnahmen W i t w e n und Waisen
von gefallenen Kaiserjägern bzw. armen Kindern zugute kommen sollten.
Es wurde das Volksschauspiel „ D e r
T h a r e r w i r t " als Freilichttheater aufgeführt und als Kulisse das BergiselPlateau ausgewählt.
Die Katholische Frauenorganisation
für T i r o l , eine Vereinigung katholisch-gesinnter Frauenvereine, hatte
sich 1909 zusammengeschlossen, um
die Interessen von Frauen zu vertreten, zu wahren und zu fördern und
Frauen aufzuklären - sie hatten damals
z. B. noch kein Wahlrecht. Ihr gesellschaftspolitisches W i r k e n geschah
vor allem in sozial-karitativen Bereichen, mit Vortragstätigkeiten, der
Einrichtung von Anlaufstellen für
Frauen, der Herausgabe von Flugschriften und eben mit der Organisation von Veranstaltungen, deren
Erlöse wohltätigen Zwecken zufließen
sollten.
Im Jahr 1917 war Baronin Adele
Fenner von Fennesberg die Landes-

präsidentin des Vereines und unter
ihrem Vorsitz wurde das Projekt des
Freilichttheaters am Bergisel vorbereitet und durchgeführt. W a r u m gerade das Theaterstück „ D e r Tharerw i r t " ausgesucht wurde, ist zwar nicht
eindeutig zu klären; eine Erklärung
dürfte jedoch in den bevorstehenden
offiziellen Jahrhundert-Gedenkfeiern
1 8 0 9 - 1909 zu finden sein.

führung gehandelt hat, was damals in
unseren Breiten offenbar noch eine
Seltenheit war. W o h l aus diesem
Grund findet sich am 10. August
1918 ein Artikel des Innsbrucker
Schauspieldirektors Rudolf Lorenz
in den „Neuen Tiroler Stimmen",
der formuliert, dass „es für manchen
von Belang sein dürfte, über die
Theaterform der Freilicht- oder Naturbühne, die in Oesterreich noch
selten ist, etwas genaueres zu erfahren".
Die Aufführungen selbst, die von
Laienschauspielern gespielt und sich
zum Großteil in Massenszenen gestaltet haben, erhielten von den Rezensenten großes Lob gezollt, wenn
es heißt: „Es bemühten sich aber
auch alle einzelnen Spieler, das Beste

Peter Sigmayr, der Tharerwirt von
Olang, war ja einer der Tiroler Landesverteidiger und Kampfgefährte
Andreas Hofers im Zusammenhang
mit den Befreiungskämpfen gegen
die bayerische und französische Herrschaft besonders
des Jahres 1809.
Er kämpfte m i t
den
Olanger
Schützen in seiner Heimat und
w u r d e — nach
dem vierten verlorenen Gefecht
am Bergisel — als
einer der „Rebellen" verfolgt.
Peter Sigmayr
versteckte sich
auf dem Rindler- Originalszene aus dem.Tharerwirt" am Bergisel, 1918.

(Original-Foto: G. Sommer)

hof in den Bergen und stellte sich erst dem Exekutionskommando der Franzosen, als
dieses im Dezember 1809 seinen
blinden Vater erschießen wollte. Daraufhin wurde der Tharerwirt am
14. Jänner 1810 in seinem Heimatort
standrechtlich exekutiert.

zu leisten und es ist ihnen gelungen.
Berufsschauspieler könnten die Volksrollen gewiß nicht natürlicher geben
als sie hier gegeben werden. Selbst
die kleinen Nebenrollen waren gut
besetzt und sind rühmend hervorzuheben."

Diese Ereignisse sind Inhalt des
Volksschauspiels, das im August und
September 1918 am Bergisel zur
Aufführung gebracht wurde.
In der Tagespresse ist diesen Aufführungen großes Interesse eingeräumt worden, besonders auch deshalb, da es sich um eine Freilichtauf-

Wieviel Reinerträgnis dieses Theaterereignis, das „ v o r einer großen
Zuschauermenge" aufgeführt worden
war, einbrachte, entzieht sich unserer
Kenntnis. Dass die Katholische Frauenorganisation Tirol damit doch N o t
lindernd helfen konnte, bleibt aber
zu hoffen.

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - SEPTEMBER 2009

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