Innsbruck Informiert

Jg.2009

/ Nr.7

- S.45

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2009_Innsbruck_informiert_07
Ausgaben dieses Jahres – 2009
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
STADTGESCHICHTE

Die Pädagogin Hedwig Kinzl eine E r i n n e r u n g
so eine Seite druckreif war, doch diese
Kinderzeitung hatte inhaltlich hohes
Niveau und wurde auch in den Schulen
gerne als Lesestoff verwendet.
Hedwig Kinzl war aber nicht nur
eine dieser Schulstunden miterleben
eine ausgezeichnete Lehrerin und verund war beeindruckt. Hedwig Kinzl
antwortungsvolle Redakteurin, sondern
verstand es, in jedem Kind die ihm eiauch eine umsichtige Ehefrau. Sie war
genen Talente zu wecken. Viele ihrer
mit dem Geographen Univ.-Prof. Dr.
Schüler waren künstlerisch begabt und
Hans Kinz! verheiratet, dem sie mit
sie wusste diese Begabungen zu fördern
Rat und Tat zur Seite stand. Dieser
bzw. den Kindern mit ihren Werken
war ein bedeutender und international
sogar zu einem gesellschaftlichen Erfolg
anerkannter Wissenschaftler, dessen
zu verhelfen, indem beispielsweise
Schwerpunkte, um nur zwei Beispiele
Zeichnungen mit Hilfe ihrer Innsbrucker
zu nennen, u. a. der ErforFreunde gedruckt und
schung der Gletscher in
verkauft wurden.
den Westalpen galt und der
Als nach dem ZweiErforschung der Cordillera
ten Weltkrieg das ReBianca. Sechs Expeditionen
daktionsteam der Tiunternahm
er in die peruaroler Tageszeitung jenischen Anden, die erste
manden suchte, der
schon 1932/33, die letzte
die Gestaltung der
1964. Durch seine genauen
neuen „ K i n d e r z e i Aufzeichnungen
und Karten
t u n g " übernehmen
w
u
r
d
e
dieses
schönste
sollte, fiel die Wahl
Hochgebirge der Tropen
auf die bewährte Päzu einem der besterforschdagogin Hedwig Kinzl.
ten Gebirge der Erde. Diese
Bis vier Jahre vor ihExpeditionen waren mührem T o d redigierte
sam
und mitunter nicht unsie diese, jeden Samsgefährlich. Auf eine Karte
tag erscheinende halaus Arequipa vom August
be, manchmal ganze
Seite in der TT. Jeden Hedwig Kinzl
(Foto: Stadtarchiv)1954 schreibt ihr Mann:
„Im Oktober geht es nach
Freitag war sie in der
Hause,
wann
und wie ist freilich noch
Druckerei der Zeitung, die sich damals
offen." Hedwig Kinzl hatte bange Zeiten
noch in der Erlerstraße befand, und
des Wartens und Hoffens durchzukorrigierte die Druckfahnen, welche
stehen. Manchmal bekam sie monateim Handsatz gesetzt wurden, auf Fehler,
lang keine Nachrichten. An der Seite
denn in einer Zeitung, die Kinder lesen,
eines
so bedeutenden Mannes, der im
dürfen sich keine,,Fehlerteufelen", wie
Studienjahr
1958/59 auch Rektor der
sie es nannte, einschleichen. Als IllusUniversität und 15 Jahre lang Vorsittrator der Geschichten konnte sie u.
zender des Österreichischen Alpena. auch Rudolf Leitgeb gewinnen. Er
vereins war, musste man Rücksicht
war der Bruder des Dichters und Lehnehmen und sie wollte den Gelehrten
rers Joseph Leitgeb, mit dem Hedwig
so
wenig wie möglich mit Sorgen beKinzl bis zu seinem frühen Tod freundlasten. Hedwig Kinzl konnte dies. Sie
schaftlich verbunden war. Jede Zeicherfüllte ihre vielfältigen Aufgaben im
nung musste mittels Blei in ein Klischee
Stillen und ihr Wirken trug Früchte.
gegossen werden und dieses wurde

W e n n H e d w i g K i n z l d u r c h I n n s b r u c k g i n g , g e s c h a h es n i c h t selt e n , dass p l ö t z l i c h e i n j u n g e r M a n n , i h r e r a n s i c h t i g , d a h e r g e e i l t
k a m , sie m i t „ g r i a ß d i F r a u L e h r e r i n " b e g r ü ß t e u n d u m a r m t e .
Dies war dann einer ihrer ehemaligen
Schüler aus der Sonderschule, der
jetzt, im Dienste der Stadt, dafür sorgte,
dass die Straßen sauber gehalten wurden. Ein solches Wiedersehen war für
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Dr. Monika Neuhauser-Fritz
beide mit großer Freude verbunden
und zeigt das Charisma, das Hedwig
Kinzl ausstrahlte. Sie war eine besondere Frau und eine einzigartige Lehrerin.
Heuer am 2. März jährte sich zum 25.
Mal ihr Todestag und es scheint angebracht, ihrer mit diesen Zeilen zu gedenken. Sie kam am 16. Dezember
1902 als Hedwig Jonke zur Welt, verbrachte ihre Kindheit und Jugendzeit
in der Schidlachstraße in Wilten, besuchte die Innsbrucker Lehrerbildungsanstalt und war in der Folgezeit eine
begeisterte und begnadete Pädagogin.
Jahrzehnte unterrichtete sie an der
Sonderschule, zuerst in St. Nikolaus,
später in der Sieberer-Schule (heute
Daniel-Sailer-Schule). Ihre legendären
Unterrichtsmethoden zogen Hospitanten aus allen Landesteilen, vor allem
auch aus Südtirol, an. In den fünfziger
Jahren, in denen das Geld knapp und
Arbeitsmaterial nur spärlich vorhanden
war, musste man sich zu helfen wissen
und ihr Einfallsreichtum kannte keine
Grenzen. Hier nur ein Beispiel: Um
den Kindern beim Rechnen das sog.
I Oer-Überschreiten begreiflich zu machen, sammelte sie leere Tablettenschachteln mit lOer-Einlagen als Lehrbehelfe. Was heute in der Montessori-Pädagogik ganz selbstverständlich ist,
erarbeitete sie sich selbst. Besonders
hervorzuheben war aber ihre menschliche Zuwendung zu diesen behinderten,
durchwegs sensiblen Kindern, die es
ihr mit strahlenden Augen dankten.
Die Verfasserin dieser Zeilen durfte

dann in den Schriftsatz eingefügt. Es
war ein aufwändiges Unterfangen, bis

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - J U L I 2009

Diese kleine Hommage sei ein später
Dank an sie.