Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1954

/ Nr.2

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Z u den wichtigsten Aufgaben der Stadt gehöre die
Errichtung von Reubauten, um die Wohnungsnot zu
lindern. Dazu sollte auch Priuatkapital herangezogen
werden, den privaten Wohnungsbau und das Wohnungseigentum sollte man nach Kräften fördern.
Auch das Schulwesen, das Gesundheitswesen, die Fürsorge, K u l t u r und Sport, besonders der attive,
würden die Unterstützung des VdU. finden. Freischwimmdäder sollten sowohl im Osten als auch im
Westen der Stadt errichtet werden. Die M i t t e l für
solche Aufgaben sollten vor allem durch Sparsamkeit
bei allen Ausgaben, also aus den laufenden Einnahmen, beschafft werden.
Den ständigen Überschreitungen der Haushaltsposten, die vorgenommen werden, ohne daß vorher
eine Genehmigung des Gemeinderates, des Stadtrates oder des Finanzausschusses eingeholt wurde,
müßte ein Ende gesetzt, die Handhabung des Notrechtes durch den Bürgermeister eingeschränkt werden.
Kurz- oder langfristige Kredite wären wegen der
hohen Zinsen mit Vorsicht aufzunehmen.
Eine besondere Aufgabe hatte die Stadt i m Rahmen des Fremdenverkehrs, der Charakter der Stadt
als Kongreßstadt müßte betont werden. Damit hänge
die Notwendigkeit zusammen, Veranstaltungsräume
zu schaffen und das Dogana-Vorhaben auszuführen.
Eine besonders dringende Aufgabe wäre die Erneuerung der Innsbrucker Verkehrsmittel. Alle Vertehrsunternehmen sollten zusammengefaßt, das Verkehrsnetz der Ausdehnung der Stadt angepaßt, die
I g l e r Bahn und die Stubaitalbahn bis zur Stadtmitte geführt werden.
M i t Strom sollte die Stadt künftig aus eigenen
Werken versorgt werden, um nicht in fremde Abhängigkeit zu geraten. M i t den Vorarbeiten für den Van
neuer Kraftwerke sollte sofort begonnen werden. Die
Frage einer Beteiligung der Stadt an der Tiwag
sollte so gelöst werden, daß die berechtigten Forderungen der Stadt voll erfüllt werden.
Wichtig wäre auch die Kanalisierung des linken
Innufers.
Die Gemeindestube wäre nicht der Boden zur Austragung parteipolitischer Kämpfe und persönlicher
Polemiken. Der VdU. würde auf solche Polemiken
nicht eingehen. Er wäre zur konstruktiven Mitarbeit
bereit, sein Streben gelte dem Gedeihen der Stadt
und dem Wohl ihrer Bürger.
Für die Österreichische Volksopposition sprach GR.
Pettauer, der sich als der Vertreter der einzigen
Opposition im Gemeinderat bezeichnete.
Die Österreichische Volksopposition hätte zwar ein
Mandat verloren, doch wirke sich dies weniger im
Gemeinderat als darin aus, daß die werktätige Bevölkerung Innsbrucks einen Vertreter weniger besitze. Die Volksopposition betrachte es als ihre Aufgabe, die Ö V P . und die SPÖ. immer an die vor den
Wahlen abgegebenen Versprechen zu erinnern.
Er schloß mit einem Aufruf für ein nach jeder
Richtung unabhängiges Österreich und eine friedliche
Zukunft des Volkes.
Stadtrat Maier wies auf den Wahlerfolg des
Österreichischen Arbeiter-, Angestellten- und Beamten-

Nummer 2

dundes hin, den dieser errungen hätte. Der A A B B .
ließe sich von einer tiefen sozialen Einstellung nnd
von der christlichen Weltanschauung leiten. Er verfolge die Absicht, Innsbruck zu einem Mittelpunkt des
alpenländischen Fremdenverkehrs zu machen und den
Ruf der Stadt als Kongreßstadt zu fördern. Auch die
kulturelle Sendung der Stadt müsse gewahrt werden.
Die öffentlichen Dienste und Verkehrsmittel sollten
der Bevölkerung zu angemessenen Tarifen zur Verfügung stehen.
Die Auflockerung des Wohnungsmarktes hätte
nicht die versprochene Erleichterung geschaffen, sondern
dem Wohnungswucher T ü r und Tor geöffnet. I n
dieser Hinsicht müsse ein Gesetz Wandel schaffen.
Die Bemühungen der Gemeinde, ihren Bediensteten zu Eigentumswohnungen zu verhelfen, müßten
fortgesetzt und auf die Lehrerschaft ausgedehnt werden, denen die Wohnung vielfach nicht nur Wohnraum, sondern teilweise auch Arbeitsraum bedeute.
Um den Halbtagsunterricht beseitigen zu können,
sollte mehr Schulraum geschaffen werden. Gesundheitspflege, Iugendhilfe, das Wohlfahrts- und das
Fürsorgewesen würde der A A V V . stets mit Rachdruck fördern.
M i t diesen Ausführungen des Stadtrates Maier
waren die Parteienertlärungen beendet, nnd es
folgten Anfragen. Anregungen und Anträge der Gemeinderäte.
Die Gemeinderätin Kaiser (SPÖ.) wies darauf
hin, daß Wohnungen mit mehr als drei Zimmern, die
von der Besatzungsmacht zurückgestellt wurden und
die die früheren Mieter nicht mehr beanspruchen,
nicht angefordert werden können, was dazu geführt
hätte, daß solche Wohnungen laufend zu sehr hohen
Preisen Amerikanern aus dem Camp Rum angeboten
werden. Der Bürgermeister möge einen Aufruf erlassen, damit die Besitzer der Wohnungen ihrer
patriotischen Pflichten eingedenk seien und die Wohnungen nicht zu einem Gegenstand des Schachers
machten, sondern an Innsbrucker Familien vermieteten und nicht an jene, die sie bereits zurückgestellt
haben.
Die Gemeinderätin Oberhammer (ÖVP.) unterstützte die Ausführungen der Vorrednerin und trat
dafür ein, daß an die Hausbesitzer ein Aufruf erlassen
werde, kinderreiche Familien bei der Vergebung von
Wohnungen besonders zu berücksichtigen.
Gemeinderat Obenfeldner (SPÖ.) regte im Ramcn
dos Sportausschusses an. daß der Bürgermeister mit
der Bezirtshauptmannschaft und der Bundespolizei
in Fühlung trete, damit die Schiabfahrlsstrecken
stärker überwacht werden, um Schiwildlinge, die
häufig Unfälle verschulden, besser im panine hallen
zu tonnen.
Für die Aufforstung auf der Rordtette und den
Ausbau
des Lawinenschutzes
trat Gemeinderat
Pettauer (VO.) ein, Stadtrat Dipl.-Ing. Kummer
(SPÖ.) würdigte die bisherigen Lliwinonschutzinaßnahmcn der Stadt lind schlug vor, cine Aussprmhc zu
voranstalten, bei der alle Möglichkeiten der Lawinenbetämpfung in dem zur Stadt gehörenden Gebiet
erörtert werden sollen. Bei den Forstlagsatzungen der
lotzlen Jahre wäre großer Rnchoruck darauf gelegt