Innsbruck Informiert

Jg.2008

/ Nr.10

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Maria Hutter-Ratschiller
Kirchenbau in schwierigen Zeiten
In d i e s e m J a h r j ä h r t sich z u m 5 0 0 . M a l d i e K a i s e r k r ö n u n g des
w o h l b e d e u t e n d s t e n T i r o l e r L a n d e s f ü r s t e n - K a i s e r M a x i m i l i a n I.
(1459-1519). M a x i m i l i a n sollte s o w o h l in den habsburgischen
E r b l a n d e n als a u c h i m R e i c h d i e N a c h f o l g e seines V a t e r s K a i s e r
F r i e d r i c h 111.(1415-1493) a n t r e t e n .
Es sind ganz wenige Kirchen, die
zwischen den beiden Weltkriegen in
Tirol erbaut wurden: Jene auf der
Innsbrucker Hungerburg (von Siegfried
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum,
Museum Goldenes Dacht,
von Winfried Hofinger
Thurner), eine Weizenbacher-Kirche
in Hüben und die von Hans Menardi
und Hans Watzel gebaute Kirche in
Fritzens. Es war einfach kein Geld da;
und wenn man, wie Frau Maria Hutter,
für die Herz-Jesu-Kirche in Kreith einiges Geld gesammelt hatte, dann
schwand sein W e r t in der rasenden
Inflation um 1925 innerhalb weniger
Wochen auf Nichts zusammen. Im
Pfarrarchiv Mutters sind die Rechnungen über Millionen Kronen erhalten
- und ab dem Jahr 1926 sind es, für
die gleiche Leistung, hundert Schilling.
W e r war die Frau, die trotz aller
widrigen Umstände für Kreith, die
damals zweitkleinste Gemeinde Tirols,
einen Kirchenbau durchgesetzt hat?
Maria Ratschiller wurde am 29. Juli
1882 als Tochter des Finanzrates Karl
und dessen Gattin Karoline in Innsbruck geboren. Sie kam 1906 als erste
Lehrerin nach Kreith. Unterrichtet
wurde in einer von der Gemeinde
gemieteten Villa. Nach ihrer Heirat
mit dem Bauersmann Michael Hutter
im Jahre 1909 schied sie aus dem
Schuldienst aus - und trotzdem erwirkte sie den Bau eines Schulhauses,
das dann 1913 innerhalb von ein paar
Monaten errichtet wurde.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg
fasste sie den Entschluss, anstelle der
zu kleinen Kapelle eine Kirche zu

bauen. Die 1913 verfertigten Pläne
sind leider verschwunden. 1924 wurde
ein Baukomitee gebildet, das den
Innsbrucker Max Thaler ( 1891 - 1969)
mit der Verfassung neuer Pläne beauftragte. Nach der Bewilligung eines
Neubaues durch die Apostolische A d ministratur- eine Diözese Innsbruck
gibt es erst seit 1964 - schritt man
ans W e r k . Max Thaler war ein Mitar-

reiste als Sammlerin in die Schweiz
und bis nach Holland. Andere Mitglieder des Komitees blieben im Lande
und sammelten da. In den erhaltenen
Listen sind viele Innsbrucker verzeichnet, die zuerst ein paar hunderttausend
Kronen und dann einige Schillinge gespendet haben.
Maria Hutter hat die Verhandlungen
mit den Künstlern geführt. Es ist ein
Brief erhalten, in dem sie dem Maler
Ernst Nepo bis ins Detail vorschreibt,
wie volksnah er die Fresken auszuführen hat. Und wenn er statt der
Geburt Jesu mit den Hl. Drei Königen
„ n u r " eine Verkündigung malt, dann
hat er einen Preisnachlaß zu gewähren.
Sie selbst soll ihr ganzes privates Gold
und Silber für die liturgischen Gegenstände (die zum Teil auch Thaler entworfen hat) gespendet haben. Im Mai
und im August 1930 wurde in der
Kirche eingebrochen und alle beweglichen Wertgegenstände geraubt. Es
gibt da eine Rechnung von der Eisenhandlung Leis (Marktgraben): Da wurden, eine W o c h e zu spät, Ketten und
Schlösser gekauft!

In den vergangenen Monaten wurde
die Kreither Kirche umfassend renoviert. Nach sorgfältiger Abwägung
aller Argumente entschied man sich,
bevor man ans W e r k ging, die beiden
Maria Hutter-Ratschiller
(Foto: Privatbesitz) rund 130 Jahre alten Fichten, die dem
Bau sehr zugesetzt haben, zu entfernen.
Z u r 80-Jahr-Feier im Oktober 2008
heiter von Clemens Holzmeister.
w u r d e Fritz Thaler (Beamter des
Nach der Broschüre „200 Jahre Pfarre
Stadtmagistrates Innsbruck in Ruhe),
Mutters" von Pfarrer Dominik und
der
Sohn von Max Thaler, geladen.
Franz Thaler (nicht verwandt mit Max
Er kann sich an die Einweihung 1928
Thaler) sei es aber falsch, Thaler als
noch gut erinnern - er saß an der
Schüler von Holzmeister zu bezeichnen
Festtafel als 7-jähriger Bub dem Bischof
- als ob das eine Schande wäre ...
Waitz
gegenüber.
Das Hauptproblem war die Aufbringung des für den Bau t r o t z aller
Eigenleistungen der „ K r e i t h i g e r "
benötigten Geldes. Maria Hutter war
da sehr erfindungsreich und umtriebig.
Mit Bewilligung der zentralen Behörden
in Wien veranstaltete sie eine Lotterie,
die aber recht wenig einbrachte. Sie

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - O K T O B E R 2008

E?

Maria Hutter starb am 26. O k t o b e r
1959. Pfarrer Gebhard Pfluger schrieb
ins Totenbuch: „Vorbildlich gläubige
Frau, die unendlich viel Gutes tat. Ihr
ist es zu danken, daß Kreith ein so
schönes Kirchlein hat ... G o t t der
Herr sei ihr ewiger Lohn."

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