Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1953

/ Nr.12

- S.5

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1953_Amtsblatt_12
Ausgaben dieses Jahres – 1953
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Nummer 12

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Hilfsschule ein zweitem M a l iu der
ginnell und war gezwungen, dort anfängliä, üi,i ;>v^i
anderen schulen die Unterrichtsräiline und Zeil zu
teilen, so daß nur an vier Wochentagen"die Schüler
kommen koillilen.
l^ine Schilderung der schweren Aufbauzeil, ioie sie
ja fast alle Inusbrncker Schulen mehr oder weniger
milinachlen, niag hier entfallen. Es soll aber er
wähnt werden, das; es inlr ein so z ä h e r T i r o l e r
Une der jetzige Bezirksfchulinspeltor Anton Brugger
als danialiger Hilfsfchuldireltor zuloege brachte, das
von viel sremdcu, Betriebell besetzte Schulhaus, darinller von eiller hartnackige!! Wohupartei, freizllbe
lommen und das;, uin Neiiligungsiliillel zn erhalten,
eiu Hilfsschilldirektor den schwarzeu Markt benutzen
nnd dabei uiiangeuehiuc Bekanntschaft mit der Hochbürokratie machen inilßte.
I m , Laufe der kommenden Ansbanjahre louchs die
Hilfsschule auf 13 i u 7 a u f st e i g c u d eli K l a ss e u an m i t 255 Kindern als Höchststand im Jahre
1^52/53. Die fehlenden Lehrmittel wnrdcn zum
größteil Teile durch neue ersetzt, der Uuterricht auf die
für die Hilfsschule wichtigeu Fächer, wie H a u s w i r tschaft und N e r t e u, ansgcdchut. Die Stadtgiemcinde half einsichtsvoll, indem sie den e r s t e n
W e r k r a n m i m N achk r i c g s - I n n s b r u c k
ssroßz ii g i g einrichtete. Seit Heuer kann nun der
Hilfsschülcr auch wieder in eigenen Mfsschulbücheru
feiu Wissen holeu uud übeu.
Seit dem Jahre 1950 besteht an der Hilfsschule ciu
S o u d e r k i n d e r g a r t c n, so daß auch die vorschulpflichtigeu späteren Hilfsschülcr eine richtige Betreuung bekommen können.
Doch ist die klasscn- uud schülcrrciche Hilfsschule
nnn a r g i m N a u m b e s c h r ä n k t , müssen doch
im kleinen Sch,ulhausc in der Gilmstraßc tt Volksschuluud 13 Hilföschulklasscu iu 10 großeu Zinnncrn uild
2 Kabinetten Hansen. Der s c h ä d l i c h e W e c h s e l u n t e r r i ch t zwingt sogar an Samstagnachmittagen
bis 6 Uhr fünf Klassen ius Schulhaus. Es schien viele
notwendige Nebenränme, es wird besonders der
G a r tc n v e r iu i ß t mit der Möglichkeit der segensreichen Betätigung in ihm, sei es zu Spiel oder gerade für Hilfsschüler n ü t z l i c h e r G a r t e n a r b e i t. Der f ü r die Hilfsschule unentbehrliche H o r I"ll et r i e b fiir verwahrloste Kinder loird schon lauge
augestrebt. So ist die Hilfsschule in ihrer Weiterentwicklung ranmmäßig gehemmt.
Es sei noch die Frage beantwortet, w a r u in sich
die H i l f s s c h ü l c r s e i t 1 9 3 « so v e r m e h r t
h a b e u, das; heute statt l> Klassen 13 nolivendig sind.
Es liegt dies in erster Linie in der seit dort gesti e
g e n e n B e v ö l ke r n n gs- n n d S c h u l e r z ä h l
ü b e r h a n ^ t, dann aber auch in der Absicht, allen
Kindern, denen die Polksschnle ans irgendeinem
(^rnude nicht die nötige Förderung angedeiheu lassen
lanu, zu h e l f e n . Daher ist es anch heute so, das;
von 22tt Hilfoschüleru (l!)5)3/51) uur c i u T e i l a l s
d e b i l anzusprecheu ist. Dem trägt dcr Unterricht
auch insoweit Rechnung, das; die Schiller möglichst
u achB e g a b u n g ei n g e t e i l t iverden, was die
individuelle Förderung aller je nach ihrer Fähigkeit
ermöglicht. E s werden daher alle Jahre 1() bis 15

Veite 5

Kinder nach Besnch der <». oder <. Klasse mit ^ v f o I g
w i cd c r d e r V o l t s sch il l e überwiesen. Außerdem
erhalten die Schulentlassenen der 7. Klasse ein Volts
schnlentlassnngszeugnis. Der H i l s s schü I e r v e r
d i e n t k e i n e s l u e g s d e n schlechten R u f ,
mit dein man ihn nngerechterweise bedenkt, l^"in
Vollöschnldirektor erklärte, Hilfsschüler nähme er
gerne in die 5>. oder l>. Klasse auf.
Nuu eiiun A u s b l i c t i n d i e ^ u l u n f i d e s
H i l f s s ch ii I e r s. I s t uicht viel erreicht, weuu man
dell loeilaus größten Teil znr Bernfsausübuug führt,
und zwar vom Hilfsarbeiter augefangen bis zum
Handwerker nnd Angestellten bei Post uud Va"hu oder
gar zum selbständig ^ewerbetreibeudeu? Freilich b i l den die letzteren einen kleinen Teil unserer ehemaligen
Hilfsschüler. Aber es ist erfrcnlich, von. einem solcheu,
der heute Schucidcrmeistcr ist, sagcu zu hören, er verdaute es der Hilfsschule. Es laufen derzeit U n t e rs n c h u n g e n ü b e r d a s L ebe u sschicks a l
s ä ui t l iche r c h c m a l i g e r I n n s b r n c k er
H i l f s s c h ü l c r , deren Ergebnis zu ciilcm späteren
Zeitpunkte hier veröffentlicht werden soll. Es kann
jedenfalls festgestellt werden, das; der Bestand dcr
Hilfsschule heute nicht mehr weggedacht wcrdeu tauu,
wollte man dem geschädigten Kinde seine für sein
Wesen so notwendige Ausbildung versagen, die es
wieder znm Menschen macht, der ans sich vertraut und
dadurch auch sittlich gefestigt wird. Ohue Hilfsschule
köuute jedenfalls eiu Leiter einer Erziehungsanstalt
nicht den Ausspruch gctau habcu, cr wundere sich, daß
ihm noch kein Hilfsschülcr zugewiesen worden wäre.
Das sei Wohl der Hilfsschule zn danken. Hilfsschulbedürftige Kinder, in dcr Volksschule belassen, können
nicht erzogen und gebildet werden. Die Untätigkeit
führt sie aus Abwege, sie sind unglücklich. Jeder
Mensch, dem im Leben das Betätigungsfeld fehlt, bedeutet eine s o z i a l e G e f a h r .
Wenn nuil hier im Amtsblatte der Landeshauptstadt Rechenschaft gegeben wird über die Schule, die
der Stadt und dem Staate schü I e r m ä ß i g g r öß c r e K o s t c n verursacht als eine Volksschule, so hat
das jetzt nach 3l)jährigcm Bestände seine Bedeutung.
Was vor 3l) Iahreu zur Grüuduug der Hilfsschule
führte, ist auch heute uoch Ursache und Beweggrund.
S i n d die G r ü n d u n g n n b d e r B e ist a n d g er e c h t f e r t i g t ? Mögen die Antwort unsere ehemaligen Schüler geben, wenn sie froh ihrem Berns
nachgeheil nnd nicht ans Fürsorge oder Arbeitsamt
klopfen, oder gar ins Erzichuugshaus gebracht werden
müssen. Die Hilfsschule w i l l ihreu Mjährigeu Bestand
nicht in einer Feier dokumeutiereu, souderu es soll
eine Zeit der E i u k e h r n n d B c s i n u u n g sein
ans Wege, die gegaugeu Nmrdeu uud die gemacht wer
den sollen, nm die Erziehnugsaufgabe der Hilfsschule
uoch frllchtbriugeuder zu gestalten. Möge die Stadt
u n t e r d i e A r iu e g r e i f e n und ihr, nnd das ist
ihr besonderes Anliegen, e i n H e i m g e b e n , in
dein sie sich wohl fühlt nnd segensreiche Arbeit zu
Nutzen des Kindes, der Eltern nnd Bürger dieser
Stadt zn leisten imstande ist.
Zum Schluß sei hier uoch e h re u d d e r T o t e u
g e d a c h t , die iu der Hilfsschule arbeiteteu, seien es
L e h r P e r so n e n, S ch n l w a r t e o d e r S c h ü -