Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1953

/ Nr.12

- S.4

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Ceite 4

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 12

Die Ilmsbrucker Hilfsschule 30 M r e alt
Rückblick unk Ä„«b!ick,
Bis zum Herbst 1924 bestand in Innsbrnck keine
Hilfsschule, während ill Wien, Steiermark und in
Deutschland schon "viele Jahrzehnte vorher diese Schul
type zum Segen der Kinder arbeitete. Dasselbe Problem, das ill Wien, Graz, Leipzig oder Dresden znr
Errichtung von Hilfsschulen bewog, erfaßte auch in
Innsbruck Schulmänner. S o waren es der damalige
Siadtschulinspektor Coelcstin K o f l e r und der Lehrer Daniel S a i l e r , die darüber berieten, wie man
den Schillern, die i n der Volksschule immer wiederholen müssen und "kaum die dritte oder vierte Klasse
erreichen, helfen könnte. Der tüchtigste Lehrer vermag
sie nicht in einer Volksschulklasse zn fördern, da ihre
Geistesgaben nicht an die eines normalen Kindes
heranreichen. So können sie kaum ordentlich lesen
und schreiben lernen und verkümmern dadurch auch
seelisch, weil ihre, wenn auch geringen Fähigkeiten
nicht entwickelt werden. Sie treten vollkommen unbefriedigt nnd durch
die sie
negativ zn kompensieren suchen, gehemmt, aus der
Schule ins Leben, f a l l e n d e r F ü r s o r g e z u r
L a s t o d e r geraten auf A b w e g c. Die Erkenntnis,
daß solche Kinder nur in einer e i g e n e n S c h u l e
mit
spezieller
U n t e r r i ch t s m e t h o d i k
und einem L e h r p l a n , der die verminderten VerstandcMräfte berücksichtigt und auf die m a n u e l l e
A u s b i l d u n g b e d a c h t ist, zu lebenstüchtigen
Menschen herangebildet werden lkönnen, leitete damals
die beiden Pädagogen nnd führte z n r E r r i ch t u n g
e i n e r H i l f s"fchu I k l a sse i m J a h r e 1 9 2 4
i n der zentralst gelegenen Schule in Innsbruck, in
der Gilmschnle.

L e i t n e r von e i n e r K"lasse im J a hie >".>-> auf
K l a s s e n im Jahre 1929 mit 6 für de» U
ander Hilfsschule geprüften Lehrkräften, dio über
Kinder nnlterrichtetell. Z n r besonderen lm"
Betrenung der Hilfsschüler erhielten diese emc
k o st e n l o s e t a g l i ch e S ch n l a n s sp e i s n n ^,
Eine in großem Ausniaße von Lchrpersonen n,,d
Wohltätern durchgeführte W e i h n a ch t ö g c s cli c n l
a k t i o n , jährlich veranstaltet, linderte die materielle
Not. Außerdem wurde bis 1938 Hillssschulklassen ge
schlössen i n F e r i e n k o l o n i e n i n Pcrtisan und
später in der Waldschule in Westendorf ein dreiwö
chigcr Anfenthalt ermöglicht, der die Ziele heilpädagogischer Erziehung verwirklichen half. Auch hier
gewährte die Stadt die größte finanzielle Hilfe neben
Land und anderen Institutionen. Besonders entgegen
aber kam der Hausherr in Westend orf, der I n n s bruckcr Ferienkolonieverein unter der Leitung des
Kaufmanns
F ü r s o r g er a t
V i n ;en ;

Waitz.

Direktor Philipp Leitner ging 1958 in den wohl
verdienten Ruhestand. E r hat die Hilfsschule im Sinne
Daniel Sailers e r f o l g r e i ch weitergeführt und sie
auf den d a m a l s m ö g l iche n H öchst a n s b a n
gebrachit.
B i s zum Jahre 1939 wurde bei der Aufnahme m
die Hilfsschule eine sehr s t r e n g e A u s l e s e getroffen, indem znm größten Teile n n r d e b i l e K"iw
der der Hilfsschnle zugelviesen wnrdcil. Dadurch blieben
innncr noch Kinder in der Voltsschule, die keinen
Lernerfolg aufwiesen, obwohl sie nicht debil waren.
Nach nenen behördlichen Anfnahmerichtlinien tonn
Daniel S a i l e r , ein Meister der Erziehunq nnd ten nun anch diese Kinder erfaßt werden, so daß die
des Unterrichts, führte mit solchem Erfolg die Klasse, Anzahl der Hilfsschnlbedürftigcir stieg. Doch h e m m^
t e n d i e K r i e g s v e r Ha l t u isso einen Ansban
daß Behörde und Lehrerschaft der wachsenden jungen
Schule ihre Untcrsti"chnng gaben. Die Stadtgcmeinde der Hilfsschule. Nur ^vei ihrer Forderungen lvurden
Innsbruck versorgte die Schnlc m i t Büchern und Lehr- dainals im Jahre 1941 durchgesetzt: ein e i g e n e s
mitteln reichlich — stammten doch ihre Schüler ans S c h n l h a n s und niit ihm ein G a r t e n znr Gele
den ärmsten Kreisen der Stadt — , sie ermöglichte den geNheit mailneller Vetätignilg. Die Hilfsschule ü b ers i e d e l t e i n die ehemalige Knabcnvolksschnle S t .
Lehrern den Besuch von deutschen Hilfsschulen und der
Landesschulrat erwirkte die geschlichen Grundlagen. ^iikolaus ain Innsteg.
Doch das (^lück loährte nicht lange. Der erste schwere
Der Name S a i l e r Daniel ist so e n g m i t d e r
O r u n d n n g d e r I n n s b r n c k c r H i l s s schn l e Bombenangriff auf Innsbruck am 15, Dezember 19-13
hatte die V e r l e g u n g der Hilfsschnle in ein K L V v e r k n ü p f t, daß seiner hier unbedingt gedacht wer
den mnß. Hat er doch nicht nur die Lehrer für den L a g e r zur Folge, und zwar nach Leutasch. N n r eine
Hilfsschnlklasse blieb i>n restlichen Schuljahre 1943/44
Unterricht an der Hilfsschule gewonnen nnd ihnen in
in Inn^lbrnck Dotting. I m Schuliahrc 1911/15) gab es
unzähligen Vorträgen nud Gesprächen das Wesen des
in Innsbruck leiue Hilfsschule. Das Hilfsschul K L V
Hilssschulkindcs in seiner meisterhaften A r t ans Herz
Lager Leutasch >ioar eines der günstigsten K L V Lager
gelegt. E r war den Kindern selber ein g e n i a l e r
K ü n s t l c r i in L e h r b c r n f und ist es heute noch in gan; T i r o l nnd in erzieherischer Hinsicht gerade für
>> i l ssschüler be sonders erfol grei ch.
bei den Hörstummcn in Hall. Damals rettete er man
Nach dem Kriege mußte die >>ilfsschnlc nü!er der
ches von der Volksschule ansgegebene Kind in kräfte
Leitung des Direktors Anton V r u g g e r
wieder
verzehrender Arbeit. Leider konnte der Gründer der
vollständig neu aufgebant loerden. E s v>ar gar nichts
Hilfsschule aus gesundheitlichen Gründen nicht bei
mehr vorhanden: keine Schüler, kein Schulhans nnd
ihr bleiben, aber er steht ihr immer noch mit wert
scine Lehrmittel. Das Schnlhaus i n S t . Nikolans
vollem Nat bei und half auch in der Not aus, wie es
stand N"ohl noch im Änßern nnversehrt, aber es war
im Kriege der F a l l war.
radikal ausgeplündert, von DPS beseht nnd Nmrde
S o wnchs die Hilfsschule unter der Leitnng de5
kürzlich verstorbenen
D i r e k t o r s P, h i l i P p später einer Berufsschule ;uqcwicse>i. To mußte die