Innsbruck Informiert

Jg.2008

/ Nr.8

- S.46

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STADTGESCHICHTE

„Künstlerin aus Berufung Martha Strele" (1889-1984)
„ I n i h r e n W e r k e n w a l t e t d e r G e i s t d e r H e i m a t , d i e Seele des
V o l k e s , d e m M a r t h a S t r e l e a n g e h ö r t . I h r e e i g e n e S e e l e . A l l e s ist
ihr eigenes V e r s t e h e n , ihr eigenes E r l e b e n . Jeder Z u g eine W a h r heit, a u s g e d r ü c k t in d e r Sprache v o l l e n d e t e r ä u ß e r e r Künstlerschaft."
Mit diesen W o r t e n beginnt ein A r tikel von Oskar Döring, der 1926 in
der Tiroler Kunst- und Kulturzeitschrift „Bergland" veröffentlicht wurde und zugleich das außergewöhnliche
Talent der Künstlerin beschreibt.
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Mag. Natalie Pedevilla

Martha Strele wurde 1889 in Brixen
geboren und kam als 15-Jährige 1904
nach Innsbruck.

Hofrat, in einem gemeinsamen Haushalt
in der Tempistraße.
Im
Wohnzimmer
jener
Wohnung
schuf
Martha Strele
auch zeitlebens
ihre Bilder, ein
eigenes Atelier „Alte Bäuerin", 1913,
besaß sie nie. Martha Strele
(Foto: Bergland, 1926/6)
Nachdem ihre

f

Schwester den Beruf der Pianistin
ergriff und Klavierunterricht gab,
galt Marthas Interesse der bildenden Kunst. Die damaligen Möglichkeiten für Frauen, sich künstlerisch ausbilden zu lassen, waren
jedoch sehr begrenzt. Martha Strele besuchte schließlich nach ihrer
Matura die Staatsgewerbeschule in
Innsbruck. Bei Hugo G r i m m , dem
bekannten „romantischen" Tiroler
Landschaftsmaler, l e r n t e sie
zunächst drei Jahre die Grundzüge der Malerei. Auf Rat des nicht
weniger bedeutenden Malers Franz
von Defregger (1835-1921) ging
Martha Strele 1911 nach München und studierte ein Jahr an der
Damenakademie bei Max Feldbauer.
Obwohl sie nach eigenen Aussa1926/6)gen „viel von ihm gelernt habe",
f ü h r t e n wahrscheinlich unterschiedliche Auffassungen zu einer
frühen Rückkehr Streles nach Innsbruck. D o r t intensivierte sie den Kontakt zu Hugo Grimm, mit dem sie auch
gemeinsam ausstellte und der auf ihre
rasch voranschreitende Entwicklung als
Künstlerin großen Einfluss ausübte.

„Landschaft am Brenner", 1924, Martha Strele
(Foto: Bergland,

Als Tochter aus gutbürgerlichem
Hause besuchte sie die Höhere Töchterschule in Innsbruck. Kurz nach dem
Ersten W e l t k r i e g verstarb ihre Mutter und Martha lebte fortan mit ihrer
Schwester Luise und ihrem Vater, einem gut dotierten Ingenieur und

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DM

Vielseitig begabt, umfasst ihr bildnerisches W e r k Landschaftsbilder,
Blumen- und Stillleben, Porträts, Exlibris, Buchentwürfe und Illustrationen.
Zeitgenössische Ausstellungskritiken beurteilen ihre W e r k e in der
Landschaftsmalerei als zu abhängig
von Grimms Vorbild, indem sie seinen Malstil bloß in eine „stillere,
idyll-frauliche A r t " übertrage. Andere Stimmen wiederum sprechen von
einer „epischen Poesie und Lyrik
der Stimmungsmalerei" in ihren Landschaftsbildern. Einen unabhängigen
und eigenständigen Stil entwickelte
Strele vor allem in ihren Porträtbildnissen, speziell von Frauen und
Kindern. Zahlreiche Porträtaufträge
u. a. von großbürgerlichen Innsbrucker Familien, die ihre Kinder porträtieren ließen, waren wahrscheinlich für Martha Strele ausschlaggebend, dass sie sich von ihrer künstlerischen Tätigkeit erhalten konnte.
Das Besondere in ihren Bildnissen ist
das Wiedergeben des Charakterlichen, der Seele. Döring schreibt:
„Im Bildnisse will die Künstlerin weitaus mehr und höheres, als etwa nur
die Wirklichkeit wiedergeben. W i e in
der Landschaft, so malt sie auch hier
die Seele. Äußeres Beiwerk fehlt allen diesen Bildern Erwachsener, und
damit verzichtet die Künstlerin auf
jene billigen Charakterisierungsmittel,
an denen so mancher Berühmtere oft
glaubt, sich nicht genug tun zu können."
Seit 1926 Mitglied des T i r o l e r
Künstlerbundes umfasste ihre rege
Ausstellungstätigkeit zahlreiche Einzelund Gruppenausstellungen bis in die
1970er Jahre. Ihre Bedeutung in der
Tiroler Kunstgeschichte erzielte Martha Strele neben ihrem künstlerischen Talent vor allem in ihrem Bestreben, als autonome Künstlerin in
der von Männern dominierten T i r o ler Kunstszene über Jahrzehnte tätig
zu sein und anerkannt zu werden.

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - A U G U S T 2008