Innsbruck Informiert

Jg.2008

/ Nr.7

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Camping in Innsbruck
Seit 1994 ist „ C a m p i n g - W e s t " in K r a n e b i t t e n d e r l e t z t e C a m p i n g p l a t z f ü r Gäste u n s e r e r S t a d t , die es b e v o r z u g e n , flexibel z u reisen
u n d ihre Z e l t e ( o d e r auch W o h n w a g e n u n d W o h n m o b i l e ) schnell aufzuschlagen b z w . auch a b z u b r e c h e n , w e n n die Reise w e i t e r g e h e n soll.
Dabei ist Innsbruck, wenn man ein
paar Jahrzehnte zurückblickt, durchaus
eine „Zeltler"-Stadt, die seit dem Beginn des organisierten Campingwesens
einen guten Ruf hatte.
Der Innsbrucker Journalist Herbert
Buzas widmete in den 1950er Jahren einige seiner Artikel den Anfängen dieses neuen Trends in der Landeshauptstadt. Über die Anfänge schrieb
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Josefine Justic
er: „Die Camping-Bewegung in Österreich ging vom Tiroler Wassersportverein aus, der im Jahre 1950 die erste
Campinggruppe ins Leben rief. Die Zahl
der Zeltler schätzt man in Österreich
auf 18.000 bis 20.000. Von den 120
Campingplätzen Österreichs liegen
drei Viertel in Tirol, Vorarlberg, im Salzkammergut und an den Kärntner
Seen."
Damals konnten die abgehärteten
Frischluft-Touristinnen - beheizte
Wohnmobile gehörten in diesen Jahren
noch nicht zur Standardausrüstung - in
Innsbruck zwischen drei Campingplätzen wählen: Da gab es einmal den städtischen Campingplatz in der Reichenau
an den Gestaden des Inn, der in Zeltlerkreisen als ideales Gefilde galt. „Die
stillen Genießer und gelernten Individualisten schlugen ihre Heringe in den
Anger beim A m raser Seewirt." Und
dann gab es eben noch den schon erwähnten Platz „Camping-West" in
Kranebitten. Jeder der Plätze hatte den
Gästen etwas Besonderes zu bieten,
was sich, man kann fast sagen, europaweit herumgesprochen hat.
In der Innsbrucker Campingvorschau 1954 wird jedenfalls berichtet,
dass die Internationale Vereinigung
der Zeltler und Wohnwagentouristen
Innsbruck zum „Treffpunkt der Zelt-

wanderer aus aller W e l t im Sommer
1954 auserkoren hat." Anders ausgedrückt, in Innsbruck soll die XV. Internationale Camping-Rallye mit gleichzeitig durchgeführtem Kongress 1954
stattfinden.
In Zusammenarbeit mit dem in der
Stadt sitzenden Campingverband
Österreichischer Alpenländer gingen
die zuständigen städtischen Beamten an
die Arbeit, die Vorbereitungen zu treffen, um
ca. 8000 erwartete Teilnehmerinnen dieser
Veranstaltung entsprechend unterbringen zu
können. Im September

konnten Camper begrüßt werden.
W i e die Innsbrucker Bevölkerung dieses Ereignis aufgenommen hat, ist im
Amtsblatt vom September 1954 nachzulesen, wenn es u. a. heißt „Es war eigentlich die Absicht der Veranstalter,
der Innsbrucker Bevölkerung allgemein die Besichtigung der Kongreßstadt
(Anm.: gemeint war natürlich die Freiluft-Kongressarena) zugänglich zu machen, da jede Nation wetteiferte, ihre
besonderen Zeltlererrungenschaften
vorzuführen.
Dieser Versuch mußte aber nach einstündiger Dauer sofort aufgegeben

1953 plante man noch,
diesen Kongress im
Westen der Stadt abzuhalten und dafür in
Kranebitten ein Areal
vorzubereiten, welches
ca. 1500 Zelte und 300
Wohnwagen zwischen Weltstadt" am Gelände des ehemaligen Reichenauer Flughafens
aus Anlass des XV. Intern. Campingkongresses im Juli!August 1954.
„Kranebitten, dem FlugOriginal-Foto im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
platz und der Völser
Brücke" aufnehmen kann. Im Frühjahr
werden, da sich solche Scharen von Be1954 wurde jedoch umdisponiert und
die Stadtgemeinde gab die Zustimmung,
das Gelände des ehemaligen Flughafens
in der Reichenau zur Verfügung zu stellen.
So kamen im Juli 1954 mehr als 7000
Camper (darunter 850 Kinder unter
zehn Jahren) nach Innsbruck und bauten in der Reichenau ihre Zeltstadt auf.
Es war dies, wie von amtlicher Seite
mitgeteilt wurde, die bisher größte internationale Veranstaltung, die Innsbruck seit 1945 gesehen hat.
Die meisten Teilnehmerinnen kamen
aus Frankreich, was vielleicht damit zu
tun hatte, dass Tirol seit 1945 (und
noch bis 1955) französische Besatzungszone war. Aber selbst aus Indien,
Australien, den USA und Indonesien

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - J U L I 2008

suchern am Sonntagnachmittag des I.
August einstellten, daß das Eigentum
und die Sicherheit der Zeltlergäste gefährdet gewesen wären."
Seit damals hat sich in Sachen Camping in Innsbruck einiges geändert:
der Campingplatz in der Reichenau
wurde 1994 geschlossen, auf dem
Areal stehen heute Wohnhäuser; der
A m raser Campingplatz beim Seewirt
wurde 1996/97 auch verbaut.
Bleibt zu hoffen, dass die seit Herbst
letzten Jahres laufenden Verhandlungen
über eine Erweiterung und Modernisierung des „Camping-West" in Kranebitten ein gedeihliches Ende finden,
damit Innsbruck auch weiterhin als
„Zeltlerstadt" in diversen touristischen
Führern punkten kann.

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