Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1953

/ Nr.11

- S.6

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1953_Amtsblatt_11
Ausgaben dieses Jahres – 1953
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

sprachen und Sitzungen mil den Wünschen, und Er
fordernissen der ^3tadt Innsbruck in Einklang zn brin
gen. Doch das Werk, das allen künftigen Geschlechtern
ansichließlich znm ^cutzen gereichen sollte, lvar ge
l
A l s Marksteine in der Entwicklnng Groß I n n s
brncks können folgende Daten — P r a d l betreffend
— angesehen iverden: I n den letzten x^ahren vor der
Jahrhundertwende fanden zivischon Bewohnern dies
seits nnd jenseits der B i l l zahlreiche Erörterungen
privater A r t über das Thema „ob es für Pradl zweckmäßiger wäre, städtisch zn werden oder weiterhin ländlich zu bleiben" statt. I n der Iuusbrucker Geiueiuderatssitznng am "24. ^iovember 1900 gelangte ein A n
suchen der Geineinde Amras-Pradl uin Einverleibung
Pradls mit Innsbruck zur Verlesung. Bürgermeister
Greil nahm daraufhin die Verhandlungen mit den Frat
tionen Annas nnd Pradl, die damals e i ne (Gemeinde
bildeten, ans. I n der Sitzung des Gemeinderates am
11. A p r i l 1902 legte der Obmann des gemeinderät-

lichen Rcchtsausschnsscs, Bgm.-Stellv. Nr. Hans Wcnin, den Entnmrf eines Landesgcsetzes, betreffend die
Einverleibung Pradls mit Innsbruck, vor" dieser
Entwnrf wnrde ohne Debatte nnd Abänderung geneh
migt. I n d e r Genicinderatssitznug am I t i « M a i 1902
wurde zwecks Führung der Vcrhaudluugen init der
(Gemeinde Amras-Pradl ein eigenes Komitee gewählt,
das sich aus folgenden Herren znsammensetzte: Bgm.
Wilhelm G r e i l , Vizebgm. D r . Hans Weuiu, l^N. .Uarl
tapferer, G N . Bernhard Zösmayr und G N . Haus
Innerhofer. Das Komitee hatte am 20. M a i und
9. J u n i im Verein nut den Pradler Vertranensmäu
nern, nnter denen insbesondere der dortige (Gemeinde
Vorsteher, Bannnternehmer Anton Tollinger, nnd der
Landwirt Hans Hörtnagl tätig waren, Sitzungen abgehalten. Bei diesen Nnterhandlnngen wnrden alle
jene Pnnkte erörtert, die znr Vorbereitung der E i n verleibung von Wichtigkeit waren, sowie die Bedin
guugeu zur Einverleibung selbst aufgestellt. I n den
Protokollen darüber hatte die Stadt Innsbruck gegeuüber Pradl sehr weitgehende Verftflichtnngcn übernommen nnd sich bereit erklärt, große Opfer zu bringen, nm Pradl alsbald in einen Znstand zn versetzen,
i l l welchem es sich als Teil der Stadt Innsbruck scheu
lassen kann. I n Pradl wurde am 15. J u n i 1902 eiue
Bürgerversammlung abgehalten, in der den örtlichen
Steuerträgern die ^rage vorgelegt wnrde, ob sie sich
mit der Einverleibung mit Innsbruck einverstanden
erklärten oder nicht. Bei der Abstimmung haben sich
mehr als zwei Drittel für die Eiubeziehuug ausge^
sprocheu, und bei der Gegenprobe, die der Vorsitzende
veranstaltete, erhob sich nur e i n e Stimme dagegen.
A m 10. I n l i 1902 beschloß der Gemeinderat Amras
Pradl einstimmig, in die Abtrennnng der Fraktion
Pradl von der Gemeinde Amras-Pradl einzuwilligen
und die Einverleibuug der genannten Fraktion mit der
Landeshauptstadt anzustreben. M i t Beschluß des T i
roler Landtages vom !")l. Oktober l".XN wurde die

«le»

Einverleibung Pradls mit Innsbruck mm Gesetz er
hoben. Nach der in den Weihnachtstagen l9o:; erfolg
ten kaiserlichen Genehmigung trat das in Frage ste«
hende Tiroler ^andesgesetz am 1. Männer l 9 0 l in
Kraft. Das Wachstum der Bevölkerung Pradls, dessen
Gebiet !N9 Hektar und 7!"> A r umfaßt, zeiqt folgende
Stufen:
)ahr
1870

800

Il»I0

«Ì.174

18«0

1.000

N»20

7.C00

I«90

1.350

195)0

15.800

1900

1.791

1953

über 23.000

Dabei betrug die Häu^serzahl in Pradl im Jahre
1 9 M 1l>1, hingegen beläuft sich dieselbe ini Jahre
1953 auf 1203. Aus dem Gesagten geht das ungeheuer
rapide Anwachsen Pradls während eines Zeitraumes
von 50 Jahren eindeutig hervor. Kaum eine andere
Ortschaft Tirols dürfte solche Zahlen aufzuweisen
haben.
Als Daten, du" zur Eingemeindung von W i l t e n
mit Innsbruck führten, sind ebenfalls bemerkenswert:
I n den Siebziger- nnd Achtzigerjahren des vorigen
Jahrhunderts uahm der Eharakter Willens an
städtischen Formen in stark ansteigendem Maße zn.
Während das Hänsergebiet Alt-Wiltens allmählich
verschwand, erstanden alljährlich eine Reihe stadthaus
artige, mehrstöckige Wohnbanten (Leopoldstraße, Hei
liggeiststraße nsw., jpäter Andreas-Hoser Straße,
Zpeckbacherstraße und die angrenzenden Straßen), die
fast ansschließlich Innsbrncker Bürgern, Angestellten
nnd Beamten gehörten. M i t dem beinahe gänzlichen
Verschwinden des bäuerlichen Elementes nnd der stets
wachsenden Verstädterung stellte sich begreiflicherweise
auch das Bestreben nach politischer Eingemeindnng
Willens mit Innsbrnck herans. Als Hanptmotiv da
für galt anch, daß nnn große Investitionen seitens der
Gemeinde Wilten erforderlich geworden wären für
Zwecke, die sich (wie der Ban eines Tchlachthofes, eines
Epidemiespitales, einer
einer
dritten Volksschnle sowie Errichtung der Kanalisation
usw.) in Anbetracht der Nähe der Stadt Innsbruck
und wegen voraussichtlicher Unwirtschaftlichkeit nicht
zn lohnen schienen. Überdies besaß die 2tadt ans W i l
tener Gcmeindegebict schon mehrere öffentliche Ban
ten, wie z. B. das Gerichtsgebände, die Lehrerbildun^s
anstatt nnd das Ltadtsvital. M i t einem Satz: Willen
stellte schon seit langem ein Gemeinwesen mit städti
schein Eharakter uud ebensolchen Bedürfnissen dar;
und doch war diese Ortschaft, obgleich sie als ein
wolmerreichste Tiroler Dorfgemeinde galt, nicht in
der ^age, von sich aus diesen Bedürfnissen allein, oliue
erhebliche ^tei^eruug der Umlagen, qerechl ",u meiden.