Innsbruck Informiert

Jg.2006

/ Nr.10

- S.45

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Der Kräuterturm —
Innsbrucks ältestes Verlies
Die aktuelle Ausstellung „Stadtgeschichte" i m S t a d t m u s e u m
Innsbruck b e l e u c h t e t die vielschichtige Geschichte d e r Landesh a u p t s t a d t I n n s b r u c k . I h r e G e s c h i c h t e als S t a d t r e i c h t bis ins
I 2. J a h r h u n d e r t z u r ü c k , als I n n s b r u c k z w i s c h e n I 180 u n d 1204
die S t a d t r e c h t e v e r l i e h e n b e k a m .

Erzherzogin Claudia von Medici im
Jahr 1645 fünfzig Gulden für die dringendsten Reparaturen. Immer wieder
war das Geld zu knapp, um die A n lage von Grund auf zu renovieren.
Erst von 1800 bis 1820 wurde das
Innere beider Gebäude mehrmals
umgebaut.

Seither hat sich die Stadt rasch weiterentwickelt, vergrößert und verändert. Viele Bauten wurden in dieser
Zeit errichtet und wieder abgetragen, zerstört oder in der jeweiligen
Stilrichtung der Epoche umgebaut
bzw. wieder aufgebaut. Man denke
nur an die Hofburg oder an die Stadttore Innsbrucks, dessen prachtvollster der Wappenturm war.Alle diese
mittelalterlichen Bauten erhielten
während der Jahrhunderte ein neues
Erscheinungsbild oder existieren inzwischen nicht mehr.

Luft und Licht in den dunklen Kerker
herein.Wasser und Brot erhielten die
Insassen dort durch ein rundes Loch
im Fußboden des 2. Stockwerks. Sowohl Gefangene als auch Verpflegung
wurden mit einem Seil durch dieses
Fallloch ins dunkleVerließ befördert.
D o r t wartete der Unglückselige, in
Ketten gefesselt, auf sein
Verhör und seine Verurteilung, wobei die damai igen Verhörmethoden
alles andere als human
waren.

Z u diesen Gebäuden zählte auch
der so genannte Kräuterturm, dessen
Geschichte im I 3. Jahrhundert begann und im Jahr 1890 mit seinem
Abbruch ein jähes Ende fand.
Ö r t l i c h gesehen befand sich der
Kräuterturm in der Altstadt am nordöstlichen Ende der Stadtmauer, w o
sich heute Herrengasse und HerzogOtto-Straße kreuzen. Seine Funktion
war am Anfang, die Stadt als Wehrturm zu schützen. Dem Namen nach
diente er wahrscheinlich auch als Aufbewahrungsort für Schießpulver, das
früher auch „Chraut" genannt wurde. Erst im Jahr 1514 erfolgte die
Adaptierung des Kräuterturms zu
einem Gefängnis, dessen Wände eine
Stärke von 1,50 Metern vorweisen
konnten.

Die Folterkammer im
anschließenden Kräuterhaus war allein durch den
Anblick der Foltergeräte
für sensible Gemüter bereits Abschreckung genug. Um 1750 kam es sogar zu einer Beschwerde
Der ehemalige Kräuterturm, vor 1890."
der Obrigkeiten der Pfar(Foto: Stadtarchiv, Sign. Ph/M-8134)
re St. Jakob, die darauf
hinwiesen, dass die Schreie der Get e r t u r m und ein Teil des Kräuterhaufolterten den Gottesdienst stören.
ses abgetragen und machten dem Bau

Im 3. und 4. Stockwerk befanden
sich Gefängniszellen. Im 2. Stockwerk
gelangte man durch einen Zugang in
das anschließende Kräuterhaus, das
ebenfalls Gefangene beherbergte.
Das Erdgeschoß und der I. Stock
bildeten einen Raum, der als Verlies
gedacht war. N u r ein schmales Fenster zur Innseite bot dem Gefangenen
einen Blick nach draußen und ließ

Im bereits erwähnten Kräuterhaus
mit Fenstern aus geöltem Papier befanden sich neben der Folterkammer
und Gefängniszellen die Wohnungen
der Kerkermeister, eine Kapelle und
das „Bürgerstübele", in dem die
adeligen Gefangenen untergebracht
waren.
Die Zustände waren sowohl im
Kräuterturm als auch im Kräuterhaus
zeitweise katastrophal. Man klagte
über viele „braune Käfer", schlechte
Luft und zuwenig Essen. Zeitweise
brach dort sogar die Pest aus.
Im Jahr 1621 befand man auch das
Gebäude selbst als baufällig. Nachdem sogar das Dach undicht wurde
und Regen ins Innere floss, bewilligte

INNSBRUCK INFORMIERT - OKTOBER 2006

m
W

Im April 1879 wurde ein Muttermörderais Letzter im Hof des Kräuterhauses hingerichtet.
Danach erwarb die Stadt das Gebäude und überließ- es 1889 der Pfarre St. Jakob. 1890 wurden der Krau-

eines neuen Miethauses Platz.
Durch „ p r o m i n e n t e " Gefangene,
w i e W a l t h e r von der Vogelweide.
Jakob Hutter oder den Erzgießer Sesselschreiber ( d e r die „Schwarzen
Mander" der Hofkirche zeitgerechter
gießen sollte), erlangte der Kräutert u r m auch über Innsbrucks Stadtgrenzen hinaus traurige Berühmtheit.
Ausstellung „ S t a d t g e s c h i c h t e " ,
Stadtmuseum Innsbruck, Montag bis
Freitag 9.00-17.00 Uhr. bis I2.jänner
2007.
Aus dem Stadtarchiv/
Stadtmuseum Innsbruck
von Natalie Pedevilla

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