Innsbruck Informiert

Jg.2006

/ Nr.9

- S.19

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2006_Innsbruck_informiert_09
Ausgaben dieses Jahres – 2006
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
STADTGESCHICHTE

Vor 300 Jahren wurde
Annasäule enthüllt
A m 26. Juli 1706 wurde die Annasäule vom Brixner Fürstbischof
Kaspar Ignaz Graf Künigl gesegnet. In einer Aussendung erinnerte
der Präsident des Tiroler Landtages, Prof. Ing. Helmut Mader,
an dieses denkwürdige Ereignis.
Die von Cristoforo Benedetti aus
Castione bei Mori im Trentino um
4000 Gulden errichtete Säule wurde
deshalb in Auftrag gegeben, weil es am
26.Juli 1703,am Fest der heiligen Mutter Anna, unseren Vorfahren gelungen
ist, das Land Tirol vor dem Einfall der

los in Innsbruck einrücken. Gleichzeitig marschierten die mit ihnen verbündeten Franzosen von Süden her in Tirol ein.
Obwohl die österreichische Regierung sich bereits unterworfen hatte,
kam es zu einem Volksaufstand gegen
die Besatzer. Die Südtiroler schlugen die Bayern
am Brenner in schweren
Gefechten. Im Tiroler
Oberland konnten die
Bayern in der Schlacht an
der Pontlatzer Brücke
vernichtet werden. Das
Unterinntal konnte mit
der Eroberung von Rattenberg abgeriegelt werden.

Am 26.Juli 1703 zogen
die Bayern über die letz(Original im
Stadtarchiv/Stadtmuseum)
te verbliebene Route,
nämlich über Seefeld und Scharnitz,
Bayern und Franzosen zu befreien. Im
beinahe fluchtartig wieder ab.
März 1704 erfolgte in der LandschaftBereits am folgenden Tag zogen die
lichen Kirche Mariahilf das feierliche
Gelöbnis der Landstände zur Errich- siegreichen Tiroler in Innsbruck ein.
DerTag des Abzuges der Besatzer, der
tung der Annasäule.
Die Annasäule ist somit ein Denkmal Annentag, wurde somit einer der wichfür den erfolgreichen Aufstand der Ti- tigsten Feiertage im ganzen Land Tirol.
Die Tiroler Landstände gelobten darroler Bevölkerung gegen die bayeriaufhin
die Errichtung der Annasäule in
sche Besatzung unter Kurfürst Max
der heutigen Maria-Theresien-Straße.
Emanuel im Jahr 1703.
Im Jahr 1700 erlosch mit dem Tod In der Kirche von Stift Wilten in Innsbruck befindet sich ein Fresko von
Karls II. die spanische Linie der HabsCaspar
Waldmann, das den Abzug der
burger. In der Folge entbrannte zwibayerischen Truppen aus Innsbruck
schen dem französischen König Ludwig XIV. und dem österreichischen festhält.
Leopold l.der sog. Spanische Erbfolgekrieg um die Vormacht in Europa. In
diesen Krieg waren beinahe alle europäischen Mächte verwickelt.
Im Jahr 1703 fielen die bayerischen
Truppen unter Kurfürst Max Emanuel
mit 12.000 Mann völlig überraschend
inTirol ein.Am 2.Juli konnte er kampf20

Die Säule ist von vier Heiligen umgeben: der heiligen Mutter Anna, dem
heiligen Georg, dem heiligen Kassian
und dem heiligen Vigilius.
Das Original der Madonna auf der
Säulenspitze befindet sich seit 1958 in
der Stiftskirche des Benediktinerstiftes Fiecht, wohin es leihweise zum

Schutz vor Erosion gebracht wurde.
Dieser Ort wurde nicht grundlos gewählt: Dort war damals Prälat Albert
Grauß Abt des Klosters, ein Bruder
des damaligen Tiroler LandeshauptmannesAlois Grauß.an den eine Bronzetafel unterhalb der Statue, die in der
Marienkapelle steht, erinnert.
Ein Hinweis erscheint aber noch bedeutsam: Die heilige Maria hat zu ihren
Füßen eine Mondsichel. Dabei handelt
es sich nicht um den Halbmond als
Symbol des Islam. Immerhin war ja die
Belagerung Wiens durch die Türken
zum Zeitpunkt der Errichtung der Annasäule erst gut zwanzig Jahre her.
Vielmehr ist die Erklärung dazu in
der christlichen Ikonographie zu suchen: Die Unbefleckte Empfängnis, auf
lateinisch Immaculata, wird seit dem
14.Jahrhundert, vor allem aber im Barock, häufig auf der Erdkugel oder der
Mondsichel stehend dargestellt. Dies
geht auf eine Bibelstelle zurück und
hat nichts mit den Symbolen nichtchristlicher Religionen zu tun.
Da der Zahn der Zeit auch vor so
bedeutsamen Denkmalen nicht Halt
macht, mussten im Laufe der Jahrhunderte Teile der Säule restauriert oder
ersetzt werden. 1862 wurde der
schadhafte Säulenschaft ausgetauscht,
der heute in einer Innsbrucker Kirche
verwendet wird.
Die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges beschädigten oder zerstörten etwa 60 % der Gebäude unserer
Stadt. Die Annasäule blieb von unmittelbaren Beschädigungen aber verschont.
Die anlässlich des 300-Jahr-Gedenkens an den Abzug der bayerischen
Truppen im Jahr 2003 komplett restaurierte Annasäule ist heute nicht
nur eines der bekanntesten touristischen Wahrzeichen der Tiroler
Landeshauptstadt Innsbruck, sondern
gleichzeitig neben dem Goldenen
Dachl auch ein integratives Denkmal
aller Tiroler.

I N N S B R U C K INFORMIERT - SEPTEMBER 2006