Innsbruck Informiert

Jg.2006

/ Nr.7

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Ilse Exl — eine Frau, die das
Innsbrucker Theaterleben prägte
A m 8. Juli j ä h r t sich z u m 50. M a l d e r T o d e s t a g e i n e r I n n s b r u c k e r i n , d i e v o r i h r e m a l l z u f r ü h e n T o d das k u l t u r e l l e u n d b e s o n d e r s
das T h e a t e r l e b e n d e r S t a d t m i t g e p r ä g t h a t .
Als Ilse Exl am I I. Juli 1956 am
W e s t f r i e d h o f zu Grabe getragen
wurde, gaben ihr Tausende das letzte
Geleit und der Kulturreferent des
Landes T i r o l , Landesrat Dr. Hans
Gamper, begann seineTrauerrede mit
den W o r t e n : „Tirol steht heute an
Für dos Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Josefine Justic
der Bahre einer Frau, die selbst ein
Stück T i r o l in sich v e r k ö r p e r t . Ihr
ganzes Leben lang hat sie nach dem
Grundsatz Goethes gehandelt: ,Was
du ererbt von deinen Vätern, erwirb
es. um es zu besitzen." Und dieses Erbe der Väter, um das sie so hart rang,
lastete zeitlebens wie eine Zentnerlast auf ihrer Seele."
Ilse Exl, die Tochter von Anna und
Ferdinand Exl, wurde am 26. November 1907 in Innsbruck geboren. Ihr
Vater, der 1902 die nach ihm benannte Bühne gründete, und ihre Mutter,
die der weibliche „Star" dieses eigenständigen Theaters war, planten für
ihre Tochter eigentlich eine Ausbildung fern der Theaterwelt. Da die
Exl-Bühne dieWinterspielzeit immer
in W i e n absolvierte, wurde Ilse im
dortigen Pensionat der „Englischen
Fräulein" untergebracht, erhielt eine
strenge Erziehung und die Eltern
schotteten sie so weit als möglich
vom Theaterleben ab. Als jedoch
während der Sommerspielzeit in
Innsbruck eine Darstellerin erkrankte, durfte Ilse Exl als Dreizehnjährige
in Karl Schönherrs „Kindertragödie"
einspringen. Ihr Auftritt änderte die
elterliche Einstellung und Ilse durfte
fortan im Ensemble der Exl-Bühne
mitspielen. Ihre Begabung gepaart mit
der elterlichen „Schule" ließen Ilse
Exl nicht nur das Rollenfach der ju-

gendlichen „Naiven" ausfüllen, sondern sie reifte mit den Jahren auch zu
einer bemerkenswerten Charakterschauspielerin heran.
1941, der Vater Ferdinand Exl war
schwer krank, übergab dieser die Leitung der Bühne seinerTochter. Ilse Exl
führte das Volkstheater in der Tradition ihres Vaters weiter und feierte
1942 - der Zweite Weltkrieg war in
vollem Gange - das 40. Bestandsjahr
des Exl-Theaters. Neben den Auftritten im eigenen Haus wurde Ilse Exl
auch für den deutschen Heimatfilm
entdeckt und spielte weibliche
Hauptrollen neben späteren Ikonen,
wie z. B. O.W. Fischer.Trotz dieser erfolgreichen Gastspiele war es für sie
kein Thema, weder sich an ein anderesTheater engagieren zu lassen.von
w o sie des öfteren Angebote erhielt,
noch die Exl-Bühne für eine Filmkarriere zu verlassen.
Da das Programm des Exl"schen
Theaters mit der NS-ldeologie konform ging, wurde die Bühne in den
Jahren 1938 bis 1945 sowohl in
W i e n wie auch in Innsbruck unterstützt. W o r t e Ilse Exls.die sie im Programmheft der Jubiläumsspielzeit
1942 niedergeschrieben hat, lassen
darüber keine Zweifel aufkommen:
„So will die Exl-Bühne weiterhin ein
treuer Diener der deutschen Kunst
sein und bleiben!"
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges änderten sich auch für die
Exl-Bühne die Z e i t e n . Das eigene
Theater in Wien war geschlossen, in
Innsbruck kein eigenes Haus vorhanden.
Ilse Exl unternahm mit ihrem Ensemble in den ersten Nachkriegsjahren Gastspielreisen, wurde für Rundfunk- und Filmaufnahmen engagiert
und zu Gastspielen am Tiroler Lan-

INNSBRUCK INFORMIERT -JULI 2006

PB

destheater eingeladen. Erst ab 1948
war es ihr möglich, wieder ein eigenesTheater aufzusperren: Es war dies
die „Kleine Bühne" in der Dreiheiligenstraße (im früheren Kolpinghaus.
heute Alexihaus). Nun erweiterte Ilse Exl auch das Repertoire ihrer Bühne. Neben den traditionellen heimat-

«M

«•4

f

Porträt von Ilse Exl 1941. Foto einer
Kohlezeichnung.
(Foto: Original im Innsbrucker

Stadtarchiv)

liehen Volksstücken führte sie den
Zyklus „Volksstück der N a t i o n e n "
ein, in dessen Rahmen Autoren wie
John Knittel oder Eugene O"Neal gespielt wurden. Auch jungen T i r o l e r
Autoren, wie etwa Heinrich Klier.gab
die Exl-Bühne der 1950er Jahre eine
Chance, aufgeführt zu werden.
Trotz all dieser Neuerungen war
der Bühne keine längere Zukunft beschert. Ausbleibende finanzielle U n terstützungen durch die öffentliche
Hand sowie ein Rückgang der Publikumszahl läuteten das Ende der ExlBühne ein.
Ilse Exl musste es nicht mehr miterleben, als am 15. O k t o b e r 1956 für
„ i h r e " Exl-Bühne der letzte Vorhang
gefallen ist. Sie erlag am 8. Juli 1956
einem Krebsleiden.

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