Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1952

/ Nr.10

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1952_Amtsblatt_10
Ausgaben dieses Jahres – 1952
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 4

Amtsblatt dr, ^"aildeskauptstadt Innsbruck

ganges Leben der treueste Anhanger M a y r s wurde,
der, wie mancher Politiker, hie und da in den Widerstreit der Meinungen geriet. M a y r trat ab l907 in das
parlamentarische Leben ein, entfaltete eine rege politische Tätigkeit und wurde schließlich"bekanntlich 1920/
1921 österreichischer Bundeskanzler. S o konnte er
sich nur mehr wenig dem Archiv widmen. Maar lei
lete als Vertreter M a y r s faktisch ad 19l>7 daö Archiv;
er erhielt aber erst 1919 die Direttorstelle, mnßte indessen schon 1923 im Nahmen der Seipelschen Beamtcnabbaumaßnahmeu in den Ruhestand treten. S o
lvar das Wirken Klaars iin Archiv verantwortungsschwer und doch selbstlos und äußerlich wenig glänzend. M a n muß i n Betracht ziehen, daß Klaar im
Jahre 1919 die Aufgabe erhielt, die gesamten Archi
valien Deutschsüdtirols und Welschtirols an I t a l i e n
auszuliefern, was sehr heikel, miche und schmerzvoll
war. Er "hat dies ohne Zwischenfall nnd größere Nei
düngen getan. E r wurde auch als Herausgeber und
Schriftleiter der sehr wertvollen, leider schon längst
nicht mehr bestehenden Zeitschrift „Forschungen und
Mitteilungen zur Geschichte von T i r o l und Vorarl
berg" der Nachfolger M a y r s . I m Archiv genoß Klaar
den Nuf eines sehr freundlichen Kollegen nnd später
eines ebenso milden Vorgesetzten. Er war ein fleißiger
Archivar mit Freude an diesem selbstlosen, stillen und
von der Außenwelt oft nicht richtig eingeschätzten Ve
ruf, ein M a n n , der an seinen Schätzen von Urkunden
und Akten m i t ganzer Seele hing.
E i n Archivar, der seine Amtszeit den beruflichen
"Aufgaben widmen mnß, ist immer i n Versuchung, ne
benbci wissenschaftlich viel zu veröffentlichen, da er
besser als jeder andere die großen Kostbarkeiten seines
Archivs kennt. Andererseits w i r d ein M a n n , der sich
durch gediegene wissenschaftliche Arbeiten auf den
Nang eines Gelehrten erhebt, deswegen gewiß kein
schlechterer Archivar und er erhöht dnrch seine Publi^
latiouen den Ruf des Korps der Archivare und seines
Archivs. Klaar hat hier den richtigen Mittelweg ge
fnndcn. Er hat neben seiner Berufsarbeit eine Menge

wissenschaftlicher Abhandlnngcn und Anssätze geschrie
ben,

ohne daß jene darunter l i ü , Ich ba"be die ^ab>

19<^ ;nsa>nmengebracht, nnd zwar Bücher, AbHand
lnngen, Anssätze nnd kleine Miszellen, wobei aller
dings letzlere zahleninäßig überwiegen. Tarnnter be
treffen l83 Innsbruck und Umgebung (nur ".59 davon
stehen, in den zwei Bänden „ A l t Innsbruck und seine
Uüigebnng"), 55 T i r o l und Vorarlberg außerhalb
von Innc-brnck nnd Umgebung nnd 1l) die Tiroler
Freiheit tämpfe von 1797 bis 1809. Es ist hier nn
möglich, die Titel aller Arbeiten zn nennen. Sie bc
treffen die verschiedensten Themen, nnd zwar vornehm
üch Kriegs- (Freiheitskriege mn 1809 herum), Lite
ratnr (besonders über Walther von der Vogelweide
nnd Tirol), Knnst nnd Musik (besonders über den
Geigeumacher Jakob Stainer), Kirchen-, Familien
nnd Archivgcschichte, immer im weitesten S i n n des
Wortes. Klaar war also sehr vielseitig. Er hat in sei
ner Art viel von David v. Schönherr und Michael
M a y r , seinen zwei Vorgesetzten im Archiv, gelernt
nnd übernommen. Er bringt vor allem kultnrgcschicht
lich Interessantes, darunter wahre Knriositätcn, und
er hatte eine besondere Begabung, ja fast eine gute
Nase wie ein Iagdhnnd, in den sonst trocken erscheinenden Archivalicn die Spuren solcher Merkwürdigleiten zu finden nnd sie dann vollkommen zn erfassen.
S o kommen vielleicht keine großen Bücher zustande,
aber vielerlei, nnd die Breitenwirkung auf das Heimat
kundlich interessierte Pnbliknm ist groß. Dabei schrieb
Klaar nie trocken" er hatte einen gemütlichen, anhei
melnden nnd leichtverständlichen S t i l . Er schrieb
eben nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit
dem Herzen und dein Gemüt, und das merkt man
seinen Arbeiten an. Denn er liebte sein Heimatland
T i r o l echt nnd tief.
Ans den oben erwähnten Zahlen ersieht man, daß
Klaar v o r a l l e i n S p e z i a l f o r s c h e r
sür
I n n s b r n ck u n d U m g e b n n g war, ja, er kann
hierin rnhig neben K a r l Untcrkirchcr, Konrad Fisch
nalcr, Hans Hörtnagl, Heinrich Hammer, Otto Stolz
nsw. eingereiht werden. Er war einer der bedeutend
sten Kenner der Vergangenheit Innsbrucks und seiner
Umgebnng, und zwar des bürgerlichen Gebens, der
alten Häuser und Straßen, der Friedhöfe, der Gärten
(Hosgarten) nnd ganz besonders der Kirchen und des
religiösen Gebens. Hierin hat er sich ganz besondere
Verdienste erworben. Als sehr religiös eingestellter
M a n n schrieb er mit einer gewissen Innigkeit seine
kirchcngcschichtlichen Arbeiten von Innsbruck; als
Freund der Natur nnd als stiller Genießer im Harm
losesteil S i n n des Wortes verfaßte er mit Dankbar
keit seine Anffätze über den Hosgarten, die Weiherbnrg,
die Hnngerbnrg, den Tummelplatz usw., weil ihm
die Spaziergänge und das Verweilen dort so viele
schöne Stunden geschenkt hatten. Bei seinen Arbeilen
war eben oft eine innige seelische Verbindung zwischen
ihm nnd dem gerade behandelten Thema da, und das
merkt man den meisten, seiner stadtgeschichtlichen M i s ".ellen an, weil er sein altes Innsbruck lieble wie wc
nige seiner Mitlklirger. Von den Innsbrncker Verla
gen war er besonders mit der seiner^eitigen M a r i a n i
schen Vereinsbuchhandlung nnd bnchdrnckerei (früher
neben der Servitentirche, hente Albert Ditterich, Uni
versitätsstraße) eng verbunden, deren l^eschichk" er ge
schrieben InN ( l ^ , ! " . ><,»:".<"., ^nn>?brnck !".>:>,«"»>.