Innsbruck Informiert

Jg.2006

/ Nr.1

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Die Alte Spitalskirche z u m
Hl. Geist — 300 J a h r e Kirchweihe
D i e A l t e S p i t a l s k i r c h e z u m H l . G e i s t f e i e r t e a m 8. Juni 2005
300 Jahre K i r c h w e i h e . Eine A u s s t e l l u n g anlässlich
dieses Ereignisses g a b e i n e n a n s c h a u l i c h e n E i n b l i c k
in i h r e w e c h s e l v o l l e G e s c h i c h t e .
Das Wcihcdntum bezieht sich auf
den Bau einer völlig neu errichteten
Barockkirche. Auf deren Grundfesten
war jedoch ein Vorgangerbau, der sich
bis zu Beginn des 14. Jh. zurückverfolgen lässt.Wie der Name „Alte SpitalsAus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum von Aurelia Benedikt
kirche" aussagt, war die Kapelle und
spätere Kirche (vermutlich 1389) in einem Hospital integriert. Der Gedanke,
für Pilger und Kranke ein Spital mit Kapelle oder Kirche einzurichten, geht
auf den in Montpellier in Südfrankreich
um I 180 gegründeten Orden der Hospitalier vom Hl. Geist zurück. 1596 erfolgte von Mai bis September ein Umbau der gotischen Kirche. Der Grundriss mit dem dreischiffigen l_anghaus
war quadratisch, da auch die von Heinrich II. gestiftete Elsbethenkapelle im
Westen in den Bau integriert wurde.
Sehr anschaulich demonstrierte diese Bauweise das Modell der gotischen
Vorgängerkirche (siehe Bild), das der
Universitätsbibliothekar und Historiker Mag.Christian Kofier nach authentischen Plänen angefertigt hatte.An die
Kirche schloss der Spitalskomplex an,
der vom Marktgraben bis hin zur Stainerstraße reichte.
Zwei Erdbeben von 1670 und 1689
erschütterten die Landeshauptstadt
Innsbruck.Vor allem das zweite Erdbeben setzte dem gotischen Kirchenbau
so stark zu. dass Hofbaumeister Johann Martin Gumpp d. A. einen Neubau empfahl, der letztendlich 1699 zu
einem fixen Beschluss führte. A m 10.
Mai 1700 ist uns die letzte Messfeier
überliefert. Anschließend begann man
mit dem Abbruch der alten Kirche.
Der Neubau der Kirche gestaltete
sich unter denkbar schwierigen Vor-

Der markante Turm der Spitalskirche.
aussetzungen. Zum einen gab es in
Innsbruck keinen residierenden Hof
mehr, der entsprechende Subventionen zur Verfügung stellte,zum anderen
bekam das Land Tirol die Auswirkungen des Spanischen Erbfolgekrieges
stark zu spüren. Noch heute ist der
„Boarische Rummel" im Bewusstsein
der Bevölkerung stark verankert. Erst
am Tag der hl. Anna, am 26. Juli 1703,
verließen die bayerischen Truppen das
Land. In diese Zeit fiel der barocke Kirchenbau. Er verlangte von der Innsbrucker Bevölkerung viele Opfer ab.
Die Spendenfreudigkeit kann daher
nicht hoch genug geschätzt werden.
Den Kirchenbau hatten der Hofbaumeister Johann Martin Gumpp d. Ä.
und sein Sohn Georg Anton übernommen. 1701 beschloss die städtische
Baukommission cineVcrlängerung der
Kirche gegen Norden, um die eher
quadratische Form der Vörgängerkirche zu vermeiden. Das Kircheninnere
war noch in einem unvollendeten Zustand,als am 8.Juni 1705 die Kirchweihe unter dem Fürstbischof Kaspar Künigl stattfand. 19 Jahre später wurde
auch die damalige Stadtpfarrkirche St.
Jakob (9.9.1724) von ihm geweiht. Die

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - J Ä N N E R 2006

gotische Vorgängerkirche war ebenso
von den Erdbeben sehr stark beschädigt worden. Die gesamte Ausstattung
der Spitalskirche fand im Jahre 1721
ihren Abschluss.
Die Übergabe der Spitalskirche an
die Stadtpfarre St.Jakob erfolgte 1949.
Der Vertrag wurde am 14. September
1949 im Einvernehmen mit Propst Dr.
Josef Weingartner und Bürgermeister
Dr.Anton Melzer unterzeichnet.
Eine grundlegende Renovierung
wurde in den Jahren 1959-1962
durchgeführt. Den krönenden A b schluss bildeten die Deckengemälde
von Hans Andre. Der namhafteTiroler
Künstler schuf unter anderem einen
Freskenzyklus mit dem Pfingstprogramm - „Sendung des Heiligen Geistes"-ganz im Sinne ihres Patroziniums
- und die Bergpredigt. Ein weiteres Patroziniumssymbol ist die Hl.-GeistTaube auf der Turmspitze.
Die letzte Renovierungsphase war
mit der Außenrenovierung im Jahre
1994 und mit der Innenrenovierung
im Jahre 1996 vollzogen worden. Der
Rektor der Spitalskirche, Msgr. Prof.
Anton Egger, hat die Renovierungsarbeiten mit einem sehr großen persön-

Modcll der gotischen Vorgängerkirche.
Leihgabe von Mag. Christian Kofier.
(Fotos: Dr. Florian Huber, Propst)

liehen Einsatz und unter Motivierung
vieler Helferinnen und Helfer durchgeführt. Die Spitalskirche ist ein wahrer
sakraler Schmuckbau in der MariaTheresien-Straße, der sich für die
Stadtpfarrkirche und den heutigen
Dom als Gewinn erweist.

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