Innsbruck Informiert

Jg.2005

/ Nr.4

- S.44

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STADTGESCHICH 11,

Innsbruck - Stadt der Frauen
Dies lässt sich vor allem aus den
herrschenden Zuschreibungen an
Frauen und Männer erklären.Als Ende des 18. Jahrhunderts immer öfter
die Rede davon war, dass alle Menschen gleich geboren wären und gleiche Rechte haben sollten,sah man(n)
plötzlich ein Problem auf sich zukommen:Wenn diese Rechte allen und somit auch den Frauen - zugestanden werden sollten, dann würde
sich die traditionelle Geschlechterordnung nicht mehr aufrecht erhalten
lassen.
Der Ausweg lag in der Bemühung
der Geschlechtercharaktere - fortan
hieß es: Zwar seien grundsätzlich alle
Menschen gleich, aber Frauen doch
von ihrer Natur her besser für die
Arbeiten im Haus und die Kindererziehung geeignet und Männer von
ihrer Natur her vorzüglich für die
Geschäfte außerhalb des Hauses
geschaffen. Diese Theorie trat den
Siegeszug durch das ganze 19. Jahrhundert und große Teile des 20.
Jahrhunderts an und spukt auch jetzt
noch ab und zu in unseren Köpfen
herum.

D e r G e s c h i c h t e e i n e r S t a d t k a n n m a n sich a u f v e r s c h i e d e n e
A r t e n n ä h e r n . M a n k a n n die E n t w i c k l u n g d e r G e b ä u d e d a r s t e l l e n ,
Ereignisse aus d e r S t a d t g e s c h i c h t e h e r a u s g r e i f e n o d e r e i n z e l n e
herausragende Personen beschreiben. Alles dient der Faszination,
d i e G e s c h i c h t e a u f uns a u s ü b t - dass g e n a u h i e r an d i e s e m O r t ,
an d e m w i r s t e h e n , e i n m a l alles g a n z a n d e r s w a r .
Aber über das konkrete Leben der
Menschen in einer Stadt erfahren wir
nur etwas, wenn w i r genau hinschauen, welche Möglichkeiten Frauen und
Männer hatten, ihr Leben zu gestalten.
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Ellinor Forster
Diese unterschiedlichen Möglichkeiten für Frauen und Männer im
Hinblick auf Rechte,Zuschreibungen,
Hand hmgsspielräume und Arbeitsbedingungen begründeten eine lange
Tradition, mit deren Ausläufern wir
uns heute nach wie vor auseinanderzusetzen haben. Blickt man in die Geschichtewird vielleicht einiges davon
klarer und leichter beseitigbar. Doch
dazu muss man sich zunächst aufSpUMa H UCK

W e r sich historische Bilder der
Stadt genau anschaut, sieht, dass
schon allein das Stadtbild stets sehr
stark von Frauen geprägt war. Sie verkauften ihre eigenen Erzeugnisse an
Ständen unter den Lauben, handelten
am Markt,gingen im Rathaus aus und
ein, um ihre Anliegen vorzubringen:
Ansuchen um Almosen, ein Kleid
oder einen Bettelplatz, Hilfe bei der
Eintreibung von Schulden oder die
Bewilligung eines eigenen kleinen
Gewerbes,einen Platz im Bruderhaus
oder im Stadtspital, wenn sie sich
nicht mehr selbst versorgen konnten.
Obwohl nicht als Zunftmitglieder
zugelassen, führten Frauen als W i t wen die Betriebe ihrer Männer weiter. Die Arbeit im Gewerbe des Ehemannes war selbstverständlich - sehr
oft an zentraler Stelle, indem sie für die
4i B u c h h a l t u n g
zuständig wa! ren. Und doch
- a l s in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts über die
Gewerbefreiheit diskutiert
wurde.
war
der
Inns-

Neue Initiativen

brucker MagisDer Innsbrticker Marktplatz im Jahre 1915. Das imposante Gebäude rechts
> ,
ist die ehemalige

Fleischbank.

Postkarte im Stadtarchiv/Stadtmuseum, Sign. Ph-31132

rensuche begeben. Durch die Gewohnheit, zum Beispiel Straßennamen verstärkt nach Männern zu benennen, ihnen Denkmäler zu setzen,
Gebäude nach ihnen zu benennen,
sind die historischen Frauen Innsbrucks meist erst auf den zweiten
Blick auffindbar.

20

"

"

tisch.
Das
Freygeben der Gewerbe überhaupt insbesondere diese Freyheit auch auf
weibliche Individuen auszudehnen, ist
der Stadtbürgerlichen Gesellschaft
a) in moralischer, b) in polizeylicher
c) in politischer und d) finanzieler Beziehung nachtheilig, hieß es d o r t
1828.

Um die Frauen und damit die Geschichte der Stadt aus einer geschlechtergeschichtlichen Perspektive sichtbar zu machen,gibt es immer
mehr Initiativen. 2004 stellte GR Doris Linser den Initiativantrag an den
Gemeinderat, diese Seite von „Innsbruck i n f o r m i e r t " viermal im Jahr
dafür zu verwenden, Lebenswirklichkeiten von Frauen aus historischer
Sicht zu betrachten. Dies wurde vom
Stadtsenat beschlossen. Unlängst lag
diesem Heft eine Broschüre des Referates Frau, Familie und Senioren
über Politikerinnen des 20. und 21.
Jahrhunderts bei. Im Juni wird vom
Verein ,.Frauen im Brennpunkt" ein
Frauenstadtplan präsentiert, der zu
einem Streifzug durch Frauenwelten
verschiedener Jahrhunderte und sozialer Schichten einlädt.

INNSBRUCK INFORMIERT - APRIL 2005