Innsbruck Informiert

Jg.2005

/ Nr.4

- S.38

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INNSBRUCK - STADT DER BEGEGUNG

Soll Innsbruck eine Stadt mit
Weltkulturerbe-Zertifikat werden?
D i e z u r U N O g e h ö r e n d e U N E S C O m i t S i t z in Paris v e r g i b t seit
I 972 an sehens- u n d s c h ü t z e n s w e r t e P l ä t z e in a l l e r W e l t das
Z e r t i f i k a t W e l t k u l t u r - bzw. W e l t n a t u r e r b e . Sinn und Z w e c k
ist d e r A u f t r a g z u r E r h a l t u n g v o n e i n z i g a r t i g e n K u l t u r s t ä t t e n .
Aus Sicht der Befürworter ist die
Tiroler Landeshauptstadt bzw. sind
Teile davon aufgrund der einmaligen
Symbiose von Stadt, Natur und Kultur besonders prädestinierten die ca.
788 Sehenswürdigkeiten in I 34 Staaten zählende Liste von Weltkulturerbe-Stätten und Naturlandschaften
aufgenommen zu werden. Keine andere Stadt hat nämlich eine so nahe
und unmittelbare Verbindung eines
mittelalterlichen Stadtkerns mit dem
alpinen Hochgebirge. Dabei kommt
auch die seit der Stadtgründung bestehende Kombination Quellwasser,
Almen, Landwirtschaft, Bergbau etc.

zum Tragen. Der Naturpark Karwendel ist wahrscheinlich das größte unbewohnte Hochtal Europas, das zu
einem großen Teil Stadtgebiet von
Innsbruck ist. Die Stadt selbst ist reich
an historischen Denkmälern, wie das
Goldene Dachl und die Hofkirche mit
dem Kenotaph Kaiser Maximilians,
um nur zwei Beispiele zu nennen. Für
denTourismus.aber auch für das A n sehen der Stadt in aller W e l t wäre ein
W e l t k u l t u r e r b e - Z e r t i f i k a t überaus
positiv.
Die Skeptiker und Gegner befürchten, dass Innsbruck dadurch in seiner
architektonischen Entfaltung zu sehr

eingeengt werden und nichts mehr
Neues realisiert werden könnte. Das
Weltkulturerbe wäre sozusagen eine
„Käseglocke" über der Stadt.
Der Leiter des Stadtarchiv/Stadtmusems DDr. Lukas Morscher, der
im Spätsommer 2004 die Bewertungs-Kommission der UNESCO begleitet hatte, teilt diese Ängste nicht.
„Mit dem Denkmalschutz und dem
SOG bzw. den naturschutzrechtlichen Bestimmungen haben w i r bereits wesentlich strengere Bestimmungen,die über das historische Bauund Naturerbe Innsbrucks wachen."
Nun kann man gespannt sein, wie
die Kommission der UNESCO entscheiden wird. Die Entscheidung „für
oder wider" wird sicher auch von der
in Innsbruck herrschenden Stimmung
abhängen. ( W W )

3Ìt und Verbannung ein Wiedersehen
Nach Zwangsarbeit
er Geburtsstadt Innsbruck
mit der
P e t e r D e m a n t , 1918 i n I n n s bruck
im
Sanatorium
der
Kreuzschwestern geboren und
in d e r C h r i s t u s k i r c h e i m Saggen
getauft, hat nach e i n e m unvorstellbar h a r t e n Leben für eine
Woche
seine
Geburtsstadt
I n n s b r u c k w i e d e r sehen k ö n n e n .
Univ.-Prof. Dr. Peter Scharr (Instit u t für Geografìe) hatte den alten
Mann in einer Bibliothek in Moskau
kennen gelernt und seine dramatische Lebensgeschichte erfahren.
Bgm. Hilde Zach hatte es daraufhin
ermöglicht, dass Demant eine W o che in Innsbruck verbringen konnte.
Die Familie Demant (der Vater aus
Cernowic war k. u. k. Regimentsarzt,
die Mutter eine Wienerin) hatte um
1918 in Sterzing gelebt und war zur
Geburt des Sohnes nach Innsbruck
gekommen. Taufpatin war die Frau
Ludwig von Fickers, Lucie von Ficker.
Später übersiedelten die Demants
nach Cernowic, w o der junge Mann

14

Innsbruckerlnnen an seinem Leben.
nach dem Gymnasium und dem Ingenieurstudium in Brunn eine An- „Ich habe 65 Jahre gewartet, meine
Geburtsstadt Innsbruck wiederstellung in einem Museum fand.
Nach dem Einmarsch der russi- sehen zu können", so der drahtige
sehen Truppen im Juni 1940 kam es 87-jährige Mann. Sein Überleben bezu einer folgenschweren Verwechs- gründet Delung. Demant wurde nach Sibirien mant mit seideportiert,
nem immerEs folgten H j a h r e Zwangsarbeit in
währenden
einem Zinnbergwerk. Mit dem Tod verzweifelten
Stalins wurde die Zwangsarbeit aufOptimismus,
gehoben, aber Demant - inzwischen
ohne sein Wissen zum russischen
Staatsbürger e r k l ä r t - w e i t e r zur
Verbannung in Sibirien verurteilt.
Mit dem Zusammenbruch Russlands konnte Peter Demant nach
Moskau übersiedeln, wo er bis
heute lebt. Mehrere Bücher hat
er inzwischen über sein Leben
geschrieben. Dr. Kurt Scharr lud
ihn am I 5. März zu einem Vortrag
auf die Uni ein, wo Peter Demant
Dgm. Hilde Zach mit reter Déniant vor dem
überrascht und auch gerührt war, Taufbecken in der Christuskirchc. Bild unten:
über das große Interesse der Demant mit Prof. Dr. Scharr beim Uni-Vortrag.

m

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