Innsbruck Informiert

Jg.2005

/ Nr.2

- S.42

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Das Alte Landhaus
U n b e a c h t e t seiner kunsthistorischen B e d e u t u n g s t r ö m e n tagtägl i c h M e n s c h e n d a r a n v o r b e i , o h n e es n ä h e r zu b e t r a c h t e n . A b e r
das L a n d h a u s ist m e h r als n u r S i t z d e s T i r o l e r L a n d t a g e s . Es s t e h t
f ü r e i n b a r o c k e s B i l d p r o g r a m m , das an d e r Fassade des Hauses
b e g i n n t u n d sich bis ins I n n e r e des Sitzungssaales d u r c h z i e h t .
Beginnen wir mit der Geschichte des
Hauses, die bis 1723 zurückreicht. Damals wurde Georg A n t o n Gumpp
( I 682-1754) - seit 1711 Hofbaumeister - beauftragt, einen Kostenvoranschlag fur einen Neubau zu machen,da
das alte Gebäude durch Erdbeben und
Brand beschädigt wurde.

Heute ist dies die Aufgabe des Landtages, der sich jedoch seit 1848 nicht
mehr aus den Ständen, sondern aus
Parteien-Vertretern zusammensetzt.
Zwar hat sich die politische Zusammensetzung von damals geändert, jedoch tagten sowohl die Landstände als
auch der heutige Landtag im Alten
Landhaus, das 1734 in seiner AusAus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
schmückung vollendet wurde.
von Natalie Pedevilla
Deshalb findet man auch die Symbole der vier Stände an der Fassade,
Georg A n t o n Gumpp, einer der
an Wänden und Decken des Landhaugrößten Baumeister des Hochbarock
ses. An der Fassade befinden sich die
in Tirol, hatte in Rom eine lange AusSymbole auf den vierWandpfeilern des
bildung gemacht und viele seiner dorMitteltrakts. Wobei die „tragenden"
tigen Eindrücke in seine Innsbrucker
Pfeiler auch symbolisch dafür stehen,
dass sie das Landhaus stützen,
so wie die vier Stände die „tragenden" Pfeiler des Landes darstellen. Dieser Logik folgend
gibt es auch eine Rangordnung
der Stände. Die Symbole des
Adels und der Geistlichkeit
sind an den inneren Pfeilern den „Hauptsäulen" - angebracht. Die Stände des Bürger•rin
tums und der Bauern hingegen
Das Alte Landhaus in einer aquarellierten Zeichnung von sind an den äußeren, unbedeuJosef Strickner (?), um 1810. (Orig. Tiroler Landesmuseum)
tenderen Pfeilern versinnbildBaupläne miteinbezogen. Nicht nur das
licht. Im Giebel darüber erkennt man
Landhaus trägt noch heute die Handden Tiroler Adler. Eine wehende Tiroschrift von G.A. Gumpp.Auch das Paler Fahne darüber zeigt an, ob gerade
lais Pfeiffersberg in der Sillgasse (das
der Landtag Sitzung hält.
heutige Jesuitenkolleg) wurde von G.
Im Inneren führt ein monumentaler
A. Gumpp im barocken Stil 1721 ausStiegenaufgang-der erste in Innsbruck
gebaut. Ebenso stammen von ihm die
- zum Sitzungssaal im zweiten StockTheologische Fakultät ( 1722/24) in der
werk. Dabei werden die Besucher im
Universitätsstraße und die St.-Nepoersten Mittelgeschoss von den Götmuk-Kirche (1729/32) am Innrain.
terstatuen Athene - Göttin der Weisheit,Wissenschaft und auch des AckerAls Gumpp 1725 den Neubau des
baues (!) - und Ares - Gott des KrieLandhauses begann, wurde Tirol von
ges - im zweiten Mittelgeschoss von
Landeshauptmann Sebastian Graf KüApoll Gott der Dichtkunst,aber auch
nigl und den Landständen teilregiert.
der Ordnung, des Maßes und der EinDie Landstände, dies waren die vier
sicht und Artemis - Göttin der Jagd,
Slande Klerus, Adel, Bürgertum und
der Natur und des Tierreiches
hinBauern, vertraten damals das Volk.

20

auf begleitet.Auch hier wurde die Auswahl der Götter nicht zufällig getroffen, sondern hat einen klaren Bezug
zur Politik des Landes. Den obersten
Abschluss der Stiege und den Eingang
zum Sitzungssaal schmückt eine Vase
mit einem kleinen Engel der Glücksgöttin, der die Segel im W i n d flattern
lässt und symbolisch damit dem Land
Glück verheißen soll.
Barockes Prunkstück des Hauses ist

&&

.)

^

4*Â
Das Deckengemälde von Cosmas Damian
Asam im Sitzungssaal des Alten Landhauses,
entstanden I 734.
(Orig. Foto Stadtarchiv)

der Sitzungssaal, in dem der Landtag
tagt. Architektur, Plastik und Malerei
bilden in dem Raum eine Einheit. Die
hierarchische Gliederung von unten dem Irdischen - nach oben - dem
Göttlichen - findet seinen barocken
Höhepunkt im Deckengemälde des
Münchner Malers Cosmas Damian
Asam. Es zeigt den Weg von den irdischen Schätzen zu den geistlichen. Die
irdischen Schätze wie das fischreiche
Wasser, die Früchte und Gaben des
fruchtreichen Bodens, der Viehreichtum, der Salzreichtum, aber auch die
Münze Hall und der schon damals rege Durchzugsverkehr des Passlandes
Tirol werden in dem Bild allegorisch
dargestellt. Doch auch politische Figuren wie Graf Meinhard IL, als Begründer der EinheitTirols, und Kaiser Karl
VI. mit seiner Tochter Maria Theresia
werden in dem Gemälde als historische Figuren Tirols berücksichtigt. Sie
sind wiederum von Göttinnen umge(Fortsctzung auf Seite 22)

INNSBRUCK INFORMIERT - FEBRUAR 2005