Innsbruck Informiert

Jg.2005

/ Nr.1

- S.21

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Neuigkeiten a m Tiroler

Standing Ovations
in den Kammerspiclen

Landestheater
Em neues Jahr bedeutet immer auch Aufbruchstimmung.
Auch am Tiroler Landestheater wird gleich zu Jahresanfang
Spannendes geboten. Auf dem
Programm stehen unter anderem eine Uraufführung, ein
noch nie zuvor in Innsbruck gespieltes W e r k und eine österreichische Erstaufführung.
Den Anfang macht die
Shakespeare-Komödie „ W a s
i h r w o l l t " in einer Inszenierung von Klaus Rohrmoseram
9. Jänner. Gebracht wird die
neue, nah am Original gehaltene Übersetzung von Oliver
Karbus, dessen leichte Sprache noch von „Viel Lärm um
Nichts" in Erinnerung ist.
W e i t e r geht es mit einer
Komödie von René Freund mit
dem Titel „ S c h l u s s m i t A n d r e " am 23. Jänner. Das Stück
dreht sich um zwei Schwest e r n , die sich gegensätzlich
entwickelt haben. Die Geschichte hängt sich an der Frage auf, w o die eine Schwester,
Lara, einen Platz für ihre Katze Feli findet, weil sie auf Urlaub geht, und w e r der geheimnisvolle Liebhaber der anderen Schwester, Lina. ist. Insgesamt dürfen Besucher eine
brillant geschriebene Komödie

mit pointierten Dialogen und
scharfem Blick auf die Figuren
in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen erwarten - Realsatire pur eben!
A m 29. Jänner bietet das T i roler Landestheater gleich zwei
interessante Termine. Einmal
wird „ P e t e r G r i m e s " , eine
Oper von Benjamin Britten in
der Inszenierung von Intendantin Brigitte Fassbaender,
aufgeführt. Diese Oper gilt als
eines der wichtigsten W e r k e
der Opernliteratur des 20.
Jahrhunderts und wird erstmalig in Innsbruck aufgeführt. Die
Titelpartie wird von John Charles Pierce (Tristan in Wagners
„ T r i s t a n u n d I s o l d e " ) gesungen.
Zum Zweiten feiert die mobile Produktion „ W i d e r s a c h e r i n n e n " am 29. Jänner ihre österreichische Erstaufführung in den Kammerspielen. Das Stück von Gerard Bagardie, das thematisch in Paris
im Jahre 2050 angesiedelt ist,
geht anschließend auf Tournee
und wird an Schulen gespielt.
Geeignet ist das Stück für
Schüler ab 15 Jahren. Buchungen und Informationen bei
Zita W e b e r unter Telefon
0664 4209789. (KPR)

AbendMusic — Lebensmusik:
Jüdische Musik aus Spanien
Mit den Sephardischen Romanzen, der Musik der spanischen Juden, beginnt die Reihe
AbendMusic - Lebensmusik
am 8. J.inner das neue Jahr.
Die „romances" der Seraphim
sind erzählende Lieder voll tiefer Melancholie und überschwänglicher Lebensfreude.
Sie werden vom bekannten Ensemble „Accentus austria" aufgeführt, es singt der spanische
Tenor Cesar Carazo Jalon.
Aus Asien und Afrika kamen
die Juden im 6. Jahrhundert auf
die iberische Halbinsel, w o sie

von den Arabern begrüßt und
gefördert wurden. Auf Zeiten
der Anerkennung folgten dann
Zeiten der Ablehnung und
Verfolgung. Das tragische Ende bildete 1492 die Ausweisung sämtlicher Juden aus Spanien. Sie emigrierten nach
Nordafrika, in die Türkei und
auf den Balkan. Ihre Musik, geprägt von judischen, islamischen und christlichen Einflüssen, lebte weiter und behielt
über die Jahrhunderte hinweg
ihre ursprüngliche Charakteristika. (KPR.)

D e r „ T o d eines H a n d l u n g s r e i s e n d e n "
u n d das P h ä n o m e n d e r S e l b s t v e r l e u g n u n g
Vertreter-Outfit
und
Werbelächeln (aufgeklebt);
schwarz grundiertes PseudoDasein im Dauerstress der
Existenzangst: D e r altgewordene Willy Loman ist ein
bemitleidenswerter Typ, ein
ausgepowerter Handlungsreisender mit Familie, Ratenzahlungen und gediegener
Lebensversicherung, wie es
sich gehört. Ein tief in Schulden steckender Selbstbetrüger, der sein Lebtag dem
„American W a y
of Life" nachhetzte, die Kraft
dazu aus einer
Lebenslüge holte
und zum bösen
Ende auch noch
gefeuert wird.

mentalität, doch bis ins Mark
hinein e r s c h ü t t e r n d . W i l l y
Loman hat den amerikanischen Karrieretraum verinnerlicht und bis zur Erschöpfung ausgereizt. Er hat sich
die lächerlich-demütigende
Rolle des cleveren Businessman, der immer „knapp vor
dem Geschäft seines Lebens"
steht - nicht nur angeschminkt, er lebt sie aus. Auf
dieser Geisterbahnfahrt zwischen Schein und Sein hat er

Henry Millers
(geb. 1915 in New
York) sozialkritisches
Drama
„ T o d eines Handlungsreisenden"
von

1949,

Der

jod

ejnes

Handlungsreisenden".

Günther Gräfenberg und Eleonore Bürcher,
Weitere Aufführungsterminc: 29.12., 7., 8.1.
und am 21.1. (zum letzten Mal).

das

(Foto: Tiroler Landestheater)

derzeit in den Innsbrucker
Kammerspielen
Furore
macht, ist aktueller denn je.
Der Traum des kleinen Mannes vom großen Geld wird im-

seine Söhne zu Opfern seines
Traumes gemacht: Frank Röder - Fantast und Gewohnheitsdieb, dessen großartige
eruptiv-dynamische Demas-

mer mehr zum Albtraum. Und
der hat längst - mit allen ra-

kierung vor dem Vater völlig
wirkungslos bleiben muss;

dikalen Veränderungen auf
dem Schlachtfeld der „ N e w
Economy"-auch „Good Old

Francesco Cirolini — ein ausgeschlafcner Bursche, stets
auf der Jagd nach flüchtigem

Europe" heimgesucht.
Tiefschürfend skelettiert
Regisseur Michael Campe
die seelischen Dimensionen

Genuss. N u r Lomans Ehefrau
(Eleonore Bürcher in emotional-flexibler H o c h f o r m ! )
kennt, versteht und liebt

des weltbekannten Stückes
vor dem Hintergrund unse-

ihren Willy, den verlorenen,
zu keiner Einsicht fähigen

rer Ego-AG mit ihren KultObjekten Geld und Macht.

Selbstverleugner.
Z u m tragischen, vielbejubelten Schluss eine Frage:
N ü t z t der T o d des Handlungsreisenden seiner Familie
wirklich mehr als sein Leben?
(Helga Reichart)

Reduziert zur absoluten
Null, beherrscht der Handlungsreisende (Günther Gräfenberg) das Buhnengeschehen: schlicht und ohne Senti-

WW
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