Innsbruck Informiert

Jg.2004

/ Nr.7

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Die dramatischen Ereignisse
des 25. Juli 1934 in Innsbruck
D e r 25. Juli 1934 ist v o r a l l e m als j e n e r Tag in d i e G e s c h i c h t e
Ö s t e r r e i c h s e i n g e g a n g e n , an d e m d e r d a m a l i g e B u n d e s k a n z l e r
des S t ä n d e s t a a t e s , D r . E n g e l b e r t D o l l f u ß , v o n n a t i o n a l s o z i a l i s t i schen P u t s c h i s t e n in seinen A m t s r ä u m e n
a n g e s c h o s s e n u n d a m N a c h m i t t a g desselben Tages
seinen s c h w e r e n V e r l e t z u n g e n e r l e g e n ist.
Dass sich in Innsbruck vor 70 Jahren nicht minder dramatische und
tragische Ereignisse zugetragen haben, ist. wenn von Abhandlungen in
Fachbüchern abgesehen wird, weit
weniger bekannt, weswegen darüber
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Josefine Justic
an dieser Stelle berichtet werden soll:
W i e in den übrigen Teilen Österreichs waren die Jahre 1933 und 1934
auch in Tirol und auch in Innsbruck
geprägt von Auseinandersetzungen
vor allem zwischen NS-Anhängern
und den regierenden politischen
Kräften, die letztlich in Straßenschlachten,Attentaten und Bombenanschlagen auf diverse „feindliche"
Einrichtungen ausarteten. Die nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war seit Juni 1933 in Österreich verboten w o r d e n , was ihre A n hänger aber nicht abhielt, im Untergrund gewalttätig zu agieren.
Eine Aktion im Zusammenhang mit
dem nationalsozialistischen Putschversuch des 25.Juli I 934, der, von der
SS organisiert, in Wien mit dem Überfall auf die RAVAG (= Radio-Verkehrs-AG) und das Bundeskanzleramt seinen Ausgang nahm, w u r d e
auch in Tirol bzw. Innsbruck geplant
und durchgeführt
Hier waren es Mitglieder der illegalen „ T ( e r r o r ) - G r u p p e " der SS, die
unter Führung von Friedrich W u r n i g
vom Gaubeauftragten Fritz Lantschner den Auftrag erhielten, den
Kommandanten der städtischen Sicherheitswachc, Stabshauptmann
Franz Hickl, zu ermorden. Hickl war

anscheinend die Aufpasser gemacht
haben, verhaftet."
Lei demTäter handelte es sich,wie
sich herausstellte, um den in Innsbruck wohnhaften Friedrich Wurnig,
seine zwei verdächtigen ,,Begleiter"
waren Christian Neyer aus Hötting
und Josef Höfel, ebenso wie W u r n i g
in Innsbruck wohnhaft.
An diesem 25.Juli I 934 verlor nicht
nur Franz Hickl sein Leben, es gab

von W i e n nach Innsbruck abkom
mandiert worden und erst seit eini
gen Monaten an der Spitze der städ
tischen Sicherheitsbehörde tätig
W ä h r e n d dieser Z e i t gelang es ihm, illegale NS-Aktivitäten zu verfolgen und
auch
erfolgreich
zu
bekämpfen, was ihm im Gegenzug offene Gegnerschaft der illegalen NS-Anhänger einbrachte.
Der T i r o l e r Anzeiger berichtete am darauf folgenden Tag, dem 26. Juli 1934, |über den Hergang der Tat
folgendes: „Als heute (25. Der Trauerzug bei der Verabschiedung Franz Hickls am
Juni) um halb 3 Uhr nach- Rennweg. OngmaUmstadtarcNv/stadtmuseum,Sign.Ph-1843
mittags der Kommandant der städnoch ein weiteres Opfer, das in der
tischen Schutzmannschaft von InnsZentrale der T i r o l e r H e i m a t w e h r
brück,
Polizei-Stabshauptmann
(Wilhelm-Greil-Straße 10) zu Tode
kam. Die Heimatwehr begann nämFranz Hickl, vom Rennweg in die
lich gleich nach den NachrichtenmelHerrengasse ging, um sich in das
dungen über den Putsch in W i e n mit
Bundes-Polizeikommissariat zu beeigenmächtigen Verhaftungen von
geben, wurden vor dem EingangstoNationalsozialisten in der Stadt, die
re des ehemaligen Statthaltereigebäudes (Anm. - Herrengasse I) auf
dann im Hof in der Wilhelm-Greilihn von einem Burschen, der mit eiStraße „als Geiseln" eingesperrt wurnem Fahrrade in nächster Nähe der
den. Im Zuge dieser gleichermaßen
Eingangstüre stand, 4 Schüsse aus
„illegalen" A k t i o n wurde einer der
einem Revolver abgegeben. Stabsnationalsozialistischen Gefangenen
hauptmann Hickl ist u n t e r dem
von einem Heimatwehr-Mann erHaustore schwer verletzt zusamschossen. Es handelte sich dabei um
mengebrochen, während der Täter
Josef Honomichl.
auf seinem Fahrrade geflüchtet ist.
Die sterblichen Überreste Franz
Er wurde verfolgt und gleich darauf
Hickls wurden am städtischen Westverhaftet, nachdem er vorher noch friedhof aufgebahrt und am 27. Juli
seine Pistole weggeworfen hat.
nach einem Trauerzug durch die Stadt
Stabshauptmann Hickl empfing noch
nach W i e n überführt.
die letzte Oelung und ist kurz darBis zur Machtübernahme durch die
auf seinen schweren Verletzungen
NS-Herrschaft erinnerte am Haus in
erlegen. Außer dem Täter wurden
der Herrengasse 3 eine Gedenktafel
noch zwei verdächtige Burschen, die
an seinen gewaltsamen Tod.

INNSBRUCK INFORMIERT-JULI 2004

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