Innsbruck Informiert

Jg.2004

/ Nr.2

- S.44

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Vor 100 J a h r e n : Eingemeindung
v o n Wilten u n d Pradl
A l s v o r h u n d e r t J a h r e n die G e m e i n d e n W i l t e n u n d P r a d l z u Innsb r u c k k a m e n , b e d e u t e t e dies d e n B e g i n n v o n „ G r o ß - I n n s b r u c k "
und der daraufhin stetig vorangehenden S t a d t e r w e i t e r u n g und
S t a d t e n t w i c k l u n g . A l l e i n d u r c h die E i n g e m e i n d u n g v o n W i l t e n
u n d P r a d l i m Jahre I 904 w u c h s d i e B e v ö l k e r u n g s z a h l d e r Landesh a u p t s t a d t v o n ca. 26.000 a u f 42.000 B e w o h n e r (!).
Doch wie kam es eigentlich dazu?
Welche Umstände führten zur Eingemeindung von W i l t e n und Pradl?
Die damals noch eigenständigen
Gemeinden W i l t e n und Amras-Pradl
Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Natalie Pedevilla
- die O r t e Amras und Pradl bildeten
eine Gemeinde-besaßen im 19.Jahrhundert noch einen völlig dörflichen
Charakter und genossen gegenüber
den städtischen Bewohnern Innsbrucks einige Vorteile.
So kostete etwa ein Kilogramm
Ochsenfleisch in W i l t e n nur I Krone
und 40 Heller, in Innsbruck jedoch I
Krone und 44 Heller. Ebenso befürchteten einige Gemeindemitglieder, durch die Eingemeindung könne
es zu einer Erhöhung von Gebühren
und Abgaben kommen. Ein offensichtlich vehementer Gegner, mit
dem Synonym ,,D. Herrlich", verfasste sogar eine eigene Broschüre mit
Vor- und Nachteilen einer möglichen
Vereinigung von W i l t e n mit Innsbruck,wobei seiner Meinung nach die
Nachteile klar überwogen.AlsVeranschaulichung gab er in seiner Broschüre an, dass künftig jederWiltener
Haushalt im Falle einer Eingemeindung jährlich 80 bis 100 Kronen mehr
ausgeben müsse, ohne mehr verzehrt
zu haben,als bisher. Der „Patriotische
Verein" W i l t e n wollte diese Schrift
noch vor dem Beschluss des Gemeinderates im O k t o b e r 1903 unter
die Bevölkerung bringen und sie damit warnen. DieVerteilung der Schrift
war jedoch, ausgenommen der genehmigten Lokalitäten, verboten, und

auch eine verspätet eingebrachte Unterschriftenliste mit I 25 Unterschriften gegen eine Eingemeindung W i l tens konnte den Gemeinderat nicht
mehr umstimmen. A m 12. O k t o b e r
1903 beschloss der W i l t e n e r Gemeinderat mit nur einer Gegenstimme die Eingemeindung Wiltens mit
Innsbruck. D e r Annahmebeschluss
des Innsbrucker Gemeinderates erfolgte am 17. Oktober.

die einwohnerreichste Tiroler Dorfgemeinde darstellte, wären größere
Investitionen in öffentliche Einrichtungen aufgrund der Stadtnähe nicht
sinnvoll gewesen. Eine Vereinigung
Wiltens mit Innsbruck schien deshalb
von Vorteil zu sein.
Die Fraktionen von Amras und
Pradl führten bereits seit November
I 900 Verhandlungen und Gespräche
bezüglich einer möglichen Eingemeindung Pradls zu Innsbruck mit
den Stadtoberhäuptern Innsbrucks,
allen voran Bürgermeister Wilhelm
Greil. In einer Bürgerversammlung
am ! 5.Juni 1902 sprachen sich mehr
als zwei D r i t t e l der anwesenden
(Fortsetzung

auf Seite 22)

D o c h schon Jahre
zuvor fand in der Gemeinde W i l t e n eine
schleichende Urbanisierung
statt.
W ä h r e n d die ländlichen Bauernhäuser
allmählich verschwanden, entstanden in
W i l t e n zunehmend
mehrstöckige W o h n bauten, in denen zumeist
Innsbrucker „Alte Ansicht des Klosters Wilten umgeben von weiten Wiesenflächen, 1890." (Orig. Stadtarchiv, Sign. Ph-7935)
Bürger, Angestellte
und Beamte, wohnten.
Auch hatte die Stadt
bereits auf W i l t e n e r
Gebiet
öffentliche
Bauten, wie zum Beispiel das Gerichtsgebäude und das Stadtspital. Durch die unmittelbare Nähe der
Gemeinden zur Stadtgrenze
Innsbrucks
war eine „natürliche"
Stadterweiterung ohne der Einbeziehung j
der Gemeinden nicht
möglich, r u r W i l t e n
w i e d e r u m , das damals

INNSBRUCK INFORMIERT - FEBRUAR 2004

„Die alte Pradlcr Pfarrkirche und der Dorfplatz bildeten das
Ortszentrum der noch ländlichen Gemeinde Pradl. um 1900."
(Orig. Stadtarchiv, Sign. Ph-8052)