Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1951

/ Nr.5

- S.6

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Abgeordneteil znm T i r o l s Landtag (mit Ausnahine
der ^ahrgeldentschäduuingen) mit Wirkuug von,
l, März l 9 5 1 festzusetzen. Bgui. D r . Greiter nües
darauf hin, daß die Gebühren der l^emeinderäle seil

Nummer

1917 unverändert geblieben sind und den tatsächlichell
Verhältnissen nicht mehr entsprechen, ^iach längerer
^"lnssprache Nmrde der Antrag gegen die Stimmen des
Linksblocks anqenonnncn.
Pz.

Qtt0 Nllsibamuer, dem Erfinder des Radio zum Gedacht!is
Vor 75 Iahrcir wurde er in Willen bei Innsbruck
geboren. Als genaues Geburtsdatum ist im Matriken
buch der 31. März 1876 verzeichnet. Sein Vater war
der Südbahnkontrollor Georg Nnßbanmer, ein Unter
inntaler, seine Mutter Anna Jäger aus Wiltcn. Weitere Eintragungen besagen, daß der damalige neue
Weltbürger O t t o N u ß b a u m er im Hause 178
das Licht der Welt erblickte. Da in Wilten, solange
es eiuc selbständige Dorfgemeinde war, die Hausnumericrung dreimal geändert wurde und eine
vierte Änderung anläßlich des Zusammenschlusses
mit der Stadt Innsbruck stattfand, ist es gar nicht so
einfach, das tatsächliche Geburtshaus Nußbaumes
heute noch verläßlich festzustellen. Nach der Ansicht
des hochwürdigcn Herrn Stadtpfarrcrs Dominikus
Dietrich, wohl des besten Kenners der Sachlage, entspricht oben angeführte Hansnummcr jener, die hcnte
über dein Tore des Gasthauses Oberrauch am Wiltc
ncr Platzl steht. Als Taufpricstcr scheint der damalige
Kooperator Adrian Zacher, der nachmalige Abt des
Stiftes Wilten auf. Wohl hat Otto Nußbaumcr die
ersten Jugendjahre in der Gemeinde Wilten verlebt
und mancher Spielgcnossc und Volksschnlkamerao von
Innsbrnck dürfte sich seiner heute noch erinnern; gar
bald aber zog die Familie Nnßbanmcr — vermutlich
ans beruflichen Gründen — von Innsbruck und vom
Land Tirol fort. M a n erfährt, daß Otto dann das
Gymnasium in Leoben nnd Kremsmünster besuchte
und später ein besonders eifriger Stndent der Technischen Hochschule in Graz wnrde. Nach Abschluß der
Studien erhielt er eine Stellung an der Technik in
Graz als Konstrukteur bei Professor Hosrat Ettinghauseu. Weitere Daten ans seinem Lebensweg vermögen wir nnr mehr aus Zeitungen der Landeshauptstadt Salzburg zu erfahren, wo Nußbaumcr jähr
zchntelaug wirkte und als stadtbekannte Persönlichkeit
galt.
Die ersteir Versuche Otto Nußbanmers ans radio
technischem Gebiete sallen in die Zeit der Iahrhuu
dertwende, wo die drahtlose Telephonic noch als
Utopie galt; sein Eifer zeitigte jedoch Erfolge. M a n
schrieb den 15. Jänner 1904, als der wissensdurstige
technische Assistent mit von ihm konstruierten Appa
raten seine Erfindung in Graz vorführen durfte. E r st
m a l s i n de r G eschi ch te d e r R a d i o t e ch
n i k h ö r t e m a n T ö n e vo n G e s a n g n n d
I n st r u m e n t e n ü b e r Scha I l w e I l e n a n f
d r a h t l o s e m Wege
übertragen.
Dies
w a r d i e G e b n r t sst u n d e des R a d i o . Der
Empfang, da ohne Detektoren, war noch sehr schwierig.
Nach vielen mühseligen Versuchen konnte der junge

Forscher nach zwei Jahren eine Art Detettor herstel^
len, der mit geglühtem Eisenpnlvcr gefüllt war. Die
wenigsten heutigen Nadiohörer wissen >md brachen
dies.
Leider verstand Otto Nnßbaumcr, der einfache und
mittellose Konstrukteur, seine bahnbrechende Erfin
dung nicht auszunutzen; auch fehlte e^ dafür höherer
seits au Verständnis. Die epochemachende Erfindung,
zu der Nnßbaumer jedenfalls den l^rund gelegt hatte,
mußte erst viel später auf dem Wcgc über Amerika
wieder zu uns kommen. Keine Seltenheit für Tiroler
Erfinder! So gingen beide ihren Wog, die Nadiotech
nik und Otto Nnhbanmer, nnr leider getrennt. Nnßbaumer wurde 1907 Beamter bei dor Ttatthalterci
iu Graz und kam am 19. Dezember 1908 in gleicher
Eigenschaft zur Landcsregiernng nach Salzburg, ivo
er vor allem in der Elektrotechnik, in dem Dampfkessel
und AntomobilprüfungÄoesen tätig war. Daneben
entfaltete er alö Vortragender eine rege Tätigkeit nach
verschiedenen Seiten h i n ; er war Mitglied der Leogesellschast nnd trat als christlichsozialcr Parteifnnk
tionär öffentlich auf. Durch 23 Jahre lebte er in
glücklichster Ehe, der eine Tochter entsprossen war.
Besonders gerühmt wnrde auch seine außerordentliche
Hilfsbereitschaft gegenüber mittellosen Studenten. Am
5. Jänner 1930 ist er in Salzbnrg gestorben. Die von
ihm verwendeten Originalgeräte befinden sich im
Technischen Museum in Wien. K n ü M n sich heute auch
andere Namen an die Erfindung des Radios, so wird
Nnßbaumcrs Leistung — denn ihm gehört auf alle
Fälle die wissenschaftliche Priorität — dadurch uicht
geringer und verdient nm so mehr Anerkennung, weil
seine Arbeit weder mit Weltruhm noch mit materiellen Erfolgen belohut wurde. (Amtsblatt der Lauded
Hauptstadt Salzburg, 1951, Nr. 14.)
Otto Nußbaumer wurden zahlreiche Ehrungen zu
teil. Von der Salsimrger Landesregiornuq wurde er
zum Oberingenieur nnd Oberbaurat befördert; auch
erhielt er den Hofratstitel. Die Ttadt Salzburg ver
lieh ihm 1929 das Ehrcnbürgerrecht und errichtete ihm
zu Ehren am 22. November 1931 ein Dmkmal; die
Republik Österreich verlieh ihm das Goldene Ehren
zeichen, ^nm 25. Jubiläum seiner Erfindung wurde
auf der Technischen Hochschnlc in (^raz eine würdige
(Gedächtnisfeier veranstaltet; Radio und Presse gc
dachten ausführlich feiner. Überdies taufte die 2tadt
Graz sogar eine Straße ans den Namen des Gelehrten.
Die große Bedeutung des Hofrates Otto Nnßban
mer verlangt es, daß ihm auch seine Vaterstadt I n n s
brück dic wissenschaftliche nnd a ü ^ m r i n menschliche
A
nicht versage,
Will),