Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.3

- S.45

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STADTC

Unbekannte Schätze der
graphischen Kunst in Innsbruck
Die Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek
b e w a h r t rieben a n d e r e n w e r t v o l l e n H a n d s c h r i f t e n u n d D r u c k e n
a u c h eine g r a p h i s c h e S a m m l u n g auf, die D a n k d e r S a m m l e r t ä t i g k e i t des e r s t e n I n n s b r u c k e r U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k a r s u n d T i r o l e r
S c h a t z r e g i s t r a t o r s A n t o n R o s c h m a n n ( 1 6 9 4 - I 760) e n t s t a n d e n ist.
Die Persönlichkeit von Anton Roschmann ist stark mit der Tiroler Historiographie verbunden: Er war Autor

von fast 200 verschiedenen Studien
und Abhandlungen, die mehr als achttausend handschriftliche Blätter umfassen.
Die erste Erwähnung über den Kontakt zwischen Roschmann und der Ambraser Kunstsammlung geht auf das
Jahr 1725 zurück, in dem er für die Inventur der Bibliothek und der Kunstsammlung belohnt wurde. Neben einem Inventar, welches sich heute im
Kunsthistorischen Museum inWien befindet, können wir im Nachlass von
Roschmann noch zwei weitere - die
Ambraser Kunstsammlung betreffende
- Handschriften finden.
Die eigentliche graphische Sammlung von Anton Roschmann besteht
aus 29 Bänden mit 6400 auf dickes Büttenpapier geklebten graphischen Blättern, einem Band von Handzeichnungen tirolischer Künstler und einem Registerband. Diese Bände sind einheitlich in Rindsleder im Format 585 mm
x 425 mm mit einer geprägten Verzierung gebunden. Roschmann ordnete
die Sammlung nach den geographischen Regionen, wo die einzelnen
Künstler tätig waren.

er ein eigenes Gebäude im Schloss Ambras, heute als Unterschloss bekannt,
bauen.
Die Fundamente der Kunstsammlung
stellten die Begriffe Natur, Kunst und Altertum dar, deren Grenzbereiche ineinander übergehen konnten. Die
Kunstsammlungen der späten Renaissance entsprachen dem enzyklopädisch-didaktischen Programm. In dieser Hinsicht umfasste die Sammlung
von Erzherzog Ferdinand II. in Ambras
auch die Graphik. Ein wesentlicher^!!
dieser graphischen Kollektion befindet
sich seit dem Jahre 1665 in Wien. Mit
Ausnahme von dem W e r k Albrecht
Dürers wurden die Stiche nach Themen unterteilt.
Als Registrator der Kunstsammlungen und Verfasser der Inventare hatte
Anton
Roschmann den besten
Überblick über die in Ambras verbliebene Graphik. Ein näheres Verhältnis
zum Ambras scheint aber der erste
Band der deutschen Künstler zu haben, der zugleich die wertvollsten Stiche und Radierungen umfasst. Anton
Roschmann fasste in diesem Band eine
hervorragende Kollektion der Graphik
zusammen, die den Werdegang dieser
Kunstart nördlich der Alpen zielbewusst widerspiegelt. Überragend ist die
christliche Thematik, wie die ganzen
Folgen von Stichen der Leiden Christi
von Martin Schongauer, Lucas Granach
d. A. oder Lucas van Leyden.

Aus derTitelseite der ganzen Sammlung, die am Anfang des ersten Bandes
steht,geht hervor, dass eine der Sammlungsquellen in Schloss Ambras liegt.
Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595)
gehört zu den wichtigsten Sammlerpersönlichkeiten im Hause Habsburg.
Für seine zahlreichen Sammlungen ließ

Wichtige Blätter aus dem Umkreis
von Kaiser Maximilian I. umfasst der 12.
Band, nämlich eine Reihe von 48 Holzschnitten aus der berühmten Genealogia von Hans Burgkmair; eine Folge
von Ahnenbildern, die Burgkmair in
den Jahren 1509-15 12 im Auftrag von
Kaiser Maximilian I.entworfen hat. Die

Aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Dr. phil. Viadon Antonovic

INNSBRUCK INFORMIERT - MÄRZ 2003

Fundquelle für eine solche Besonderheit, welche die drittgrößte Kollektion
diesesWerkes in Österreich und viertgrößte insgesamt darstellt, musste für
A n t o n Roschmann Schloss Ambras
sein, ein anderer O r t scheint unwahrscheinlich.
Die sogenannte „Dürer-Kassette"
war urspünglich einTeil des ersten Bandes - als dieser Band im Jahre 1905 aufgelöst wurde, wurden die Stiche mit
Passepartous versehen und in sieben
Kassetten gelagert. Sie enthält 156

/ tz

5-^

Albrecht Dürer: Der Ritter, Tod und der Teufel.

Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen,die von und nach Albrecht Dürer entstanden sind. Die Prachtstücke
dieser Kollektion stellen die bekanntesten Blätter von Dürer überhaupt
dar, in der auch der Hl. Hieronymus
oder Der Ritter.Tod und derTeufel nicht
fehlen.Auch weitere Bände der Sammlung beinhalten die Meisterstücke der
berühmtesten Stecher, ein eigenes Kapitel bildet die Reihe von Zeichnungen
der tirolischen Barockkünstler.
In Gegenwart wird an einem Katalog
der ganzen Sammlung gearbeitet, der
später über Internet für die allgemeine
Benützung freigegeben werden soll.

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