Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.11

- S.5

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Innsbruck zuständige (",l»de,>!en, je zwei iwn jeder ^
tat. Seinerzeit selbst ein armer Student, muhte Sieberer
ans eigener Erfahrung, wie schwer es sur Studierende ist,
sich ohne Mitte! durchzuschlagen. Diese Stiftung Ira! im
Schuljahr !91^ S p e i, d ^ ^ ü ! e i n e in D e n k m a > , Vie Stcidl Jinis
brück plonle >>irem größten Woliltäter in der Tlähe der
Triumphpforte ein Denkina! zll errichten, Als Kieberer davoii erfuhr, stellte er allsogleic!) einen entsprechend hohen
betrag zur Verfügung, um die Stadt ja von jedweder Aus«
laqo zu enüieben. Da seine Dotation durch die alsbald ein»
seiende Geldentwertung daliinsclimolz und er selbst eindringlich verboten hatte, irgendwelche Steuergelder dafür
z,, verwenden, unterblieb später die Ausführung des Denkmale,,
G r u n d a b l r e l u ,i g z u G u n st o n d e r S l a at s°
b a h n - Welch warmes herz Freiherr u. Sieberer für den
Aufschwung unserer Stadt hatte, bewies er auch anläßlich
des Baues der Bundesbahndirektion, wobei seine Interessen
arg geschmälert wurden, ßreimillig und großmütig hat er
auf die betreffenden Bestimmungen des Stiftbriefes
Verzicht geleistet, wodurch die Staatsbahn erst in die Lage
versetzt wurde, ihr Direktionsgebäude auf der Stelle, wo
es heute steht, zu errichten.
D r e ifaIt igk e i t sgr upp e
aus
der
I e s u! ! e » k i r ch e ! I m Jahre 1906 lieft Sieberer durch Bildhauer Paumgartner die vreisaltigkeitsgrupsie über der
hauptfassade der Jesuitenkirche in Stein herstellen.
L e g a t e f ü r t r e u e D i e n s t b o t e n - Als Uniuer«
salerbin hat Freiherr u. Sieberer die Stadt Innsbruck eingesetzt. Nenn auch sein Vermögen fast zur Gänze bei Lebzeiten »erteilt, verblieben immerhin noch mehrere Legate
für treue Dienstboten unserer Stadt.
Roch mehrere andere Stiftungen lagen in der Absicht des
Verstorbenen. I n der Zeit um 1905 war er damit beschäftigt,
am Ende der Kaiser-ßranz-Iosef»Straße für die Saggenbemohner eine katholische Kirche zu erbauen. Mich die Errichtung eines Vlindeninstitutes ist ihm lange Zeit am herzen gelegen" zur Ausführung dieser Pläne kam es aber
nicht. Von den zahlreichen noch im Stillen ausgeübten und
daher verborgen gebliebenen Wohltätigkeitsakte kann begreiflicherweise hier nicht die Rede sein.
Newndere Ehrungen Sieborers
Bereits nach dem ersten wahrhaft fürstlichen Geschenke,
das der Stadt Innsbruck zugute kam, wollte diese dem
Stifter eine gebührende Ehrung zuteil werden lassen. Sieberers Absicht war aber, jede Auszeichnung zur Vezeigung
des Dankes abzulehnen und in seinem Tun und handeln
in der Öffentlichkeit nicht hervorzutreten. Tatsächlich liest
man in der presse jener Zeit immer wieder die Worte „ein
unbekannt sein wollender Menschenfreund" usw. Da aber
seine Bescheidenheit in Anbetracht der großen geübten
Wohltätigkeitsmerke nicht mehr länger zu verbergen war,
hat der Innsbrucker Gemeinderat am 28. Oktober 1885 beschlossen, die vom Rennweg zum Waisenhaus führende
S t r a si e mit dem Ramen des hochherzigen Wohltäters
zu bezeichnen, eine Ehrung, die Herr Sieberer nach anfäng«
licheni hartnäckigen Weigern schließlich aus der einen Aber»
legung heraus annahm, weil ihn die Hoffnung beseelte,
daß „vielleicht mancher beim betreten dieser Strafte den
Impuls empfangen konnte, in gleicher Weise dem Vaterlande und seiner schönen Hauptstadt nützlich zu werden".
And siehe, sein Beispiel zog an und fand tatsächlich Nach«
ahmer. So so» in einem späteren Aufsatz von Leonhard
Lcmg, der gleichfalls ein großer Wohltäter Innsbrucks
wurde, berichtet werden.
<5ine andere besondere Ehrung durch unsere Stadt wurde
Kreiherrn v, Sieberor zuteil, als er vom Gemeinderate als
50. E h r e n b ü r q e r der Stadt Innsbruck ausgenommen
wurde.

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Sieberer erfuhr auch die besondere Ehrung des Versprechens seitens der Stadt Innsbruck, ihm zu gegebener Zeit
e,n D e n k m a ! zu errichten. Er nahm zu diesem Projekts
eine ganz außergewöhnliche Stellung ein, indem er Zur Vedinqunq stellte, daß dafür kein Heller der Steuergelder der
^urgerschaft Innsbrucks verwendet werde. Er wollte die
hiesür erforderlichen kosten in der höhe von 100.000 Kronen
selbst tragen und lieft diesen seinen Willen vertraglich festlegen. Daraufhin stellte er die Mute! sicher und nahm dann
an der Projektverfassung für sein Siebere»Monument regen
Anteil lind Einfluß. Den Auftrag zum Entwurf einer
Überlebensgrosjen ßigur — ein wahres Abbild in Bronze —
erhielt Bildhauer Paumgartner, Vorstand der Steinbearbeitungs-ßachschule in Laas, ein guter Bekannter Sieberers.
Die Ausführung des Werkes wurde der Bildhauer-Hirma
Linser"s Söhne in Innsbruck übertragen. Das 2.80 Meter
hohe Standbild, welches das Denkmal nach oben abschließen sollte, und das Mode» des Denkmals ist noch zu Lebzeiten Sisberers fertig gestellt morden. Drei Gruppen am
Denkmale versinnbildlichten die edlen Lebensziele des großen Gönners Innsbrucks^ rechts waren zwei Greise mit
einer barmherzigen Schwester, links ein geistlicher Erzieher
mit zwei Waisenkindern angebracht, die rückwärtige Seite
zeigt die Jesuitenkirche mit den von Sieberer erbauten beiden Türmen. Das ganze Denkmal sollte in einer Gesamthöhe
von über neun Meter erstehen.
Gleich nach dem hinscheiden ßreiherrn v. Siebersrs trat
der Innsbrucker Gemeinderat zu einer außerordentlichen
feierlichen T r a u e r s i t z u n g
zusammen. Bürgermeister
Greil schilderte in einer bedeutsamen Rode das Leben und
Werk seines verewigten freundes. Veide Rathäuser trugen
5 l a g g e n s c h m u ck. Große
und
aufrichtige Trauer
herrschte in der Stadt, die dem Toten so vieles verdankt.
Alles, was zu gehen vermochte, strömte zur Leiche, die in
seinen Privatgemächern, ruhend auf einem prächtigen Katafalk, über den sich ein Valdachin breitete, aufgebahrt war.
Lins Vlumenfülle, wie sie in Innsbruck noch nie gesehen,
umgab den Leichnam. Die Begräbnisfeier, in mehrerer Hinsicht jener des Wiener Bürgermeisters Dr. Lueger angepaßt,
dauerte über zwei Stunden. Während der Pontifikal-Trauerfeier in der St. Jakobspfarrkirche brachte der Pfarrchor
Hem Toten zu Chren das M o z a r t " s c h e
Requiem
zur Aufführung.
Reminiszenzen an Freiherr v. Sieberer
Die ausfallendsten Charakterzüge Sieberers sind aus
dem bisher Gesagten unschwer zu entnehmen. Ausgestattet mit zahlreichen
hervorragenden
aber auch
menschlichen Eigenschaften, zählte er zu den interessantesten
tirolischen Persönlichkeiten
seiner Zeit.
Cr
unternahm
mehrere
größere Reisen, vorzüglich
zu
Studienzmecken,
insbesondere
wenn
es galt,
eines
seiner groften Wohltätigkeitsinstitute, ganz der Zeit und den
modernen Erfordernissen angepaßt, zu errichten- hierin
wirkte er in gewissem Sinne bahnbrechend. Halbheiten
mochte er um nichts in der Welt leiden. Auf Kunst un>d
Geschmack hielt er große Stücke. Streng hielt er fich cm
den Grundsatz! „Wer zahlt, schassl an." sinen ausdrücklichen
Hinweis verdient noch Sieberers persönliche Bescheidenheil.
6s erforderte eine lange Zeit und viel Überredung durch den
Bürgermeister lind Sparkassendirektor, die seine Pläne und
Absichten an erster Stelle erfahren durften, bis sich Sieberer
zur Annahme von Ehrungen entschloß. Auch seine An«
spruchslosigkeit mit der er, besonders im reiferen Alter,
durchs Lebe» ging, ist bemunoernsmert. Obwohl für ihn
alles, was sein herz begehrte, offen stand, pflegte er Einfachheit in allem und lebte, wie es hieß, in Verhältnissen
eines einfachen Mannes. Weltanschaulich gehörte Sieberer
den praktizierenden Katholiken an. Er machte aus seiner
Einstellung kein Hehl lind sicherte in seinem letzten Willen