Innsbruck Informiert

Jg.2002

/ Nr.4

- S.50

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S T A D T G E S C H I C H VU

Die Geschichte der
Heiligen Gräber in Innsbruck
D i e H e i l i g e n G r ä b e r in d e r F a s t e n - u n d O s t e r z e i t - i h r e
U r s p r ü n g e g e h e n in das I 5. J a h r h u n d e r t z u r ü c k - g e h ö r e n seit
J a h r h u n d e r t e n z u m ö s t e r l i c h e n B r a u c h . Sie s t e l l e n d i e H e i l s g e s c h i c h t e d a r , u m so d e n G l ä u b i g e n das G e s c h e h e n v o n G o l g o t h a
n ä h e r z u b r i n g e n . H e u t e g e l a n g e n sie w i e d e r z u n e u e n E h r e n .
Kaiser Joseph II. verbot 1782 eine
Reihe kirchlicher Festlichkeiten,unter
anderem auch die Grablegungszeremonien und Auferstehungsfeiern. Im
Jahr 1790, sechs Wochen nach dem
Tod des Kaisers, wurden die Heiligen
Aus dem Stadtarchiv
von Mag. Renate Mairoser
Gräber schon wieder aufgestellt.
Wahrend der bayerischen Herrschaft
in Tirol ( 1806-1814) kam es zu einem
neuerlichen Verbot dieses österlichen
Brauches. Nach dem Ende der bayerischen Herrschaft blühte der Brauch
neuerlich auf, bis er auf Grund verschiedener liturgischer Reformen in
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen Gemeinden aufgegeben wurde.
Iti Tirol trugen die Jesuiten wesentlich zur Verb reitung der Heiligen Gräber bei. Im Jahr 1628 gab es schon in
neun Kirchen Innsbrucks rechts des

Inns Heilige Gräber: St.-Jakobs-Pfarrkirche, Spitalskirche, Servitenkirche,
Wiltener Stiftskirche, Dreiheiligenkirche, Kapuzinerkirche, Regelhaus, Jesuitenkirche und Hofkirche.
Als großartigste religiöse Festdekoration aus der Barockzeit galt das ehemalige Grab der Stiftskirche zu Wilten.
Es war nicht nur das größte, sondern
auch das künstlerisch bedeutendste
Tiroler Grab. Ausgeführt wurde es
als Gemeinschaftsarbeit der beidenTiroler Barockkünstler Johann Martin
Gumpp d. J. und Johann Ferdinand
Schor im Jahr 1709. E)as ^.Jahrhundert galt als die fruchtbarste Zeit in
der Geschichte der Heiligen Gräber.
Es entstanden riesige Scheinarchitekturen, die das Leiden Jesu auf beeindruckende Weise bildlich vorspielen.
Ein imposantes Beispiel aus dieser Zeit
ist das in Anlehnung an das Vorgängergrab um 1820 in der St.-Jakobs-Pfarrkirche entstandene Heilige Grab. Mitte des 19. Jahrhunderts schuf der Ma-

1erJosefArnold zahlreiche Heilige Gräber, u. a. für die Jesuitenkirche, für die
Hofkirche, die Ursulinen, die JohannesKirche und die Igler Pfarrkirche.
Von vielen dieser Heiligen Gräber
sind kaum noch Reste vorhanden. In
den Jahren des Zweiten Weltkrieges
wurden die Holzkulissen des Heiligen
Grabes in der Wiltener Stiftskirche
als Brennmaterial verwendet. Das
Heilige Grab in der St.-Jakobs-Pfarrkirche w u r d e durch Bomben zerstört. Das Ostergrab der Jesuitenkirche wurde in der NS-Zeit verlagert
und wird heute zum Teil in Neustift
im Stubaital aufgestellt.
Seit einiger Zeit erfreuen sich die
Heiligen Gräber wieder großer Beliebtheit. Lange nicht mehr benutzte
Grabaufbauten werden aus den Depots herausgeholt, restauriert und aufgestellt. Die Aufrichtung erfolgt schon
zu Beginn der Karwoche oder erst am
Gründonnerstag. Die meisten bleiben
bis Ostermontag, einige bis zum
Weißen Sonntag stehen.
In folgenden Kirchen gibt es Heilige
Gräber. In der Alten Höttinger Pfarrkirche mit dem Heiligen Grab aus der
Johanneskirche, in der Mariahilfkirche,
in der Wiltener Basilika, in der Georgskapelle im Landhaus mit dem Heiligen Grab aus der Herz-Jesu-Kirche
und in der Pfarrkirche Igls.
Beispiele für die fortlebende Tradition des Brauches sind das 1950 von
Hans Andre für die Peregrini-Kapelle
der Servitenkirche geschaffene Ostergrab und das im Jahr 1967 entstandene Heilige Grab in der Dreiheiligenkirche von Wolfram Köberl.

B

esichtigung von Ostergräbern: Karfreitag, 29. März;
Treffpunkt: 14 Uhr, Höttinger
Kirchplatz; Ostermontag, I.April „Barocke Ostergräber";Treffpunkt:
14 Uhr, Bozner Platz; Auskünfte
bzw. Anmeldung: ,,Pcr Pedes"
Heiliges Grab in der Georgskapclle im Land-Heiliges Grab in der Peregrini-Kapellc der Ser0664/1243849 oder 27 30 96.
haus.
(Original Tiroler Kunstkataster) vitenkirche. (Original Bundesdcnkmalamt)

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I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - APRIL 2002