Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.6

- S.6

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Seite 6

dcv ^nldcohauptstadl

Obzlvar ich selbst durch Praktische Arbeit im Mim
chener Tiergarten und durch die Pflege vieler 3iere
ill meinem Heim Erfahrung sammeln, konnte, möchte
ich an dieser Stelle eiuen Fachmann von Weltruf,
Herrn Prof. Dr. Hediger, den Leiter des Baslcr Zoo
zn Worte kommen lassen. Den Direktor dieses Tiergartens zitiere ich vor allein deshalb, weil er von der
Gegenseite auch ill"s Treffen geführt wird und zwar
in einer Form, die einer mißverständlichen Anslegnng
einer von ihm veröffentlichten Arbeit gleich kommt.
Dies stellt Herr Prof. Dr. Hedigcr in eiuem Brief an
mich, den ich jeder Stelle vorlegen kann, ausdrücklich

fest.

I n seinem vorzüglichen Büchlein „Der zoologische
Garten als Asyl nnd Forschungsstätte" stellt Prof.
Hediger ill der Abhandlung „Was bedeutet das Gitter
für das Tier"? fest, daß loir bei der Beurteilung dieser
Frage nicht nach menschlichen Gefühlen beurteilen
dürfen. Das Tier auf die gleiche Stufe wie nns Menschen zn stellen, war seit jeher die Nrsache vieler Mißverständnisse.
Man geht fehl, wenn man glaubt die Freiheit sei für
das Tier die „goldene Freiheit". Nein, es lebt dort
geplagt von Ungeziefer in steter Angst vor Feinden,
in Sorge um das tägliche Brot und um Wasser.
Allsgesetzt den Uubildcn der Witterung, ja im Kampf
lliit seiuesgleichen, der Schwächere immer verfolgt
vom Stärkeren. Es ist tatsächlich ein Kampf nms Dasein, in eiller Form wie Nur Menschen sie nur in
schwersten Zeiten kennen. Das Tier in: Zoo jedoch
wird vom Pfleger voll allem Plagenden Ungeziefer frei
gehalten, es erhält regelmäßig sein Futter, es ist, wie
Prof. Hediger wörtlich sagt, „Grundbesitzer" gewor-

^

deil. Es weiß, in seinem Gehege ist es „Herr", dort
hat uiemaud anderer, mit Ausnahme des Wärters,
irgend etwas zn suchen, es hat sein Wasser, wird auch
all heißesten Tageil nie dürsten müssen. Es ist sicher
vor Feindell nnd ist der täglichen Sorge enthoben.
Anch die Erhaltung sollst ausgestorbener Tiere ist
alleili dell Tiergärten zu verdanken nnd als knltnrelle
Tat zu werte». Daß es heute noch dell Wisent gibt,
um nur ein europäisches Großticr zu erwähnen, ist
einzig nnd allein das Verdieilst verschiedener Tiergärten nnseres Kontinents. Daß, ini Kleinen gesehen,
diese Arbeit anch von Tierfreuudcn gewürdigt wird,
kann ich selbst aus praktischem Erfahrungen erzähleil.
Wie viele Tiere wurden mir doch im Verlaufe eines
Jahres gebracht. Der ermattete Schwarzstorch, der

angeschossene Weißstorch, Eichkätzchen, Ellisse, Eulen,

Raubvögel, Naben, Tanben, Schwalben, Siebenschläfer, es ginge ili die Dntzendc und aber Dutzende wollte
ich sie anfzählen und von meinen Mitarbeitern uud
mir oft ill mühevoller Arbeit gcsnnd gepflegt nnd zum
größeren Teil wieder in Freiheit gesetzt. Diese oft
langwierige Arbeit und das Futter wurde geleistet
ohne Uuterstützung eines Vereines. Es zeigt sich, daß
der Tierfrcnnd, hat er einen Tierfindling, eben nnr
zum praktischen Tierpfleger das nötige Vertrauen hat.
So ist jeder Zoo immer Anffaugstelle für unzählige
Patienten uud Schützlinge.
Grundsatz muß seiu, daß eiue tiergärtuerische Eiurichtuiig immer nach wissenschaftlichen Gesichtspuukten ausgerichtet ist. Zu bekämpfen sind, vom Stand
plllikt d^d Tierfreundes ans, Schaustelluugen ans
Jahrmärkten, wo Tiere oft ein unwürdiges Dasein
fristen müssen.

Der Kampf gegen die Tuberkulose
Dr. Leopold Unterrichter, städtisches Gesundheitsamt
Die Tuberkulose ist heute als die Voltskrantheit
anzusprechen; sie erfuhr durch die schlechte Ernährung
der Kriegs- uud Nachkriegszeit eine bedeutende Stei
geruug. Ihre Bekämpfuug ist von größtem Interesse
für die Gemeinschaft. Jedem Gesuudheitsamt, ob
staatlich oderstädtisch,ist daher eine Tuberkulose-Fürsorgestelle angeschlossen, so auch ill Innsbruck.
Die Aufgabe dieser Stelle ist es, möglichst restlos
die Tnberknlose zn erfassen und eiuer fachgemäßen Be
haudlung durch Privatärzte, Spitäler uud Heilstätten
zu;uführen nnd eine Wcitervcrbreitung zn verhinderu.
Die Ailsteckung erfolgt fast ausschließlich durch ausgehustete Bazilleu, welche entweder direkt voll dem
Nebenmeuschen eingeatmet oder sollst durch dell Staub
verbreitet werdeu. Damit zeigt sich auch gleich, daß
die Tuberkulose eug mit dem Wohuuugsproblem zii
sammcuhäugt, deuu je dichter gedrängt die Leute
wohueu, desto leichter ist die Ansteckung. Obschou die
Tuberkulose alle Körperorgaue ergreifen kann, so ist
doch die Lungentuberkulose die weitaus häufigste
(1:l5)); voll ihr geht auch die Austeckuug aus.
Vor allein ist es nötig, die Tnbcrknlosc nnd bcson
dcrs die der Lnngc so früh als möglich zn erkeuuen,
da die Frühbehaudluug bei weitem bessere Heilungs
anssichten bietet und die Ansteckungsgefabr vermindert
wird. Leider sind die Frühzeichen dieser Erkraukuugeu

sehr schwach uud unbestimmt, so daß wir voll den Be
sallenen eine Sclbstmeldung nicht erwarten dürfeu.
Wir müssen die Erkrankten in möglichst ausgedehnten
Bevölkeruugskreiseu selbst suchcu. Das Sicherste
wäre natürlich, die ganze Bevölkerung in gewissen
Zeitabständen durchlaufeud zu untersuchen. Dies ist
hellte für uns eine vorläufig uutragbarc finanzielle
iiiid personelle Belastnng. Man ist daher anders nnd
auch recht erfolgreich vorgegangen, z. B. wird die
ganze Umgebung eines neu gemeldeten Krallten untersucht, Ehegatten, Kinder, Eltern evt. anch Arbeltskameraden. Sehr häufig findet man danu die Ursache
der Erkraukung oder weitere Frischangesteckle, welche
ohne Ahnnilg ihres Zustandes sich unter ihren Mitbürgern bewegen. Sie alle werden einer sofortigen
Behandlung zugeführt. Es gibt Verschiedelle Haut
Proben, welche bei positiver Reaktion deu Verdacht
eiuer Tuberkuloseerkraukuug rechtfertigen. Diese Mög
lichkeit wird bei einer weiteren Suchmethode ansgie
big benützt. I n Kindergärten nnd den nnlerslen Voltsschulklassen werden an den Kindern die Proben reihenweise durchgeführt. Ist ein Kiud trank, so kann
die Infeltionsqnelle sehr häufig gefuudeu werdeu, da
sein Verkehrsbereich ja »loch klein ist. Oft sind die I n fektionsquellen ahnungslose Mütter oder Großmütter,
die dann sofort einer zweckmäßigen Behandlnng zn