Innsbruck Informiert

Jg.2001

/ Nr.9

- S.21

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Ferienparadies Wildmoos - ein
Werk unermüdlicher Idealisten
Der Ferienkolonieverein HöttingWildmoos feiert heuer seinen 80. „Geburtstag". Gut und gern 13.000 Kinder
haben hier im Laufe der Jahrzehnte erholsame Ferien verbracht.
Aus dem Stadtarchiv
von Wolfgang Weger
Nicht immer war es den Familien
möglich, Urlaub zu machen, nicht immer gab es organisierte Ferienangebote. Für viele Eltern bestand viele Jahre die große Sorge, wie sich ihre oft
kränklichen Kinder von den Strapazen
des Schuljahrs erholen konnten. Dafür
sorgte auf Anregung von G R Franz
Thurner jun. seit 1908 der Verein für
Ferienkolonien in Innsbruck mit Hilfe
der Spendenbereitschaft begüterter
Bürgerinnen und Bürger. Bei der Gründungsversammlung am 27. April 1908
wurde der Zweck umschrieben, „bedürftigen Kindern unentgeltlich die

Das war der Kinderturnus

1985.

Möglichkeit eines Landaufenthaltes
während der Schulferien zu bieten und
ihnen in der guten Landluft Erholung zu
verschaffen".
Eine große Menge von Bittgängen
und Vorsprachen war jedes Jahr aufs
Neue notwendig, um das G e l d für die
Lebensmittel, die Wassertransporte,
das Holz etc., aber auch für unerlässliche Instandsetzungsmaßnahmen und
Verbesserungen aufbringen zu können.
Der Beschluss, in Hötting eine eigene Ferienkolonie zu gründen, wurde im

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Rahmen einer öffentlichen Versammlung am 6. Juli 1921 beim „Rössl in der
A u " gefasst. Zum ersten Obmann des
Ferienkolonie-Vereins Hötting wurde
der Lehrer Bernhard Knab gewählt. In
der Folge wurde vom Verein für Ferienkolonien das Ferienheim Wildmoos
dem neuen Verein pachtweise überlassen. Bereits im Sommer 1922 konnten 20 Buben und 20 Mädchen von sieben bis 14 Jahren in zwei Turnussen
von jeweils 28 Tagen in Wildmoos Erholung finden. Die Auswahl der Kinder
folgte aufgrund ärztlicher Atteste über
den Gesundheitszustand sowie unter
Berücksichtigung der Wirtschaftslage
der Familie. Mit Subventionen von Land
und Bund sowie Spenden von Banken,
Lebensmittelgeschäften, Bürgerinnen
und Bürgern konnte das Geld für die
Verpflegung „zusammengekratzt" werden. Dazu kam die großzügige Zusage
vom damaligen Besitzer des Kerschbuchhofs, Engelbert Stolz, der Kolonie

über einen Zeitraum von acht Wochen,
vier Milchkühe kostenlos zur Verfügung
zu stellen. Für das leibliche Wohl der
Kinder sorgte die Kriegerswitwe Josefine Schenk.
Der Eröffnung der Kolonie fand am 9.
Juli 1922 statt. Bereits im zweiten Vereinsjahr konnte das Ferienheim Wildmoos dank einer großzügigen Spende
von einer Million Kronen gekauft werden. Immer wieder fanden sich auf Betreiben der engagierten Vorstandsmitglieder Spender und Wohltäter, die

dafür sorgten, dass erholungsbedürftige Innsbrucker Kinder in der guten Luft
und mit gesunder Ernährung Kraft tanken konnten.
Schon im dritten Vereinsjahr wälzte
der Vorstand Umbaupläne, die rasch
umgesetzt wurden. Die Gemeinde Hötting mit zehn Mio. Kronen sowie Land
und Bund halfen mit, den Umbau zu
realisieren. Der „Tiroler Anzeiger" wusste 1926 zu berichten, dass der von
Baumeister Achammer entworfene und
durchgeführte Umbau nun voll und
ganz den Anforderungen einer Ferienkolonie entspricht.
Ab 1. Juni 1927 wurde Wildmoos auch
als Frühstücks- und Jausenstation geführt und diente den Wanderern als Einkehrstätte. Dadurch wurde es möglich,
die jährlichen Zinsen für das aufgenommene Baukapital decken zu können.
1939 wurde der Verein aufgelöst und
das gesamte Vermögen in die N S V
überführt. Die Reaktivierung erfolgte
mit Bescheid vom 31. Dezember 1948.
1949 konnten wieder zwei Turnusse
mit je 60 Kindern nach Wildmoos geschickt werden. Es waren 35 Arbeiterkinder, 40 Prozent Angestelltenkinder,
20 Prozent Waisenkinder und 5 Prozent sonstige. Die Auswahl erfolgte
wieder durch das städtische Gesundheitsamt im Einvernehmen mit den
Schulleitungen Hötting, Mariahilf und
St. Nikolaus. In einem Artikel in der Tiroler Tageszeitung aus dem Jahr 1955
wird es als eine Besonderheit betont,
„dass den Kindern keine Portionen vorgegeben werden, sondern dass sich jedes Kind seinen Teller füllen lassen
kann, bis es satt ist".
Am 8. Juli 1956 erstrahlte Wildmoos
erstmals in elektrischem Licht. Petroleum- und Karbidlampen hatten ausgedient. In den Folgejahren, besonders
im Gefolge der Olympischen Winterspiele 1964, wurden immer wieder Erweiterungen und Modernisierungen
vorgenommen. Besondere Erwähnung
verdient dabei, dass zahllose freiwillige
Helfer in ihrer Freizeit kostenlos unzählige Stunden arbeiteten.

I N N S B R U C K INFORMIERT - S E P T E M B E R 2001