Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.6

- S.2

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1950_Amtsblatt_06
Ausgaben dieses Jahres – 1950
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Amtodlatt dcr Vandcohallptstadt Innsbruck
deutet hätte, dein die wertvolle St. Iakobspfarrtirche
nicht ausgesetzt werden durfte. Das Denkmalamt ha!
eben auch die Aufgabe, darüber z>: wachei:, daß „die
überlieferte Erscheinung uud kiiustlerische Gesamt
lvirkiu:g" eines Deilkmals gelvahrt »verde. W i r waren
der Ansicht, daß der beschlossene Weg der weitgehenden
Ergänzung und — wo es nicht anders ging — der
getreueu Kopie ein geringeres Waguis bedeutete als
die Neubemaluug durch einen modern schaffenden
Künstler.
Das; man die fehlende!: Teile der barocken Kanzel
und der Stukkaturen streng uach dem Vorbild des
alten Bestandes ergänzen mußte, leuchtet jedem ein.
W a r u m sollte mau beim Gesamtkunstwerk, das das
I n n e r e der Kirchs bildet, nicht nach dem gleichen P r i n zip vorgehen?
Die Notwendigkeit einer Rekonstruktion der Dekkengemälde Asams wird einem aber erst dann ganz
verständlich, wenn man sich die Fuuktion hochbarocker
Bilder im Räume vor Augen hält. Die wichtigste Aufgabe solcher Deckengemälde liegt darin, die reale Architektur illusiouistisch fortzusetzen und so den E i n druck einer Raumcrweiterung nach oben vorzutäuschcn. Die Malerei ist hier eine Dienerin der Architektur uud kann nicht als gesondertes Kuustwerk bo
handelt werden.
Daß der Entschluß zur Rekonstruktion richtig war,
beweist uus eiu Blick in die restaurierte Kirche und
die Fülle anerkennender Worte, die das fertige Werk
hellte loben.
Die Cutscheidung zu eiuer ergäuzeudeu Restanrierung der Deckeugemäldc wurde uns dadurch erleichtert,
ja überhaupt erst möglich gemacht, daß vorher iu
Wien eiu gauz ähulichcs Problem befriedigeud gelost
worden w a r : Eines der drei großeil Deckenbilder, die
Guglielmi 1701, i l l die , M o ß e Galerie" voi: Schloß
Schönbrunn genialt hatte, war gleichfalls durch Vom

ben zerstört worden. Hier, wo es sich gleichfalls nicht
darum handelte, ein einmal verloren gegangenes
Dcckenbild wieder zu besitzen, sondern dei: Ursprung
lichen Gcsamteindruck des Pruut"raumeö wieder
herzustellen, wurde
in dreijähriger
Rekoustruktionsarbeit das fehlende B i l d durch eine ge
nane
Kopie
ersetzt.
Da
diese
Arbeit
in
Schönbrnnn sehr befriedigend ansfiel, so mußte
sie auch in Innsbruck gelingen, nm so mehr, als
nus der Präsident des Bnndesoenkmalamtcs D r . O.
Demus den Hanfttrestaurator Herrn P a u l Ncckcndorfcr überließ, der iu Schönbruuu die uötigc Erfahrung
geivonnen hatte. Herr Reckeudorfer hat sich mit gro
ßem (beschick, Eifer uud Ciufühluugsvermögen seiner
schiverei: Anfgabe entledigt. Von seiner Hand stammen
die fignralen Ergänzungen in den beiden restaurierte:: Bildern in: Langhaus: S t . Jakob als Fürbitter
für Kirche, Reich, Land und Stadt sowie S t . Jakob
bittet für die leidende Menschheit. Als sehr erschwerend
bei dieser Arbeit erwies sich, daß die erhaltenen Fragmente der Asamfrcskeu erst gesichert und von Übcrmaluugen und Zersetzungen befreit werden mußten.
Anch die fignralen Partien des völlig ncugcmalten
Deckeubildes in: Querschiff sowie die Restaurierung
uud Ergänzung der vier Evangelisten in: Chor sind
Arbeiten Neckcndorfers.
Daß diese neuen Gemälde nicht den Anspruch er

Nummcr

heben können, als Originale C. D. Asams gewertel
",!> worden, ist klar. Auch mag zugegeben werden, daß
milnnter Ductus uud Kolorit mehr vom l!>. als vom
ltt. Iahrhnndert an sich hat. Aber im Großen fügen
sich die Crgäuzuugeu gut in den allen Bestand ein
nnd wnrde entschieden das Beste erreicht, was eben
bei einer Kopie erreicht werden kann. Cs sei anch noci,
auerkeuueud hervorgehoben, daß Reckendorfer wäh
rend der anstrengende»: Arbeit jeden vernünftigen Ciu
wand, jede berechtigte Kritik willig vertrug, ja oft
selbst große Partie:: seiner Malereien wieder herun
terschlng, um sie besser neu zu machen,
I h m stand ^ unterstützt von mehreren fleißigen
Mitarbeitern — ein Tiroler, der akademische Maler
Toni Kirchmeyr, zur Seite, der mit seiner großen Cr
fahrung uud Fertigkeit die riesigeu Schauarchiteklu
rei: uud dekorativen Teile der Deckengemälde ergänzte
oder neu schuf. E r hat allen Anlaß, ans fein gelungenes Werk stolz zu seil:.
Bein: B i l d über der Orgelempore arbeite» ferner
der akademische Maler K a r l K r a l von Wien mit,
während die Kartons für das völlig nengrmalle Bild
iu der Vierung der talentierte junge ^nnslnucler
Künstler Wolfram Köberl anfertigte, der anch einige
sehr beachtenswerte Probe:: seines Könnens in zwei
kleinen Bildern in den beiden lHurtbögen über den
Oratorie:: i n : Presbyterium uud i l : del:"vier Oval^
bilden: in der Vierung ablegte.
Das Znsammenstimmen der alten nnd neueu Teile
der Deckengemälde war anch Anfgabe des leitenden
Restanrators P a n l Reckendorfer, der dabei gegen
Schluß voi: dell: Wieuer Restaurator Arthur Si"lhs
unterstützt wnrde.
Z u bemerken wäre noch, daß die Kirche heute erheb
lich Heller wirkt als vor »dem Krieg. Das Kirchen
innere war 18!w/!11 von Albrecht von Felsburg uach
den: damaligen Zeitgeschmack renoviert worden, wobei
nicht nnr der Wandton dunkler gehnlteu, soudern auch
die meist wcißeu Stukkatureu reich brouziert worden
waren. Aber anch die Deckenbilder Asams waren
damals stark übermalt wordcu, wobei eil: warmer,
bräuulicher Gesamttou deu ursprüuglich hellen nnd
kühlen Charakter verfälscht hatte. Besonders deutlich
trat dieser Unterschied bei der Entfernung der Über
malnng i l : den acht ovalen Medaillons im Langhans
zn Tage, die hente den hellen Originalton zeigen,
Es ist klar, daß anläßlich der jetzigen Restanrierung
getrachtet wnrde, dem ursprünglichen Gesamlcharalter
wieder möglichst nahe zn kommeu.
l i m die lebeudige Kuust zi: Wort komnicu m lassen,
einschloß sich der Propst voi: St. Jakob, im Bogenfeld
über den: Hochaltar an Stelle des beschädigten Wand
gcmäldes voi: Josef Arnold eil: ueues B i l d voi: Hans
Andre schaffen zu lassei:. Die künstlerischen Oualitätcn
dieses Bildes seicu auerkaunt. War das (hcmäldc der
Verkläruug Christi vou Aruold langweilig lind matt,
so ist das B i l d Andres, das eine Komposition um das
Lamm Lottes znm I n h a l t hat, bewegt uud farbeu
freudig. Gerade diese an sich lobenswerten Eigen ^
fchaften erscheinen mir aber an dieser exponierten
Wandfläche nicht gan; unbedenklich. Das Kolorit
des Bildes weicht merklich von jenen: der Deckenbilder
ab nnd zeigt, wie schwer es ist, etwas Neues in einen
alten Rabmeu einmfügen.