Innsbruck Informiert

Jg.2001

/ Nr.7

- S.21

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Das Mühlauer Wappen
und der Dorfbrunnen

cherchen. Einerseits war zu klären, welchen angemessenen Aufstellungsort
der in den Straßenraum hineinragende
Dorfbrunnen erhalten, und andererseits, welches Stadtteilwappen den Eingangsbereich der Schule zieren sollte.
Im Gegensatz zu anderen Innsbrucker Stadtteilen, welche in den vergangenen Jahren ein neues Stadtteilwappen bekommen haben, lässt sich in
Mühlau auf eine in der Vergangenheit
bereits mehrfach verwendete W a p pendarstellung zurückgreifen. Bereits
am 21. März 1848 hatten Mühlauer
Schützen „mit eigener Fahne" an einem
Fackelzug zur Feier der kurz zuvor vom
Kaiser angekündigten Beratung zur
„Konstitution des Vaterlandes" teilgenommen, wie uns der Chronist Gottfried Pusch in seiner tagebuchartigen
Innsbrucker Chronik überliefert. Diese
Fahne trug noch kein Mühlauer Wappen, sie war der Zeit entsprechend

schwarz, rot, gold. Acht Jahre später
aber war auch ein Wappen vorhanden.
Im Innsbrucker Zeughaus hat sich ein
Album mit folgendem Titel erhalten:
„Dem Schützen Vereine zu Mühlau gewidmet von Schützenrathe Johann
Schmid, Assistenten der tirolischen
Nordbahn 1856". Das an die Privatschützengesellschaft Mühlau erinnernde Album enthält erstmals für uns greifbar eine Darstellung des Mühlauer
Wappens: ein frei schwebendes helles
Mühlrad in blauem Schild.
Die älteste derzeit bekannte Darstellung des Gemeindewappens auf rotem
Hintergrund befindet sich im Depot der
Mühlauer Pfarrkirche. Ein mit der Jahreszahl 1900 versehenes und 1903 der
Pfarrkirche gewidmetes Ölgemälde von
Max Gheri zeigt das Mühlrad jedoch
nicht frei schwebend, sondern von
Wasser angetrieben. Es handelt sich
bei diesem Bild im Übrigen um ein verschollen geglaubtes bzw. im 1995 erschienenen Band LII/2 der Österreichischen Kunsttopographie als nicht
mehr erhalten bezeichnetes Gemälde.
Von 1903 bis mindestens 17. September 1956 (dieses Datum ist auf entsprechenden Hochzeitsfotos erhalten)
war es am Hochaltar der Mühlauer

Mit Absicht schräg auf der Brunnensäule
montiert begrüßt das Mühlrad die am Dorfplatz
Ankommenden.

Die älteste derzeit bekannte
Darstellung
des Mühlauer Wappens mit rotem Hintergrund.

Die Umgestaltung des Mühlauer
Hauptplatzes und die damit verbundene Neugestaltung des Volksschuleinganges erforderte auch historische ReAus dem Stadtarchiv
von Andreas Rauch

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Pfarrkirche zu sehen, und im Zuge der
Dorfplatzrecherchen hat es sich als gut
im Pfarramt aufgehoben erwiesen.
Wenn auf den aus den 1930er Jahren
stammenden Hochaltarfotos lediglich
eine Madonnenstatue am Altar zu sehen
ist, so bietet sich als mögliche Erklärung
die Aufstellung eines Marienaltars an,
wobei das Altarbild anscheinend mit einem Vorhang überdeckt wurde.
Im Besonderen war bei der Dorfplatzgestaltung aber auf die den
Mühlauern wohl vertrauteste Wappendarstellung Rücksicht zu nehmen. Es
ist dies das Mühlrad auf der 1929 von
Architekt Willi Stiegler errichteten neuen Brunnensäule in Mühlau. Um dieses
diagonal auf der Brunnensäule stehende Mühlrad rankt sich eine kleine Anekdote: Angeblich hat der in der AntonRauch-Straße Nr. 21 wohnende
Bäckermeister Bobner einen beträchtlichen finanziellen Beitrag zur Errichtung
derselben geleistet. Um aber auch optisch von der Neugestaltung mehr zu
haben, soll er verlangt haben, dass das
Mühlrad so gedreht werden müsse,
dass er es von seinem Haus aus frontal zu Gesicht bekäme. Dies wurde in
der Folge auch tatsächlich so durchgeführt. W e n n auch die Entscheidungsfindung über die Stellung des
Mühlrades vermutlich komplexer abgelaufen ist, als uns überliefert, so ist doch
zumindest eines festzuhalten: Für den
aus der Anton-Rauch-Straße nach
Mühlau Kommenden bietet nur die gewählte Lösung eine volle Ansicht des
Mühlrades, und dies war mit Sicherheit
beabsichtigt. Bei der Gestaltung des
Mühlauer Dorfplatzes waren somit alle
Varianten, welche den Brunnen in die
Mitte des Hauptplatzes stellen wollten,
zu verwerfen. Allen diesen Vorschlägen
war eines gemeinsam, es fehlte der historische Bezug. Deshalb wurde der
Brunnen nur geringfügig (2 m gegen
Norden, 3 m gegen Westen) aus dem
Straßenraum weggerückt. Die Brunnensäule steht aber weiterhin in der verlängerten A c h s e der Anton-RauchStraße.

INNSBRUCK INFORMIERT - JULI 2001